MillernTon
·20 de julio de 2025
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Jackson Irvine äußert sich zu Vorwürfen um das Tragen eines „FC Palestine“-Trikots. Eine explizite Entschuldigung fehlt dabei.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Ein Kommentar von Tim.
Vorweg: Es muss möglich sein, dass die beiden folgenden Sätze nebeneinander stehen, ohne, dass sie sich gegenseitig ausschließen: Fuck Hamas! Fuck Nethanjahu! Das Leid vieler Menschen im Nahen Osten ist riesengroß und kaum zu ertragen. Alle, die daran beteiligt sind, dieses Leid nicht zu lindern, sondern zu verlängern und/oder zu intensivieren, sind scheiße. Darin sollten sich alle einig sein.
Es sind Wochen vergangen, seit sich Jackson Irvine massiven Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt sah. Der Auslöser (oder bessergesagt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte) war eine Story in den Sozialen Medien. Irvine trug auf einem Festival ein Trikot der Modemarke „FC Palestine“. Darauf zu sehen: Der Nahe Osten ohne Israel. Ist das antisemitisch? Für viele stellte sich die Frage gar nicht, sie warfen Irvine Antisemitismus oder zumindest eine Nähe dazu vor.
Nun erklärte Jackson Irvine im Trainingslager in Flachau in Bezug auf das Tragen des T-Shirts (laut Medienvertretern sichtlich angefasst): „Ich habe das Shirt als Zeichen der Solidarität für die Menschen in Palästina und in Gaza getragen, die derzeit unter unbeschreiblichen Gräueltaten leiden.“ Es ist glaubhaft, dass Irvine das Leid der Menschen in Gaza nahegeht. Es ist auch richtig und wichtig, auf dieses Leid aufmerksam zu machen, denn was in Gaza passiert, ist nur schwer zu ertragen.
Angesprochen auf die Kritik am Tragen des T-Shirts sagte er, dass er froh sei, sich dazu äußern zu können und dass er den Antisemitismus-Vorwurf als „zutiefst beleidigend und verletzend empfunden“ habe. Denn: „Ich habe nichts getan in meinem Leben und seit ich in diesem Verein bin, das in irgendeiner Form diskriminierend war oder hasserfüllt gegenüber irgendeiner Gruppe von Menschen. Ich habe bei der Betrachtung von Problemen immer den Blick der Humanität an erste Stelle gestellt.“
Nun hat das Ablichten im „FC Palestine“-Trikot für kontroverse Diskussionen gesorgt. Irvine hat dazu laut eigener Aussage mit dem Verein gesprochen, hat viele kritische Rückmeldungen erhalten und wochenlang Zeit gehabt, sich dazu Gedanken zu machen, warum ihm Leute Antisemitismus vorwerfen. Er hatte nun die Möglichkeit, diesen Vorwurf zu entkräften, jenen Vorwurf, den er als „zutiefst beleidigend und verletzend empfunden“ habe. Er hätte sich davon abgrenzen können, indem er explizit erklärt, dass es ihm nicht darum ging, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen, dass es ihm leidtue, wenn er damit Menschen verletzt habe. Genau das fehlt aber in seinen Worten, genau das hat er nicht getan.
Jackson Irvine ist ein besonderer Fußballer. Weil er sich zu vielen politischen Themen äußert und das in zumeist sehr passender Art und Weise. Irvine weiß um die Bedeutung, um das Gewicht der Worte und Taten von Profisportler*innen und er kann sich gewählt zu politischen Themen äußern. Gerade deshalb ist nicht davon auszugehen, dass er beim Thema Nahost-Konflikt (trotz aller Emotionalität) arglos agiert, Dinge tut, die missverstanden werden können. Es ist entsprechend auch davon auszugehen, dass er sich seiner Taten und gesprochenen Worte voll bewusst ist und sie auch bewusst so gewählt hat.
Nun hat er darauf verzichtet, explizit um Entschuldigung zu bitten, hat sich stattdessen in eine Opferrolle begeben. Dabei ist es durchaus möglich, dass Jackson Irvine seine Worte, dass er das Trikot getragen habe, um auf das Leid der Menschen in Gaza aufmerksam zu machen, bereits als Distanzierung von den Vorwürfen versteht. Aber das sehen viele anders. Warum?
Viel könnte damit zusammenhängen, in welcher Bubble Jackson Irvine sich bewegt. Er hat bei Celtic Glasgow gespielt und scheint von dort viel mitgenommen zu haben. Das dürften alle, die mit Celtic-Fans das Thema Nahost-Konflikt schonmal persönlich besprochen haben, bestätigen. Irlands Beziehung zu Israel ist schwierig, der Nährboden für Antisemitismus stark ausgeprägt. (Edit: Dieser Satz wurde geändert, zuvor war dort zu lesen: „Antisemitismus ist in Irland stark ausgeprägt). Wem zum Beispiel (wie auch Irvine) die Bands IDLES, Massive Attack, Fontaines D.C. und Kneecap etwas sagen, die/der dürfte bereits festgestellt haben, dass diese sehr klar Position beziehen – und diese Positionen, auch wenn diese Bands ihre Worte anders verstehen, eine gewisse Nähe zum Antisemitismus aufweisen. Will sagen: Jackson Irvine bewegt sich mutmaßlich in einer Bubble, die den Nahost-Konflikt deutlich anders einordnet, in Teilen antisemitische Tendenzen zeigt, aber davon überzeugt ist, nicht antisemitisch zu sein. Er reproduziert einige der dortigen Sichtweisen und es ist, warum auch immer, trotz Gesprächen bisher nicht gelungen, ihm aufzuzeigen, dass diese Sichtweisen außerhalb der Bubble anders aufgefasst werden.
„Ich bin froh, dass sich auf gewisse Weise der Sturm gelegt hat“, erklärte Jackson Irvine in Bezug auf die Kritik an der Aktion mit dem „FC Palestine“-Trikot. Doch solange auf diese Aktion keine explizite Distanzierung von den Vorwürfen folgt, dürfte er mit dieser Einschätzung falsch liegen. Solange wird das Thema den FC St. Pauli und Jackson Irvine weiterhin begleiten.
Fuck Hamas! Fuck Netanjahu!// Tim
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