MillernTon
·5 de diciembre de 2025
1. FC Köln: Verein und Fanszene

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Für den FC St. Pauli geht es am Samstag erneut nach NRW zum 1. FC Köln. Wir schauen uns Fans und Verein mal genauer an. Titelbild: Christof Koepsel / Getty Images via OneFootball
Am Samstag geht es für den FC St. Pauli in der Bundesliga weiter gegen den 1. FC Köln. Bereits am Dienstag im DFB-Pokal hat Braun-Weiß in NRW bei Kölns großem Erzfeind Borussia Mönchengladbach gezeigt, wer am Rhein nun das sagen hat. So soll es am Samstag natürlich weitergehen, auch in der Bundesliga. NRW neues Baden-Württemberg und so… naja, zurück zum Thema: Wenn man an Köln denkt, fallen einem mit Sicherheit Kölsch, Karneval, der Geißbock Hennes und eine Vereinshymne ein, die wirklich nur Kölner verstehen. Schauen wir mal genauer, was den 1. FC Köln noch ausmacht.
Der 1. FC Köln entstand 1948 durch den Zusammenschluss der Kölner Stadtteilvereine Kölner Ballspiel-Club 01 und Spielvereinigung Sülz 07 zurück. Franz Kremer hat die Fusion angeregt und wurde der erste Präsident des neuen Vereins. Sein Ziel war von Anfang an, mit dem Clubs über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreich zu sein. Und der Plan ging nach ein paar Jahren auf: Die Kölner setzten auf moderne Infrastruktur, stellten als erster Club einen eigenen Torwarttrainer ein und setzten mit dem „Kölner Modell“ auf die Nachwuchsförderung. 1962 holten sie ihren ersten Titel: die Deutsche Meisterschaft.
Ein Jahr später wurde der 1. FC Köln zum Gründungsmitglied der Bundesliga und gewann in der ersten Saison 1963/64 den ersten Bundesligatitel. 1968 und 1977 folgten die ersten beiden Pokalsiege. Im Jahre 1978 gelang dem ersten 1. FC Köln sogar das Double mit Meisterschaft und Pokalsieg. Außerdem stand man 1986 im UEFA Pokalfinale gegen Real Madrid, unterlag diesen allerdings. Der letzte Titel der Kölner ist der DFB-Pokalsieg 1983. Gegen den Stadtrivalen Fortuna Köln gewann der FC mit 1:0.
Die Jahre der Titel und Erfolge nahmen für den 1. FC Köln damit erstmal ein Ende. Ab den 90er Jahren und vor allem im Laufe der 2000er Jahre entwickelte sich der Effzeh zu einer Fahrstuhlmannschaft. Die Saison 1997/98 endete mit dem Abstieg der Kölner in die zweite Bundesliga. Den Wiederaufstieg schafften sie unter Trainer Ewald Lienen in der Saison 1999/00. Lienen blieb bis 2002. Aus der Jugend gekommen, startete 2003 Lukas Podolski beim 1. FC Köln seine Profikarriere. 2006 wechselte er zwischenzeitlich zum FC Bayern, kehrte 2009 aber zurück und spielte bis 2012 wieder in Müngersdorf. Heute gilt er als Kölner Vereinslegende.
In den 00er Jahren fuhr der 1. FC Köln mit vier Abstiegen und drei Aufstiegen ordentlich Fahrstuhl, auch in den 10er Jahren gab es zwei Abstiege. Der direkte Wiederaufstieg wurde zu dieser Zeit aber immer geschafft. In der Saison 2017/18 spielte man sogar wieder international in der Europa League. In der selben Saison folgte allerdings der erneute Abstieg in die zweite Bundesliga. Einen direkten Wiederaufstieg und einen weiteren Abstieg 2023/24 später spielt der 1. FC Köln in dieser Saison nun wieder in der ersten Bundesliga mit und befindet sich aktuell auf dem zehnten Tabellenplatz.
Der Geißbock Hennes gehört neben Adler Attila von Eintracht Frankfurt zu den zwei lebenden Maskottchen deutscher Fußballvereine. Denn 1950 wurde dem Effzeh von der Zirkusdirektorin Carola Williams ein Geißbock als Glücksbringer überreicht. Der Name „Hennes“ ist auf den ersten Trainer, Hennes Weisweiler, zurückzuführen. 1970 führte der Tod von Hennes II. zu Gerüchten, Fans von Borussia Mönchengladbach hätten ihn vergiftet. Tatsächliche Todesursache soll aber ein Schäferhund gewesen sein. Seit August 2019 ist Hennes der IX. bei den Heimspielen des 1. FC Kölns zu sehen. Sein sonstiges Leben verbringt Hennes der IX. im Kölner Zoo.

