
Rund um den Brustring
·18 de septiembre de 2025
Rund um das Spiel gegen St. Pauli

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Yahoo sportsRund um den Brustring
·18 de septiembre de 2025
Nach drei Spieltagen gab es in Bad Cannstatt schon gehörigen Redebedarf. Was es am Ende gebracht hat, werden wir morgen Abend sehen.
Am vergangenen Samstag, unmittelbar nach der sorglos verspielten Partie in Freiburg, klangen die Statements der Verantwortlichen und Spieler des VfB ja eher nach einer Mischung aus Ratlosigkeit und Trotz. Man habe über 80 Minuten viele Bälle rausgeköpft und könne sich gar nicht erklären, warum man die Fehler der Vergangenheit wiederhole. Ermedin Demirovic verstieg sich gar zur der Aussage, die Medien wollten nur Unruhe reinbringen, wenn sie feststellten, dass der VfB außer ihm aktuell über keinen Mittelstürmer verfügt. Fünf Tage später klingt das alles schon sehr viel reflektierter. Nach einer Trainingswoche, in der kein einziges öffentliches Training stattfand und in der auch auf den Kanälen des Vereins kein einziges Bild vom Training auftauchte, machte Sebastian Hoeneß in einer sehr sehenswerten Pressekonferenz deutlich, dass es seit dem Freiburg-Spiel intern ordentlich gescheppert haben muss — im positiven, konstruktiven Sinne natürlich. Hoeneß sprach meiner Meinung nach sehr klar an, woran es der Mannschaft im Breisgau gefehlt hatte: Mut, Tempo und die Bereitschaft auch Läufe in die Tiefe zu machen, wenn die Wahrscheinlichkeit auf den Ballgewinn eher niedrig war. Details zur Trainingswoche und auch zur Bewertung einzelner Spieler ließ er sich natürlich wie immer nicht entlocken. Die Außendarstellung suggeriert aber, dass man nach dem letzten Spiel bewusst nicht zur Tagesordnung übergehen wollte. Das ist schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung — Selbsterkenntnis und so.
Kommen wir zur
Ameen Al-Dakhil ist wieder dabei, bei Luca Jaquez reicht es wegen der Gesichtsmaske noch nicht. Ansonsten fehlen nur weiterhin Silas, Deniz Undav und Justin Diehl. Was aber nicht heißt, dass eine
unverändert sein sollte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Hoeneß etwas Disruption reinbringt und den einen oder anderen Spieler mit einem Bankplatz überrascht. Zum Beispiel Atakan Karazor, der in Freiburg weder seiner Rolle als Führungsspieler, noch als Defensivchef gerecht wurde. Auch wenn es mangels Spielpraxis ein gewisses Risiko beinhaltet, würde ich eventuell auch die rechte Hälfte der Viererkette umbauen und mit den wiedergenesenen Ameen Al-Dakhil und Leo Stergiou bestücken — beide werden darauf brennen, sich in die Mannschaft zu spielen. El Khannouss und Demirovic sind für mich gesetzt. Eventuell kriegt Führich doch wieder eine Startelf-Chance, Leweling und Tomás kann ich mir aber mit ihrem Zug zum Tor eher vorstellen als den Dribbler Führich, der wieder auf eine vielbeinige Abwehr treffen wird. Dass Hoeneß indes seine Grundformation auf ein 4–3‑3 umstellt, kann ich mir nicht vorstellen — aber vielleicht diente die nicht-öffentliche Trainingswoche auch dazu, um genau das vorzubereiten.
Es ist das insgesamt 24. Pflichtspiel zwischen dem VfB und St. Pauli. In vier Zweitliga-Spielen in den späten 2010er Jahren gewann der VfB drei Mal, die letzte Partie ging 1:1 aus. 2012 setzten sich die Brustringträger dank Toren von Traoré, Ibisevic und Hajnal mit 3:0 vor 26.000 Zuschauern im Neckarstadion in der zweiten Pokalrunde durch. Das nervige 0:1 kurz vor Ende des letzten Jahres war der erste Auswärtssieg der Hamburger in Bad Cannstatt und erst der dritte Sieg gegen den VfB überhaupt nach knapp 30 Jahren. Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen bedeuteten den besten Bundesliga-Saisonstart der Vereinsgeschichte, auch in die 2. Liga startete man nie besser. Leihspieler Andreas Hountondji ist mit drei Treffern aktuell bester Torschütze des FCSP. Während die Gäste nach drei Spielen in allen Laufstatistiken relativ weit vorne liegen, belegt der VfB eher die hinteren Plätze — wenig überraschend, aber wir machen halt auch aus unserem Ballbesitz nichts, bei dem wir ligaweit auf Platz 3 liegen. Immerhin haben wir bei gewonnenen Kopfballduellen die Nase vorn. St. Pauli hat aktuell gemeinsam mit Hoffenheim die meisten Fouls der Liga begangen, besonders zeichnet sich hier Daniel Sinani aus.
Natürlich muss der VfB aufpassen, dass er den Gästen nicht ins offene Messer rennt — also keine zorniger Harakiri-Fußball. Viel wichtiger ist, dass die Brustringträger den Hamburgern von vornherein klar machen, dass sie nicht gewillt sind, nochmal so ein Spiel abzuschenken. Zu häufig schon hat man das Spiel so lange zu offen gelassen und dem Gegner bis zuletzt ermöglicht, das Spiel offen zu gestalten. Das können wir uns sowieso nicht leisten, erst recht aber nicht in der aktuellen Situation. Einen so fahrlässigen Verwaltungsfußball wie letzten Samstag will ich beim VfB nicht mehr sehen. Mal schauen, ob Mannschaft und Trainer die Selbstkritik der vergangenen Woche in konstruktive Bahnen leiten können, um nicht nach Spielende wieder im negativen Sinne verwundert über die eigene Leistung zu sein.
Zum Weiterhören: Jannick war beim Vor-dem-Spiel-Podcast beim MillernTon zu Gast und auch dort blickt man natürlich auf das Freitagabend-Spiel voraus.
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Getty Images