Vertikalpass
·22 de diciembre de 2024
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·22 de diciembre de 2024
Ich habe versucht, das Spiel und das Ergebnis zu ignorieren, denn eigentlich war das Jahr des VfB zu gut, um zu bruddeln. Aber es geht nicht, zu schlecht ist der Abschluss eines an sich überragenden Jahres, bei dem erstmals unter Sebastian Hoeneß kein Heimtor in einer Bundesligapartie gelang. Und das gegen Aufsteiger Sankt Pauli.
Womöglich hat Sebastian Hoeneß den Fehler gemacht, schon vor dem letzten Spiel des Jahres ein Fazit zu ziehen. Er war und ist der Meinung, dass die Mannschaft – unabhängig vom Ergebnis gegen Sankt Pauli – ein überragendes Halbjahr hingelegt habe. Trotz Mehrfachbelastung, trotz vieler Verletzte. Damit hat er grundsätzlich recht, aber es klang eben schon ein bisschen nach Selbstzufriedenheit und diese Einstellung hat der Mannschaft womöglich nicht gut getan. Und hat ihr nicht den letzten Schub gegeben, um im letzten Spiel des Jahres drei Punkte zu holen gegen einen Gegner, der vor der Partie elf Punkte auf dem Konto hatte und zwar auf eine gute Defensive schauen kann, aber eben 15. ist. Kurz: Ein Gegner, den der VfB schlagen muss, wenn er im Sommer mehr als 60 Millionen investiert.
Das 0:1 ist eine Niederlage, die extrem schmerzt. Denn der VfB hat die Chance weggeworfen, sich in der Tabelle oben festzusetzen. Bei einem Sieg hätte der VfB auf Platz 5 überwintert. Aber die Mannschaft machte es Sankt Pauli viel zu leicht, zu Torchancen zu kommen. Das Siegtor an sich Slapstick, der Ball schon mehrfach geklärt, bis Johannes Eggestein nach mehreren Fehlern den Ball reinmurmeln kann. Maxi Mittelstädt, Anthony Rouault, Angelo Stiller hatten ihre Füße drin. Fazit: ein lächerliches Tor, unnötig und es bestätigte die These, dass die Kiez-Kicker nur ein Tor schießen, wenn es ihnen der VfB schenkt.
Nach vorne der VfB viel zu einfallslos und ein Problem ist, dass Stiller sich immer wieder in die Abwwehrkette fallen lassen muss, um die Angriffe aufzubauen und dadurch im Mittelfeld als Anspielstation fehlt. Rouault und Jeff Chabot sind zu schwach für ein strukturiertes und durchdachtes Aufbauspiel, sie wurden beide von den Hamburgern noch nicht einmal richtig angelaufen. „Lasst die mal machen, die können sowieso nix“, schien die Vorgabe von St. Pauli-Trainer und Ex-VfB-Spieler Alexander Blessin gewesen zu sein. Alles lief zudem viel zu langsam, um die tiefstehende Abwehrkette zu knacken.
Wirklich gefährlich wurde es in erster Linie mit Einzelaktionen von Nick Woltemade, der sich mehrfach durch die gesamte Abwehr trickste. Durchaus beeindruckend, was er da zeigte. Und es ist nicht so, dass der VfB wenige Chancen gehabt hätte, um die drei Punkte in Cannstatt zu behalten. Aber entweder war eines der 100 Abwehrbeine im Weg, Keeper Nikola Vasilj rettete mit teils unorthodoxen Paraden oder es war schlicht Unvermögen der Stuttgarter Angreifer. Es bringt nichts, immer wieder Ermedin Demirovic zu kritisieren, aber ihm fehlt einerseits das Glück, andererseits wird er von seinen Mitspielern viel zu wenig gesucht. Es ist kein Konzept erkennbar, wie Demirovic sinnvoll in die Offensivaktionen und als Zielspieler eingebunden werden soll.
Bei aller Kritik an der Offensive ist es die Abwehr, die Sorgen macht. Das Aufbauspiel habe ich angesprochen, die fehlende Konsequenz beim 0:1 ebenfalls. Dazu haarsträubende Aktionen wie die von Anrie Chase, der vor dem Elfmeter Oladapo Afolayan dümmlich umsenst. Oder Yannik Keitel, der nach fünf bis sechs Übersteigern von Afolayan die Orientierung verliert und geradezu tolpatschig umfällt. Sein Glück, dass der Angreifer nur an den Pfosten schießt.
Alexander Nübel mit einer starken Leistung, mit dem gehaltenen Elfer hält er den VfB vom Spiel.
25 Tore hat der VfB in 15 Bundesligaspielen kassiert und es ist auch ein Eingeständnis einer verfehlten Transferpolitik, wenn der VfB im Winter nach Verstärkungen in der Defensive schauen will. Um die 50 Millionen wurden für Deniz Undav und Demirovic ausgegeben, gleichtzeitig entspricht Chabot überhaupt nicht dem Profil der gewechselten Waldemar Anton und Hiroki Ito. Ameen Al-Dakhil wurde verletzt verpflichtet und bleibt verletzt. Rund ein Jahr bestritt er nicht regelmäßig Spiele, das kann nicht gut gehen. Und dass Anrie Chase Zeit zur Entwicklung benötigt, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen.
So gehen Sebastian Hoeneß, die Mannschaft und die Fans frustriert in die kurze Winterpause. Der letzte, fast schon hilflose Eindruck überlagerte das an sich überragende Jahr. Das Gute ist, dass in Jamie Leweling und Undav zwei Unterschiedspieler zurück kommen werden. Die Probleme in der Abwehr jedoch werden höchstwahrscheinlich bleiben.
Zum Weiterlesen: Rund um den Brustring sieht einen verdienten Auswärtssieg für St. Pauli und „einfallsloses und statisches Offensivspiel, sorgloses und unkonzentriertes Verteidigen — die Mannschaft ließ all das vermissen, was sie zuletzt nach ähnlich dusseligen Gegentoren ausgezeichnet hatte.“
Für Stuttgart.International ist der VfB voll auf Kurs: “Mit 23 Punkten aus 15 Spielen haben die Weiß-Roten dennoch ihr Soll erfüllt. Nur vier Punkte hinter Platz 3 wahrt der Vizemeister alle Chancen auf einen Platz im internationalen Geschäft.“
Bilder: Alexander Hassenstein/Getty Images