Kölner Südkurve vor dem Heimspiel gegen Bayern München am 29. Oktober 2025. // (c) Lars Baron / Getty Images via OneFootball
Der 1. FC Köln hat heute über 150.000 Mitglieder und weltweit über 1000 Fanclubs. Die organisierte Fanszene findet sich im Müngersdorfer Stadion (RheinEnergieStadion) auf der Südkurve wieder. „Südkurve 1. FC Köln e.V.“ nennt sich der Zusammenschluss aller Fanclubs der Südkurve mit dem Ziel der Vernetzung und des Austausches. Die zwei bekanntesten Ultra-Gruppierungen des 1. FC Köln sind die Wilde Horde 96 und Coloniacs. Die Boyz Köln sind eine ehemalige Ultra-Gruppierung des 1. FC Köln. Diese lösten sich auf, nachdem Gladbachfans ihre Auswärtszaunfahne entwendeten.
Die Wilde Horde besteht bereits seit 1996 und gehört somit zu den ältesten Ultra-Gruppierungen Deutschlands. In der 2009 erschienen 33. Ausgabe ihres Kurvenflyers „Schwaad Lappe“ (weitere ältere Ausgaben sind auf der Seite der WH zu finden) sprach die Wilde Horde über ihr Verständnis von Ultra und über ihre Liebe und Verbundenheit zur Stadt Köln. Und mit dieser Liebe zur Stadt wollen sie auch was zurückgeben, schreibt WH im Kurvenflyer. Unter anderem mit „Horde Karitativ“ setzt sich die Wilde Horde bis heute für soziale Projekte in der Stadt Köln ein. Auch Engagement für Antirassismus beschreiben sie im Kurvenflyer. „Die Gruppe will ihre Belange auch aus dem Stadion heraus in die Gesellschaft tragen, um so Veränderungen herbeizuführen. Sie möchte den kulturellen Diskurs innerhalb ihrer Stadt mitbestimmen […]“, so WH. Bereits 2009 spricht die Gruppe von etwa 700 Mitgliedern.
Im Jahre 2016 feierte die Wilde Horde ihr 20-jähriges Jubiläum. Mit einer detailreichen Choreo über die gesamte Südkurve bildeten sie unter anderem das Müngersdorfer Stadion ab, sich selbst, die Junge Horde und ihre Freunde der Supras Auteuil (Paris Saint Germain) sowie einen zerstörten Gladbacher Bus. Auch die Schattenseiten des Fußballs wurden in der Choreo thematisiert. Vorne am Zaun war zu lesen: „Der Schlüssel zur Unsterblichkeit ist es, ein Leben zu führen, an das man sich erinnert“. Klickt Euch mal durch die Fotos, man findet immer wieder ein neues Detail.

Südkurve vor dem Pokalspiel gegen Hertha BSC am 4. Dezember 2024 im Müngersdorfer Stadion.
// (c) Pau Barrena / Getty Images via OneFootball
Die Gruppe Coloniacs entstand 2009, aufgrund von Differenzen innerhalb der Wilden Horde. Einige Mitglieder setzten sich daraufhin ab, gründeten zunächst die „Sektion Müngersdorf“, aus der später eine eigenständige Ultra Gruppe „Coloniacs“ entstand. Auf ihrer alten Webseite (das nun als Archiv der Jahre 2009-2022 fungiert) positioniert sich Coloniacs als eine antirassistische und politische Gruppe. Sie schreiben: „Wir sehen uns als Ultras und damit als politische Menschen. Unsere Anliegen lassen sich nur durch politisches Handeln verwirklichen und sind dementsprechend motiviert“ Im „Kalendresser“, das es als Fanzine, Podcast und als Live-Format gibt, sind (Fußball-)politische Themen immer wieder präsent (Empfehlung von mir: Podcast-Folge 4 zu Frauen im Fußball :)). Aber auch die eigene Geschichte der Ultra-Szene in Köln wird unter anderem im Podcast behandelt. Den Kalendresser Compact, der als Kurvenflyer ausgegeben wird, ist auch online verfügbar. Ansonsten pflegt auch Coloniacs eine Freundschaft zu Supras Auteuil aus Paris sowie freundschaftliche Kontakte zu den Pariser Gruppen Virage Auteuil und Tribune G. Interessant ist dabei, dass einige Pariser Gruppen, darunter auch Supras Auteuil, vom französischen Innenministerium verboten wurden. Die Freundschaften zur Wilden Horde und zu Coloniacs besteht weiter. Außerdem ist Coloniacs mit der Florenzer Gruppe Ultimi Rimasti Lebowski befreundet. Die Freundschaften beschreibt Coloniacs auch auf ihrer Webseite. Feindschaften der Kölner sind bekanntermaßen die zu Borussia Mönchengladbach, die in dem ein oder anderen Fahnenklau gipfelte. Das könnt Ihr alles bei Verein und Fanszene Gladbach nachlesen. Auch zu Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen haben die Kölner Fans ein angespanntes Verhältnis. Gegen Bayer Leverkusen widmeten sie ihrer Feindschaft sogar einer „Gruppe Anti Lev“-Choreo.
Mit Sicherheit kann man über die Kölner Fanszene noch so einiges mehr erzählen, wie zum Beispiel zu ihren Proteste zum Erhalt und Ausbau des Geißbockheimes oder auch über ihren Einsatz gegen die geplanten Maßnahmen der Innenministerkonferenz, zum Beispiel mit Spruchbändern und Pyroshow gegen Eintracht Frankfurt (die leider durch dumme Aktionen der Frankfurter überschattet wurde).Sportlich wird das für den FC St. Pauli wohl auch keine einfache Aufgabe. Die Erwartungen nach dem Pokalsieg am Dienstag sind hoch, ob die in der Bundesliga gegen aktuell recht stabile Kölner auch erfüllt werden, wird sich am Samstag zeigen. Ich bin noch ein wenig pessimistisch, würde mich über ein Unentschieden auch freuen. Wir werden es sehen.
Immer weiter vor!// Nina
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