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·31 de enero de 2025

Konkurrenzkampf gegen die Zufriedenheit

Imagen del artículo:Konkurrenzkampf gegen die Zufriedenheit

Die Vorzeichen beim FC St. Pauli haben sich vollständig gedreht: Wo Löcher im Kader klafften, brennt nun der Konkurrenzkampf. Dieser muss moderiert werden.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Es ist viel los auf den Trainingsplätzen des FC St. Pauli an der Kollaustraße. „Klar“ merke man dort, dass nun mehr Konkurrenz vorhanden sei, erklärt FCSP-Übungsleiter Alexander Blessin. Bei Spielübungen, die ein 11-gegen-11 vorsehen, müssen sich teilweise Spieler eine Position teilen. Für den Cheftrainer ist das eine gute Situation: „Da merkt schon jeder, dass er Vollgas geben muss.“ Konkurrenz belebt das Geschäft und besonders im Fußball gilt ein simpler, aber wichtiger Grundsatz: Nur wer unter der Woche ans Leistungslimit gehen muss, um überhaupt am Wochenende zu spielen, kann am Wochenende dann auch eine entsprechende Leistung zeigen. Der Konkurrenzkampf führt dazu, dass sich die Spieler im besten Fall gegenseitig zu Höchstleistungen pushen.


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Diese Situation ist für den FC St. Pauli richtig gut. Weil man unabhängiger von einzelnen Spielern ist. Blessin: „Es ist schon ne richtig coole Sache, wenn Du in der 60.-70.Minute wechselst und keinen Leistungsabfall siehst. Du kannst auf vielen Positionen einfach ne Nummer ziehen und hast überhaupt kein schlechtes Gefühl, wenn der dann spielt. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Jeder hat es verdient, jeder kann spielen und jeder ist bereit.“

Ein voller Kader verlangt Moderation

Durch die vier Winter-Neuzugänge sowie die Rückkehr einiger Spieler wird es an diesem Samstag beim Spiel gegen den FC Augsburg wohl zu ziemlich harten Entscheidungen beim FC St. Pauli kommen. Und das nicht erst, wenn es um die Startelf geht, sondern bereits dann, wenn es um die Besetzung des Spieltagkaders geht. Was auf der einen Seite positiv für Blessin ist, ist zeitgleich auch eine Herausforderung. Er erklärt: „Die ersten Elf sind immer zufrieden. Aber was passiert mit den Bankspielern und was mit denen, die vielleicht auch nicht im Team sind am Spieltag?“ Die Kadersituation kann dazu führen, dass sich die Spieler gegenseitig zu Höchstleistungen pushen. Aber es kann eben auch passieren, dass unzufriedene Spieler die Kabine vergiften.

Alexander Blessin ist jetzt, wo der Kader gut gefüllt ist und sogar noch voller werden wird, vermutlich mehr denn je auch als Moderator des Kaders gefragt: „Das ist genau unsere Aufgabe: Mit den Jungs zu reden, ihnen aufzuzeigen, was fehlt – manchmal sind es nur Nuancen – und ihnen das Gefühl geben, dass sie ein wichtiger Teil der Mannschaft sind. Und so ist es ja auch.“ Für den Cheftrainer, der die Personalentscheidungen nicht nur trifft, sondern sie auch kommunizieren und moderieren muss, kann das unangenehm sein.

Genau hier macht Alexander Blessin auch gar keinen Hehl daraus, dass das für ihn nicht unbedingt die einfachste Aufgabe ist: „Es ist als Trainer oftmals angenehmer, wenn du ein paar Verletzte hast und die Mannschaft sich von selbst aufstellt. Dann bist du ein wenig in der Komfortzone.“ Aber man habe diese Situation „genau so gewollt“ und nun gehe es darum, „dass du jeden bei der Stange hältst.“ Jeder, so der FCSP-Cheftrainer, müsse „das Gefühl haben dazuzugehören. Das ist meine Aufgabe und da muss ich mehr Gespräche führen als sonst.“

Konkurrenzkampf kann Spannung hochhalten

Man darf gespannt sein, wie Alexander Blessin diesen Konkurrenzkampf im Kader moderieren wird. Unter der Leitung seines Vorgängers Fabian Hürzeler gab es zwar auch eine oft große Trainingsgruppe an der Kollaustraße, aber der Kader war zahlenmäßig ein gutes Stück kleiner. Und Hürzeler setzte gerne auf dieselben Spieler, hatte eine über den gesamten Saisonverlauf ziemlich fest erste Elf. Ob das bei Blessin ähnlich ist, wird man wohl erst herausfinden, wenn sich Erfolg und Gesundheit beim FCSP mal zeitgleich blicken lassen. Denn entweder fehlte das eine oder das andere beim FC St. Pauli in dieser Saison (teilweise sogar beides), sodass die Startelf rege durchgetauscht wurde und/oder werden musste. Nun kehren aber Spieler zurück, neue sind da oder altbekannte haben sich ins Rampenlicht gespielt, das Gedränge nimmt zu.

Unabhängig vom Konkurrenzkampf sei bereits jetzt eine Entwicklung im Vergleich zur Hinrunde zu erkennen, so Blessin: „Man sieht es in den Spielen, dass wir dazugelernt haben. Das wir bestimmte Phasen klarer bespielen, dass ich auch mal einen Ball auf die Tribüne knalle, dass ich manche Situation auch spielerisch löse.“ Nun sei auch ein gewisses Selbstvertrauen und Selbstverständnis da. Aber der FCSP-Cheftrainer warnt: „Es darf jetzt nicht zum Stillstand kommen!“ und dürfte sich dabei schmerzlich an die Phase vor dem Bochum-Spiel erinnert haben: „Nach dem VfB-Spiel war man in so einer Komfortzone. Dann kommen wir raus aus der Winterpause und machen gegen Frankfurt ein richtig gutes Spiel. Aber dann wurde in Bochum jedem vor Augen geführt, dass es nicht reicht, wenn man meint wir könnten irgendwie spielerisch einen Gegner hergeigeln.“

So wird es für den FC St. Pauli also diesen Samstag darauf ankommen, mutig und selbstbewusst gegen den FC Augsburg aufzutreten und keine Anzeichen des Verweilens in Komfortzonen offenzulegen. Wichtig ist, dass jedwede aufkommende Zufriedenheit aufgrund von zwei Siegen in Folge im Keim erstickt wird. Und da schließt sich der Kreis dann vielleicht: Die zunehmende Leistungsdichte im Kader des FC St. Pauli erlaubt es einzelnen Spielern genau nicht, die Zügel etwas schleifen zu lassen. Der Konkurrenzkampf dürfte aktiv gegen die gefährliche Zufriedenheit wirken. Der Kader benötigt also Moderation, damit die Energie in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Gelingt das, dann kann der FC St. Pauli eine sehr gute Rückrunde spielen.

// Tim

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