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Philipp Overhoff·29 de junio de 2025
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Philipp Overhoff·29 de junio de 2025
Wenn der FC Bayern am Sonntagabend im Achtelfinale der Klub-Weltmeisterschaft auf Flamengo trifft, ist das nicht nur ein Duell zweier großer Namen im Weltfußball.
Es ist auch die Geschichte eines Trainers, der einst selbst auf absolutem Top-Niveau spielte und nun mit seiner Mannschaft den Giganten aus München fordern will: Filipe Luís.
Der 38-jährige Brasilianer ist fernab der europäischen Fußball-Öffentlichkeit Trainer des vielleicht bekanntesten Klubs Südamerikas geworden und zugleich ein großer Bewunderer des deutschen Rekordmeisters.
„Sie sind ein europäischer Koloss“, schwärmte Luís auf der Pressekonferenz in Miami über die Bayern. „Ein Klub, der uns inspiriert und uns Ideen liefert, die wir kopieren.“ Das sind ohne Zweifel große Worte. Doch sie kommen aus dem Mund eines hochveranlagten Taktikers, der mit Flamengo bereits beachtliche Erfolge gefeiert hat.
Als Spieler war Filipe Luís vor allem für seine Zeit bei Atlético Madrid bekannt, wo er unter Diego Simeone zu einem der besten Linksverteidiger Europas reifte. Doch als Trainer geht Luís eigene Wege – und die unterscheiden sich erkennbar von denen seines Mentors!
Während Simeone für eiserne Disziplin, Kompaktheit und defensive Stabilität steht, zählt Filipe Luís viel eher zu einem Vertreter des mutigen, ballbesitzorientierten Spiels. Flamengo unter seiner Leitung ist offensiv ausgerichtet, kombinationsstark und setzt auf spielerische Dominanz: Mit einem Ballbesitz von 60,6 Prozent besitzt kein Team der brasilianischen Serie A mehr eigene Spielanteile.
📸 David Ramos - 2016 Getty Images
Bereits im Jugendbereich machte er mit Titeln und attraktiven Auftritten auf sich aufmerksam. Mit der U17 gewann er die Copa Rio, mit der U20 sogar den Intercontinental Cup gegen Olympiakos Piräus. Spätestens da war klar: Dieser Mann hat das Zeug für höhere Aufgaben. Und er sollte sie schon zeitnah erhalten.
Nur neun Spiele benötigte Filipe Luís, um sich bei Flamengo in die Geschichtsbücher einzutragen. Im Finale der Copa do Brasil triumphierte seine Elf über Atlético Mineiro. In der Liga führte er die Mannschaft nach holprigem Saisonstart unter Vorgänger Tite immerhin noch auf Platz drei.
Besonders beeindruckend: Von seinen ersten 26 Spielen als Cheftrainer verlor Luís nur eine einzige Partie – das Derby gegen Fluminense. Ein Punkteschnitt von 2,42 ist selbst für brasilianische Verhältnisse herausragend.
Anders als Simeone, der seine Gegner oft mit diszipliniertem Defensivfußball zermürbt, setzt Luís auf kontrollierten Spielaufbau, technische Überlegenheit und gezielte Pressingphasen. Er will den Ball – und vor allem das Spiel – unter Kontrolle haben.
Das hat ihm den Respekt im eigenen Land eingebracht, aber auch die Aufmerksamkeit aus Europa. Sollte sich Atlético irgendwann mal nicht mehr auf die Dienste von Simeone verlassen können, ist es alles andere als undenkbar, dass Luís eines Tages auf seinen Ex-Coach folgen wird.
Aktuell präsentiert sich der Linksfuß als Trainer erstmals einem großen, internationalen Publikum. Im neuen Klub-WM-Format ging es zunächst gegen Chelsea, LAFC und Esperánce Tunis – und nun gegen den FC Bayern.
Luís weiß, dass die Rollen klar verteilt sind: „Sie sind die Favoriten.“ Trotzdem stellt er klar: „In einem Spiel kann alles passieren.“
Dass er ein bekennender Fan von Vincent Kompany ist, verwundert dabei kaum. Beide stehen für modernen, mutigen Fußball, geprägt von einer klaren Spielidee.
Nicht umsonst bescheinigte der Brasilianer seinem Trainerkollegen vor dem direkten Aufeinandertreffen einen „exzellenten" Job. Kompany sei ein Vorbild für viele aufstrebende Trainer-Talente.
Bei aller Lobhudelei: Filipe Luís hat das Zeug dazu, bald nicht nur ein Bewunderer, sondern ein echter Konkurrent auf europäischer Bühne zu sein. Doch erst mal heißt es: Bühne frei für Flamengo gegen Bayern und ein Trainer-Duell, das wir vermutlich nicht zum letzten mal erleben werden.
📸 David Ramos - 2025 Getty Images