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·18 de junio de 2025
BVB mit Messi unter einem Dach – aber beide trennen Welten

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·18 de junio de 2025
Das Türschild ist ein Quadratmeter groß und verrät schon aus sicherer Entfernung, wer hier zur Untermiete eingezogen ist: die Mannschaft von Borussia Dortmund. Das Gebäude hinter der Palmenreihe sieht nicht spektakulär aus, aber auch bei dieser Immobilie zählt: Lage, Lage, Lage.
Bei der Klub-WM in den USA hat der BVB sein Trainingsquartier an der vielleicht wertvollsten Adresse des amerikanischen Fußballs bezogen: auf dem Klubgelände des Messi-Klubs Inter Miami CF direkt am Stadion. Die Adresse lautet: 1350 NW 55th St, Fort Lauderdale.
Am Montagmorgen, am Tag vorm ersten Turnierspiel gegen Fluminense, versprach die offizielle Terminplanung des Weltverbandes Fifa eine Begegnung der dritten Art. Der Hausherr war zu Hause und sollte um 9.30 Uhr trainieren. Und tatsächlich: Lionel Messi erschien pünktlich.
Nur: Die Sicherheitsleute taten alles, damit es zu keinem Treffen kommt. Eine Viertelstunde lang durfte ein halbes Dutzend Medienvertreter zusehen, wie der Weltmeister von 2022 und einst beste Spieler auf Erden seine Mitspieler beim Aufwärmspielchen „Fünf gegen Zwei“ narrte.
Danach war die Peep-Show beendet. Journalisten runter vom Rasen, zurück auf den Parkplatz, hinter die Absperrung – jetzt kommt der BVB. Der Weg führte in die entgegengesetzte Richtung von Messi auf einen zwar benachbarten, doch mit Sichtschutz abgetrennten Trainingsplatz.
Jeder zufällige Kontakt mit dem GOAT, ein persönliches Wort unter Profikollegen: unmöglich. Als ihr Training um 10 Uhr begann, sahen die Borussen Messi nicht einmal. Borussia Dortmund unter einem Dach mit Messi – aber Welten trennen das Messi-Universum vom schwarzgelben Kosmos.
Offenbar gab’s bei Messi kein gesteigertes Interesse an einem kurzen Hallo. Man fragt sich schon: Wäre er auch bei Bayern München auf Distanz geblieben? Fakt ist: In Florida ist der zweitgrößte deutsche Bundesliga-Verein keine große Nummer. Man spürt’s bei jeder Gelegenheit.
Trainer Niko Kovac hatte sich am Sonntagnachmittag eine Auszeit am Strand gegönnt. Als er nach zwei Stunden ins Mannschaftshotel Four Seasons zurückkehrte, gestand er Geschäftsführer Aki Watzke in der Lobby, niemand habe ihn beim Sonnenbaden erkannt und angesprochen.
Auch die Autogrammjäger vorm Luxushotel in Fort Lauderdale lauerten nicht etwa auf Torjäger Serhou Guirassy, Neuzugang Jobe Bellingham oder Nationalspieler Pascal Groß, sie gaben zu: „Wir warten aufs Eishockey-Team.“ Die Edmonton Oilers, NHL-Finalist, sind zufällig im selben Hotel.
So ganz kann man das alles nicht verstehen. Denn genauso Fakt ist: Borussia Dortmund hat eine erstaunliche Bilanz vorzuweisen. Seit einem Jahrzehnt spielt der BVB durchgehend Champions League, was nur sieben anderen Klubs mit viel größerem Personalbudget gelungen ist.
In einem Atemzug mit Real Madrid, Manchester City und Paris Saint-Germain – darauf darf Klubboss Watzke stolz verweisen, wenn seine jahrelange Arbeit wie zuletzt beim Machtkampf um das Präsidentenamt hinterfragt wird. Sein BVB gehört zu Europas Klub der Besten.
Auch hat Watzke maßgeblich geholfen, dass die Uefa ihren Widerstand aufgab und die Fifa die neue Klub-WM in den USA überhaupt austragen darf. Das Ergebnis: Borussia Dortmund nimmt als zweiter Bundesliga-Repräsentant neben Bayern teil. Auch das: keine Selbstverständlichkeit.
Der Verein hat keinen Millionen-Investor im Kreuz und keine Weltstadt als Heimat. Der BVB ist der Kleinste unter den Großen. In ganz Europa weiß man die Entwicklungshilfe zu schätzen, die Superstars wie Jude Bellingham (Real Madrid), Erling Haaland (ManCity) und Ousmane Dembélé (PSG) produzierte.
Aber in Amerika? Beim Training zugegen: zwei Journalisten aus Deutschland, ein TV-Kamerateam von DAZN, dazu ein ausländischer Kollege, der ein bisschen neugierig war. Ansonsten: Ruhe am Spielfeldrand. Keine US-Zeitung, kein Ami-Sender, nicht mal ein Spion vom nächsten Gegner.
Als Stunden später in der VIP-Lounge des Inter-Stadions ein neues Erfrischungsgetränk mit Gatorade-Geschmack und Messi-Bezug vorgestellt wurde („Messi Mas+“), wetteiferte die halbe Medienwelt um die besten Kameraplätze in der Pressekonferenz. Da war der Teufel los.
Borussia Dortmund muss das nicht kümmern. Die Klub-WM ist ja die beste Gelegenheit, sich internationalem Publikum außerhalb von Europa vorzustellen. Ein Sieg heute Abend gegen die Brasilianer von Traditionsklub Fluminense Rio de Janeiro – und alle Welt spricht vom BVB.
Außerdem gab’s durchaus prominenten Besuch beim Training. Der Songwriter Patoranking hatte sich in ein BVB-Trikot gezwängt und schlug auf, weil er wusste, dass er Fans unter den Spielern hat. Die Begegnung mit der Mannschaft lief herzlich und reichte allen. Wer ist schon Messi!