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SV Werder Bremen

·10 de marzo de 2025

„Diese Auszeichnung gehört nicht nur mir“

Imagen del artículo:„Diese Auszeichnung gehört nicht nur mir“

Er ist eine Institution bei den Grün-Weißen und in der Tischtennis-Bundesliga. Nun wird Cristian Tamas als Bremer „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet (Foto: W.DE).

Das Interview mit Cristian Tamas

Im Jahr 2005 übernahm der Rumäne das Tischtennis-Bundesliga-Team des SV Werder Bremen. Gemeinsam mit Teammanager Sascha Greber formte er nicht nur den Deutschen Meister 2013, sondern baute in der Hansestadt auch eine starke Trainingsgruppe mit Weltklasse-Spielern auf, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Im Sommer feiert der 45 Jahre alte Familienvater bereits sein 20-jähriges Jubiläum als Coach bei den Grün-Weißen. Ein Ende der erfolgreichen Arbeit ist dabei noch lange nicht abzusehen.


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WERDER.DE: Cristian, was bedeutet dir die Auszeichnung als Bremer „Trainer des Jahres“?

Cristian Tamas: Ich bin stolz auf unsere Arbeit in den vergangenen Jahren und freue mich sehr über diese Auszeichnung. Sie zeigt, dass wir gemeinsam etwas entwickelt haben. Dazu haben neben Sascha Greber viele weitere Menschen beigetragen. Diese Auszeichnung gehört daher nicht nur mir.

WERDER.DE: Wie bist du als Kind in Rumänien zum Tischtennis gekommen?

Cristian Tamas: Tischtennis hat in meiner Heimat Bistrita eine sehr große Bedeutung. Mein Vater war mit einem der Tischtennis-Trainer befreundet. Eines Tages kam dieser Trainer auf dem Weg zum Training bei uns vorbei. Ich spielte gerade draußen, meine Eltern waren nicht da. Also hat er ihnen einen Zettel geschrieben, auf dem stand: Ich habe Cristian mitgenommen zum Training (lacht). So ging es los. Damals war ich sechs.

WERDER.DE: Wie ging es weiter?

Cristian Tamas: Ich habe bereits als Kind sehr viel trainiert. Wenn ich nicht in der Schule war, war ich beim Tischtennis. Dadurch hatte ich dort nahezu meinen kompletten Freundeskreis. Und ich bin jedes Mal gerne hingegangen, hatte nie das Gefühl, dass ich zum Training muss. Wir hatten in Bistrita sehr gute Trainer, die viele aus unserer damaligen Trainingsgruppe zu einer internationalen Karriere geführt haben. Ich bin dankbar dafür, dass ich damals diese Möglichkeiten hatte. Dadurch darf ich auch heute noch das tun, was mir Spaß macht.

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Im Juni 2013 coachte Tamas seine Schützlinge in Frankfurt zum ersten Titel der Vereinsgeschichte (Foto: W.DE).

WERDER.DE: 1998 bist du als Spieler nach Deutschland gewechselt, zum Zweitligisten 1. FC Bayreuth. Wie kam es dazu?

Cristian Tamas: Adrian Crisan, mit dem ich zur Schule gegangen war und gut befreundet bin, war bereits ein Jahr vorher nach Deutschland gegangen, spielte für Bayreuth. Als er zu Hause in Rumänien zu Besuch war, sagte er zu mir: Cristian, du musst auch mal mitkommen. Der Schritt ins Ausland war für uns damals der logische Weg. Andere aus unserer Trainingsgruppe waren bereits nach Frankreich oder Spanien gegangen. Wir hatten ein gutes Niveau, und es war klar, dass wir uns alle irgendwann in einer anderen Liga weiter verbessern wollten, um zu schauen, wie weit es gehen kann. Für mich war es ein Glücksfall, dass meine erste Auslandsstation in Deutschland war und ich letztlich hiergeblieben bin. Ich habe mich vom ersten Tag an in Deutschland zu Hause gefühlt.

WERDER.DE: Wie war die Zeit als Spieler in Bayreuth?

Cristian Tamas: Bevor ich kam, war das Team Meister in der zweiten Liga geworden, hatte aber auf den Aufstieg verzichtet. Wir hatten eine starke Mannschaft, aber keinen Trainer, und haben den Titel in der zweiten Liga dann nochmal geholt. Leider wurde das Team danach zurückgezogen. Als junger Spieler braucht man einen festen Platz, an dem man trainieren kann – mit Menschen, die sich um dich kümmern, dein Spiel weiterentwickeln, dir helfen weiterzukommen. All das hatte ich damals nicht. Und ich habe gemerkt, dass der Weg ohne diese Möglichkeiten für mich sehr weit und eher nicht zu schaffen ist.

