90PLUS
·28 de julio de 2025
Schafft Muslic Schalke? Das ist der neue Coach der Knappen

In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·28 de julio de 2025
Neue Saison, neuer Trainer, neue Hoffnung – mal wieder startet der FC Schalke 04 quasi bei Null in eine Spielzeit. Diesmal soll es Miron Muslic richten.
Miron wer? Die Frage stellten sich viele Anhänger, als die Königsblauen Ende Mai ihren neuen Übungsleiter präsentierten. Sportvorstand Frank Baumann – ebenfalls neu am Berger Feld – ließ sich den österreichischen Trainer von Plymouth Argyle rund eine Million Euro kosten. Eine stolze Summe für die klammen Knappen, die nicht erst seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga jeden Cent mindestens zweimal umdrehen müssen.
Nach Stationen beim Floridsdorfer AC, dem SV Ried, Cercle Brügge und zuletzt Plymouth tritt der neue Coach seine vierte Trainerstation an. Der 42-Jährige versucht seit seinem Amtsantritt, Optimismus zu verbreiten. Muslic coacht in jedem Training emotional, findet sowohl in Lob und Tadel deutliche Worte und Gesten für seine Spieler. Die charismatische Art kommt gut an, der neue Coach hat in Windesweile viele Sympathien gewonnen. Auch sportlich verfolgt der gebürtige Bosnier eine klare Linie.
Muslic steht für aggressives und intensives Pressing, er verlangt seinen Spielern körperlich vieles ab. „Unser Spiel definiert sich über Aggressivität, Intensität, Druck ausüben auf den Gegner. Nach Ballgewinn zielstrebig ins Umschalten kommen“, erklärte der Österreicher bei seinem Amtsantritt: „Die Spieler müssen ständig online sein. Es wird ein Prozess sein, die Spielidee zu implementieren.“
Cercle Brügge führte er so nach 14 Jahren erstmals wieder in den Europapokal, Plymouth konnte Muslic als Nachfolger von Wayne Rooney dann jedoch nicht mehr vor dem Abstieg retten. Fußballerisch entwickelte er den damaligen englischen Zweitligisten in dem halben Jahr aber durchaus weiter und schmiss sogar Liverpool aus dem FA Cup. Auch auf Schalke kündigte Muslic schnelle Fortschritte an.
Foto: IMAGO
Meist bietet der 42-Jährige sein Team im 3-4-2-1 auf, wenn er Viererkette spielen lassen möchte, setzt er auf ein 4-2-3-1. Für sein Spiel braucht der Österreicher bestimmte Spielertypen, arbeitet am liebsten mit einer klaren Achse. Auf Schalke muss Muslic bisher allerdings vor allem mit dem bereits vorhandenen Personal arbeiten. Da weder Moussa Sylla noch Taylan Bulut bisher für viel Geld verkauft wurden, konnte Baumann auf dem Transfermarkt noch nicht wie gewünscht aktiv werden.
Einen Wunsch erfüllte der Sportvorstand seinem neuen Trainer dennoch bereits. Nikola Katic kam für 450.000€ vom FC Zürich und soll neben Rückkehrer Timo Becker das Rückgrat der Mannschaft bilden. Die Abwehrkante arbeitete schon in Plymouth mit Muslic zusammen. „Er ist vermutlich der beste Kommunikator, den ich in meinem Leben gehört habe“, betonte Katic im Bild-Interview: „Er spricht mehrere Sprachen fließend. Wenn er Meetings abhält, murmelt er nicht vor sich hin oder unterbricht ständig.“
In den Testspielen war die Handschrift des Österreichers bereits teilweise zu erkennen, auch wenn man der Mannschaft anmerkte, dass der neue, mutige Ansatz noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. „Er fordert immer Aktivität, dass wir die Gegner stressen und daraus dann unsere Vorteile ziehen“, skizziert Christopher Antwi-Adjei den Stil des neuen Chefs.
Antwi-Adjei ist einer von mehreren Profis, die sich im neuen System anpassen müssen. Denn die klassischen offensiven Außen gibt es in der Muslic-Formation nicht. Zwei Halbzehner bekleiden den Raum hinter der einzigen Spitze, für Breite sollen die Schienenspieler sorgen, denen sowohl defensiv als auch offensiv eine gewichtige Rolle zukommt.
