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Justus Pludra·9 de septiembre de 2025
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Justus Pludra·9 de septiembre de 2025
Vier Pflichtspiele, vier Siege. Die bisherige Bilanz von Thomas Tuchel als englischer Nationaltrainer ist makellos. Trotzdem nimmt die Kritik an dem Deutschen immer weiter zu. Das Spiel am heutigen Abend gegen Serbien wird deshalb schon zu einer großen Prüfung für den ehemaligen BVB- und Bayern-Coach - in dem es um viel mehr geht als nur das Ergebnis.
Nach dem zweiten verlorenen EM-Finale in Folge war Gareth Southgate im Juli 2024 als Trainer der Three Lions zurückgetreten. Dass auch er zwei Mal denkbar knapp daran gescheitert war, die Titelsehnsucht des Weltmeisters von 1966 zu stillen, war ein gewichtiger Punkt. Mindestens ebenso entscheidend für sein Aus war aber der erratische Spielstil, dem er einer mit fußballerischer Extraklasse gespickten Mannschaft aufzwang.
Nur zu gewinnen wird dem Stolz des selbsternannten Mutterlandes des Fußballs nicht gerecht. Damit die Nationalelf wieder begeistert, sprang die Football Association (FA) sogar über den eigenen Schatten und verpflichtete erstmals einen Übungsleiter vom Dauerrivalen aus Deutschland.
Und Tuchel, der seit seinem Triumph in der Champions League mit Chelsea 2021 höchstens Ansehen auf der Insel genießt, legte mit ordentlich Selbstbewusstsein los. Im März kritisierte der 52-Jährige bei 'ITV' die Handhabe seines Vorgängers unmissverständlich. „In meinen Augen hatten sie mehr Angst, aus dem Turnier [EM 2024, Anm. der Red.] auszuscheiden, als dass sie die Begeisterung und den Hunger hatten, zu gewinnen.“
📸 Carl Recine - 2025 Getty Images
Anschließend erklärte der Fußballehrer, was er im Detail meinte: „Die Identität, die Klarheit, der Rhythmus, die Wiederholung von Spielmustern, die Freiheit der Spieler, die Ausstrahlung der Spieler, der Hunger.“
Schlecht für ihn: Es sind ziemlich genau die Punkte, die jetzt auch nach den ersten Spielen unter seiner Führung kritisiert werden.
Gegen die Fußball-Kleinkaliber Albanien (Weltranglistenplatz 68), Lettland (137.) und Andorra (174.) war ein 3:0 das höchste der Gefühle für das Star-Ensemble um Kapitän Harry Kane. In den Partien lief es meist zäh und die Engländer quälten sich eher zu ihren Siegen.
Als im Test gegen den Senegal Anfang Juli zum ersten Mal ein Top-20-Team der Gegner war, setzte es prompt eine empfindliche 1:3-Niederlage. Von der heimischen Kulisse in Nottingham gab es zur Pause und nach Abpfiff erboste Pfiffe. Und auch Tuchel musste nach Abpfiff gestehen: "Die Fans waren enttäuscht. Und ich glaube nicht, dass man ihnen das verübeln kann."
Drei Monate später ist der Frust schon Resignation gewichen. Das abermals uninspirierte Spiel gegen Andorra am Freitagabend verfolgten Tausende der knapp 39.000 Zuschauer nicht bis zum Abpfiff, obwohl England mit 2:0 gewann. Die Ehrenrunde nach Abpfiff drehten Kane und Co. vor fast leeren Rängen in Birmingham. "Es war still genug, eine Stecknadel fallen zu hören", war das vernichtende Urteil über die Atmosphäre von der 'Daily Mail'.
📸 Shaun Botterill - 2025 Getty Images
Mit Blick auf das Spielgeschehen holte die Tageszeitung sogar das ganz böse Wort raus: „Langweiliges, langweiliges England". Die BBC fragte gar: „Hat England unter Tuchel einen Rückschritt gemacht?“ Das sah der Beschuldigte naturgemäß anders.„Ich mochte unsere Vorstellung“, befand Tuchel und attestierte seinem Team: „Es war gut und solide gegen einen tiefstehenden Gegner.“
Zur Einordnung: Bei Andorra stand unter anderem Pau Babot in der Startelf, der beim deutschen Fünftligisten SV Rot-Weiss Walldorf kickt. Bei allem Respekt vor dem leidenschaftlich kämpfenden Binnenstaat: Eine Truppe mit größtenteils semi-professionellen Fußballern mit nur zwei Toren Abstand zu schlagen, ist besorgniserregend. Gerade weil es bis zum WM-Start 2026 nur noch eine handvoll Möglichkeiten gibt, das Ruder rumzureißen.
So könnte das heutige Duell zwischen England und Serbien für Tuchel schon zum Endspiel werden. Immerhin die Stimmung dürfte den Three Lions gewohnt missgünstig vorkommen. Im altehrwürdigen Rajko-Mitic-Stadion zu Belgrad erwartet den Gruppenersten der WM-Quali-Gruppe K ein Hexenkessel und mit dem Weltranglisten 32. ein durchaus fähiger Gegner.
📸 ANDREJ ISAKOVIC - AFP or licensors
Ein englischer Sieg ist sowieso Pflicht. Aber auch die bisher verständlicherweise genutzte Erklärung für die spielerischen Mängel, dass der Gegner sich hinten reingestellt hat, wird keine Geltung haben. Die Serben liegen mit einer Partie und fünf Punkten weniger auf Rang zwei, der die Teilnahme an den Play-offs der Qualifikation garantiert. Dahinter lauert Albanien, gegen die Keeper Djordje Petrovic mit einem gehaltenen Elfmeter im Hinspiel gerade so die Niederlage verhinderte.
Kurzum: Auch nach Belgrad ist vorgedrungen, dass England momentan schalgbar ist und gerade in der Offensive kann Trainer Dragen Stojkovic mit Luka Jovic, Dusan Vlahovic oder Filip Kostic Gefahr für jeden Gegner auf den Rasen bringen.
Überzeugt der englische Auftritt nicht oder das Spiel geht gar verloren, wird es ungemütlich für Tuchel. Befeuert durch kritische Medienberichte dürfte die FA ins Grübeln kommen. Jetzt ist die wohl letzte Chance einen wirksamen Richtungswechsel vor einem großen Turnier vorzunehmen. Der DFB hat Bundestrainer Hansi Flick am 10. September 2023 freigestellt. Thomas Tuchel droht exakt zwei Jahre später das gleiche Schicksal.
📸 Carl Recine - 2025 Getty Images