WERDER.DE: Deine Karriere als Trainer begann schon früh bei den Bundesliga-Frauen des TuS Bad Driburg. Als dort die Perspektive fehlte, ging es für dich nach Bremen. Wie kam es dazu?

Cristian Tamas: Der Deutsche Tischtennis-Bund hat mir 2005 den Kontakt zu Sascha Greber vermittelt. Als wir uns zum ersten Mal in Bremen getroffen haben, war sehr schnell klar, dass es gut passen könnte. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es damals mit dem Wechsel zu Werder geklappt hat. Das war der beste und wichtigste Schritt, den ich in meinem Leben gemacht habe.

Der Wechsel zu Werder war der beste und wichtigste Schritt, den ich in meinem Leben gemacht habe.

Cristian Tamas

WERDER.DE: Und der nun bereits 20 Jahre zurückliegt. Warum arbeitet ihr auch heute noch so erfolgreich zusammen?

Cristian Tamas: Für mich als Trainer ist es ein großes Glück, mit Sascha einen Teammanager zu haben, der Tischtennis sehr gut versteht. Er hat selbst gespielt, weiß, wie man etwas entwickelt und wieviel Zeit man manchmal dafür braucht. Wir vertrauen uns blind. Dazu kommt: Wir hören nie auf, an uns und mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir versuchen uns jeden Tag weiterzuentwickeln. Es gibt nie den Moment, in dem wir sagen: Wir haben es geschafft.

WERDER.DE: Was macht dir besonders viel Spaß an der Arbeit?

Cristian Tamas: Ich möchte den Spielern dabei helfen, sich zu entwickeln, und ihnen die Möglichkeiten geben, die ich selbst nicht hatte, die aber unglaublich wichtig sind, um erfolgreich zu sein.

WERDER.DE: Was ist dir wichtig im Umgang mit deinen Spielern?

Cristian Tamas: Die Spieler sind für mich in erster Linie Menschen. Wir versuchen uns gemeinsam auf allen Ebenen zu entwickeln. Mit unseren Erfahrungen stehen Sascha und ich den Jungs nicht nur beim Tischtennis zur Seite, sondern auch, wenn es zum Beispiel mal um eine wichtige Entscheidung im Leben geht. Wenn die menschliche Basis für die Zusammenarbeit stimmt, kann man daraus auch sportliche Höchstleistungen entwickeln.

WERDER.DE: Worauf achtet ihr besonders, wenn ihr neue Spieler fürs Team verpflichtet?

Cristian Tamas: Wir haben grundsätzlich sehr viele Spieler auf der ganzen Welt im Blick. Eine Verpflichtung für unsere Mannschaft hängt an vielen Faktoren. Nicht jeder Spieler ist bereit, nach Bremen zu ziehen, hier zu leben und zu trainieren. Er muss spielerisch in unser Team passen, eine entsprechende Leistungsstärke haben. In der Doppelkonstellation sollte es passen, so dass wir möglichst variabel sind. Und es muss finanziell für uns zu leisten sein. Grundsätzlich hilft uns, dass wir die Tischtennis-Szene über Jahre verfolgen, sehr gut kennen und klare Vorstellungen davon haben, was für uns richtig ist.

WERDER.DE: Was war entscheidend für deine Entwicklung als Trainer?

Cristian Tamas: Mir war es wichtig, meine Lizenzen als Trainer in Deutschland zu erwerben. In Rumänien hätte ich sie in kürzerer Zeit bekommen. Aber ich bin bewusst den langen Weg mit B-Lizenz, Aufnahmeprüfung und zwei Jahren A-Lizenz-Ausbildung beim Deutschen Tischtennis-Bund gegangen. Es ist eine sehr detaillierte Ausbildung – mit Anatomie, Biomechanik, Mentaltraining, allem, was dazugehört. Das hat mir enorm geholfen. Mir war bekannt, dass in Deutschland nicht nur Spieler, sondern auch Trainer sehr gut ausgebildet werden. Davon habe ich profitiert und bin dafür sehr dankbar.

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Der 45-Jährige hat ein besonderes Gespür für Spieler (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Es gibt immer wieder sehr viel Lob für deine akribische Arbeit. Wie schätzt du selbst deine Stärken ein?

