Reals X-Faktor Rodrygo: Pure Weltklasse im Schatten der Superstars | OneFootball

Real Madrid will den 16. Titel in der Champions League einfahren. Auf den oft unterschätzten Rodrygo können die Madrilenen dabei nicht verzichten. Was den Brasilianer so wichtig macht.

Rodrygos Arbeitsbereitschaft ist der Kitt in der Gala-Offensive

Die Champions League geht in die heiße Phase und es wäre nicht die Königsklasse, wenn Real Madrid nicht erneut als Top-Favorit in die K.O.-Phase starten würde. Die Königlichen wollen „ihren“ Henkelpott zum 16. Mal gewinnen und bauen dabei besonders auf ihr neues Star-Quartett in der Offensive. Doch während Vinicius Jr., Kylian Mbappé und Jude Bellingham die Schlagzeilen beherrschen, kommt der vielleicht wichtigste Spieler für das Spiel der Madrilenen meist zu kurz: Rodrygo.

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Der Brasilianer läuft bereits seit 2019 für die Blancos auf. Der damals 18-Jährige wechselte für stolze 45 Millionen Euro vom FC Santos in die spanische Hauptstadt. In den ersten beiden Jahren akklimatisierte er sich langsam auf dem hohen Niveau des europäischen Spitzenfußballs, in der Saison 2021/2022 schaffte er den Sprung zur Stammkraft.

In seinen fünf Jahren hat Rodrygo 67 Tore für die Königlichen erzielt, 45 weitere vorbereitet. Er hat alle Titel gewonnen, mit seinem Last-Minute-Doppelpack gegen Manchester City einen Champions-League-Moment für die Ewigkeit geschaffen. Doch wieso drehen sich die Scheinwerfer immer in die Richtung der Benzemas, Vinis, Mbappés oder Bellinghams im Star-Aufgebot des Weißen Balletts? Ganz einfach: Rodrygo selbst sitzt in der Regie und lenkt das Spotlight auf seine Kollegen.

Ancelottis System funktioniert nur mit Rodrygo

Er ist nicht so schnell wie Landsmann Vini Jr., nicht so torgefährlich wie Neuzugang Mbappé, ist seinen Gegnern nicht physisch überlegen wie Bellingham. Doch gleich mehrere Faktoren machen den besten Techniker bei Real Madrid unverzichtbar. Für die Statik im Spiel der Madrilenen ist er tragend.

Denn in der laufenden Saison kommt Rodrygo in Ancelottis System eine besondere Rolle zu. Im Ballbesitz agiert Real klassisch im 4-3-3, der Brasilianer bekleidet seine Stammposition auf dem rechten Flügel. Gegen den Ball verschieben die Blancos meist in ein 4-4-2. Jude Bellingham rückt von der Acht auf die linke Seite, Rodrygo schiebt ins rechte Mittelfeld zurück.

Ein Moment für die Ewigkeit: 2022 köpft Rodrygo (Nr. 21) Real Madrid gegen ManCity in die Verlängerung. (Photo by David Ramos/Getty Images)

So agieren die Madrilenen kompakt in zwei Viererketten und können sich so den Luxus erlauben, die Superstars Vinicius Jr. und Kylian Mbappé vorne zu „parken“.  Die Tormaschinen genießen in der Defensivarbeit so einige Freiheiten und sollen mit ihrem enormen Tempo nach Ballgewinn postwendend für Gefahr sorgen. Rodrygo ist sich dagegen für keinen Defensivzweikampf zu schade, hält so seinen Sturmkollegen den Rücken frei. Seine Arbeitsmoral ist der Kitt in der königlichen Star-Offensive.

Dazu unterstützt er intensiv den Rechtsverteidiger, den während der langen Zwangspausen für Dani Carvajal und Lucas Vazquez meist der mit einem großen Offensivdrang ausgestattete gelernte Mittelfeldspieler Federico Valverde gibt.

Bellingham über Rodrygo: „Ich würde mir den Knöchel verstauchen“

Dass sich Rodrygo bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellt, sein Ego beiseite legt, ist nichts Neues. Seit jeher agiert der Brasilianer bei Real nicht auf seiner Lieblingsposition. Am wohlsten fühlt er sich auf dem linken Flügel, dort ist allerdings sein Landsmann Vini Jr. gesetzt. Auch im Sturmzentrum läuft der 31-malige Nationalspieler lieber auf, als auf der rechten Bahn, an Platzhirsch Kylian Mbappé ist aber auch dort kein Vorbeikommen. „Wir alle wissen, dass seine Lieblingsposition die linke ist“, weiß auch Bellingham: „Von der rechten Position aus tut er viel für das Team. Er beschwert sich nie.“

Der Engländer ist hellauf begeistert vom Talent und der Hingabe seines Teamkollegen: „Rodrygo wird stark unterschätzt. Für mich ist er der talentierteste Spieler im Team. Die Dinge, die er mit dem Ball anstellen kann. Ich sehe, was er macht, und denke: ‚Wie macht er das?‘ Wenn ich es versuchen würde, würde ich mir den Knöchel verstauchen. Es ist ein Vergnügen, mit ihm zu spielen. Ich denke, er ist derjenige, der am meisten Opfer bringt.“

„Wir haben einen Spieler, der auf vielen Positionen spielen kann und immer Leistungen zeigt“, stimmte auch Trainer Carlo Ancelotti ein Loblied auf seinen Schützling an, nachdem dieser bei der Ballon-d’Or-Vergabe nicht auf der 30-köpfigen Shortlist zu finden war.

Die Abläufe in Reals Offensiv-Quartett werden immer besser. (Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Auch in der Champions League stellte Rodrygo zuletzt eindrucksvoll unter Beweis, dass man ihn in einem Atemzug mit den schillernderen Stars um ihn herum nennen muss. Im Rückspiel gegen Manchester City stach er – neben Hattrick-Held Mbappé – aus einem starken Real-Kollektiv deutlich heraus. Josko Gvardiol hatte defensiv große Probleme gegen den wendigen Flügelflitzer, die Offensiv-Ausflüge des Kroaten bremste Rodrygo ein ums andere Mal aus, ManCity konnte die linke Seite nicht wie gewohnt überladen und verlor damit eine seiner gefährlichsten Waffen.

Im Achtelfinale trifft Real Madrid nun auf Stadtrivale Atlético. Die leicht favorisierten Königlichen brauchen gegen die kompakte Simeone-Elf weitere Glanzleistungen ihrer Gala-Offensive. Auf Mister Zuverlässig Rodrygo wird sich Ancelotti verlassen können.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)