Foto: IMAGO
In der Vorbereitung spielte sich auf der linken Seite Eigengewächs Vitalie Becker besonders in den Vordergrund. Der 20-Jährige besitzt schon seit einem Jahr einen Profivertrag, wurde jedoch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Vor einigen Woche sollte der Youngster eigentlich verliehen werden, doch Muslic selbst legte sein Veto ein.
Nach dem Abgang von Derry John Murkin hat das Talent aus der Knappenschmiede seine Chance genutzt und hat die Nase derzeit klar vor dem erfahreneren Anton Donkor. Der Ex-Braunschweiger kam in seinem ersten Jahr auf Schalke noch nicht richtig in Tritt und konnte auch unter Muslic bisher nicht für sich werben.
Für die rechte Seite stehen derzeit Adrian Gantenbein, Taylan Bulut und U23-Aufsteiger Tidiane Touré zur Verfügung. Der Schweizer ist – ähnlich wie Donkor – noch nicht so richtig auf Schalke angekommen, der technisch versierte und dynamische Bulut wäre dagegen die ideale Besetzung für die Position. Allerdings ist weiterhin offen, ob der U17-Weltmeister von 2023 auch in der kommenden Saison das königsblaue Trikot trägt. Sollte das Top-Talent den Verein verlassen, muss Baumann hier zwingend nachlegen.
Im Mittelfeldzentrum kämpfen Ron Schallenberg, Max Grüger und Soufiane El-Faouzi um die freien Plätze, Janik Bachmann und Talent Mauro Zalazar haben noch Rückstand. El-Faouzi könnte sich als Glücksgriff erweisen. Der Neuzugang aus Aachen kombiniert eine solide Technik mit Zweikampf- und Laufstärke und steht stellvertretend für die Marschrichtung unter Muslic: Schalke will mutig und eklig agieren – aber eben auch in Ballbesitz gefallen, keinen klassischen „Arbeiterfußball“ spielen, der den Traditionsklub in den letzten Jahren dahin gebracht hat, wo er jetzt steht.
Offensiv steht mit Kapitän Kenan Karaman und Moussa Sylla geballte Qualität im Kader. In der abgelaufenen Saison kam das Duo auf 29 Tore und war die Lebensversicherung der Knappen. Allerdings ist Karaman noch verletzt und verpasste Großteile der Vorbereitung unter Muslic. Syllas Zukunft ist weiterhin unsicher, neben Bulut ist der malische Nationalspieler die wertvollste Aktie im Kader.
Foto: Getty Images
Die Talente Emil Höjlund und Peter Remmert lauern auf ihre Chance. Während Remmert in den Testspielen regelmäßig traf, fehlte Højlund wieder einmal verletzt. Bitter für den Jungstar, denn sein neuer Trainer hält große Stück auf den Angreifer. „Højlund hat das Potenzial, den nächsten Schritt zu machen“, ist sich Muslic seit der ersten Einheit sicher, weiß aber auch: „Wir müssen ihn erst einmal gesund halten. Er kann uns bei unserer Idee sehr, sehr helfen.“
Im Spiel mit dem Ball liegen derzeit ohnehin noch die größten Baustellen. Muslic fordert von seinen Profis schnelles Umschalten, will vertikale Pässe und Tiefenläufe unmittelbar nach Ballgewinn sehen. Allerdings dürfte es noch dauern, ehe sich die Laufwege bei den Knappen gefunden haben, offensiv war noch vieles Stückwerk. Zudem fehlt es im Angriff noch an Tempo.
Die Defensive, die in der letzten Saison mit 62 Gegentoren zu den Schießbuden der 2. Bundesliga gehörte, wirkte in Tests gegen starke Gegner wie Twente Enschede (0:0), den FC St. Gallen (1:0) und Panathinaikos (0:0) stabil. Bei der Saisoneröffnung fingen sich die Knappen beim 2:4 gegen den FC Sevilla einige Gegentore, die starken Andalusier sind jedoch kein Gegner, mit denen sich Königsblau derzeit messen muss.
Mehr Sorgen machte das 2:3 gegen Drittligist Wehen Wiesbaden, das schonungslos aufzeigte, dass der Mannschaft in der Breite die Qualität fehlt. Die Stammelf funktioniert bereits ordentlich, fallen jedoch einige Spieler aus, können diese nicht annähernd gleichwertig ersetzt werden. Ergänzen Frank Baumann und Ben Manga das Aufgebot der Königsblauen noch an den richtigen Stellen, erwartet S04 in der ersten Saison unter Miron Muslic ein ruhigeres Jahr als zuletzt. Den Aufstieg gibt ohnehin niemand mehr als Ziel aus.