Cristian Tamas: Ich bin immer bereit, weiter zu lernen. Und in der Arbeit mit den Spielern kann ich geduldig sein, Inhalte, die nicht sofort klappen, immer wieder wiederholen, erklären und korrigieren, auch wenn es nur ein Detail ist.

WERDER.DE: Wie blickst du auf die aktuelle Bundesliga-Saison?

Cristian Tamas: Wir sind mit 10:4 Punkten sehr gut gestartet, hatten dann am achten Spieltag zu Hause im Doppel Matchball gegen Borussia Düsseldorf – ein relativ einfacher, hoher Ball. Letztlich haben wir knapp verloren. Drei Tage später stand es in Bergneustadt im Schlussdoppel 2:2 und 9:9. Näher kann man einem Sieg nicht kommen. Am Ende stand eine Niederlage. Dass wir zwei Mal innerhalb weniger Tage so knapp und unglücklich verloren haben, hat uns ein bisschen den Wind aus den Flügeln genommen. Insgesamt haben wir in dieser Saison bisher sechs Mal im Schlussdoppel verloren, jedes Mal mit großen Chancen für uns. Wenn wir nur zwei oder drei Partien davon gewonnen hätten, wären wir jetzt nah an den Play Offs. Aber wir dürfen nicht vergessen: Es ist die beste Tischtennis-Liga der Welt. Und um in die Play Offs zu kommen, muss für uns in einer Saison alles optimal laufen.

WERDER.DE: Zuletzt habt ihr wieder sehr starke Leistungen gezeigt. Wie habt ihr die Kurve bekommen?

Cristian Tamas: Wir haben sehr hart gearbeitet, um wieder in die Spur zu finden, uns auf das fokussiert, was unser Spiel stark macht. Wenn wir bis zum Schlussdoppel und zum 9:9 spielen müssen, heißt es auch, dass wir nicht gut genug sind, um den Gegner klarer zu schlagen. Gewinnt man ein paar knappe Sätze, dann hat man auch wieder Selbstvertrauen, agiert in entscheidenden Situationen richtig. Immer weiterzumachen und hart zu arbeiten – das holt Spieler und eine Mannschaft aus einem Tief.

WERDER.DE: Kannst du nach Niederlagen schnell wieder nach vorne schauen?

Cristian Tamas: Ich hadere auch mal einen Tag lang mit einer verpassten Chance. Aber wenn ich danach wieder zum Training in die Halle komme, dann schauen die Jungs auf mich. Sie sind selbst geknickt. Und wenn ich dann auch geknickt bin, bringt das nichts. Deshalb bin ich der Erste, der nach einer Niederlage wieder aufsteht und nach vorne schauen muss. Und ich bin auch der Erste, der nach einem Sieg die Euphorie bei Bedarf ein bisschen bremst.

WERDER.DE: Wie gut bist du selbst noch am Tisch?

Cristian Tamas: Wirklich nicht mehr gut (lacht). Ich habe als Spieler sehr früh aufgehört und schon lange nicht mehr das Bedürfnis, selbst zu spielen. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich etwas verpasst hatte.

In der Halle bin ich zu Hause, auf einer solchen Bühne nicht.

Cristian Tamas

WERDER.DE: Welche Wünsche hast du für die nächsten Jahre?

Cristian Tamas: Wir wollen unser Projekt bei Werder weiterentwickeln, eine starke Trainingsgruppe haben, unsere Ziele mit der Mannschaft erreichen. Das heißt, die Spieler ständig zu verbessern und in der Bundesliga eine gute Rolle zu spielen. Privat wünsche ich mir, so viel Zeit mit meiner Familie zu haben wie möglich. Das kommt leider manchmal etwas zu kurz.

WERDER.DE: Mit welchen Gedanken blickst du der Ehrung im GOP-Theater entgegen?

Cristian Tamas: Das wird für mich deutlich schwieriger als ein Tischtennis-Match (lacht). In der Halle bin ich zu Hause, auf einer solchen Bühne nicht. Ich habe Respekt davor und freue mich, mit all den anderen Sportlerinnen und Sportlern zusammen zu sein.

Die Auszeichnung als Bremer „Trainer des Jahres“ nimmt Cristian Tamas am Dienstag, 11. März 2025, ab 19.00 Uhr bei der großen Sportgala im GOP-Theater, zu der traditionell der Landessportbund Bremen und die Bremer Sportstiftung einladen, entgegen. Zu den Preisträger*innen gehört auch Werders Hürdensprinterin Sandy Sakyi, die als Bremer „Nachwuchssportlerin des Jahres“ geehrt wird.

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