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·20 de mayo de 2025
Sturzflug in der Rückrunde? Der Saisonrückblick der Eintracht-Frauen

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·20 de mayo de 2025
Vor mehr als einer Woche verabschiedeten sich die Frauen von Eintracht Frankfurt in die wohlverdiente Sommerpause. Nach dem Sieg im letzten Bundesliga-Spiel gegen Leipzig schlossen die Adlerträgerinnen die Saison 2024/25 auf einem souveränen dritten Tabellenrang ab. Lediglich ein mickriger Punkt fehlte der SGE zur Vizemeisterschaft und der damit verbundenen direkten Qualifikation für die Ligaphase der Champions League.Nichtsdestotrotz sah man Laura Freigang und Co. nach Abpfiff stolz in T-Shirts mit der Aufschrift "International" posieren, da auch der dritte Platz um die UWCL-Qualifikation spielt. Eigentlich lässt sich auf den ersten Blick also ein positives Fazit hinter der Saison ziehen - doch das Stichwort ist "eigentlich". Der 90min-Saisonrückblick der Eintracht-Frauen.
Die Adlerträgerinnen hatten am Anfang der Saison leichte Anlaufschwierigkeiten: In der UWCL-Qualifikation sind sie gescheitert und mussten am zweiten Bundesliga-Spieltag gegen Leverkusen ein Unentschieden hinnehmen. Was genau 14 Tage später passierte, war also alles andere als selbstverständlich: Am vierten Spieltag empfingen die Eintracht-Frauen im eigenen Hexenkessel, dem Stadion am Brentanobad, den VfL Wolfsburg. Von Beginn an drückte die SGE dem Spiel ihren Stempel auf. Mit einem abartigen Pressing über die kompletten 90 Minuten, super Kombinationen und das gefürchtete schnelle Umschaltspiel gewannen die Adlerträgerinnen souverän und ungefährdet nach einem Elfmeter von Doorsoun und einem Doppelpack von Anyomi mit 3:0 - eine Dominanz, die so niemand erwartet hatte. Das Spiel stand sinnbildlich für das, was die Eintracht-Frauen in der Vergangenheit verkörperten: den Teamgeist. Jede Spielerin kämpfte für ihre Kollegin - von der Torfrau Stina Johannes angefangen bis zur Sturmspitze.
Diese Partie war eine der besten Werbungen für den Frauenfußball in der abgelaufenen Spielzeit, denn der VfL machte es den Gastgeberinnen absolut nicht leicht. Dennoch behielten die SGE-Frauen die Oberhand und schickten die Wölfinnen ohne Punkte auf die Heimreise. "Ich würde mir wünschen, dass jede Einzelne für sich mitnimmt, wie wir heute performt haben, wie wir gespielt haben, wie jeder jeden einzelnen auf dem Platz gepusht hat - auch von außen. Ich glaube, diese Energie gibt uns enorm viel Kraft und ich denke, wenn wir das jede Woche mitnehmen und zeigen, dann kann uns eigentlich niemand aufhalten", zeigte sich Doppeltorschützin Nicole Anyomi zuversichtlich nach dem Sieg gegen die Wölfinnen.
Tatsächlich hatte man in der Hinrunde den Eindruck, dass Frankfurt in dieser Saison sogar um den Titel mitspielen und niemand aufhalten kann. So erkämpften sie sich beispielsweise auch gegen die Bayern auswärts einen verdienten Punkt und ließen lediglich gegen Werder Bremen ärgerliche drei Zähler liegen. Dennoch grüßten die Adlerträgerinnen in der Winterpause hoheitsvoll vom ersten Tabellenrang, da ihnen ihre gute Tordifferenz (35 Treffer zu fünf Gegentoren) den entscheidenden Vorteil vor Bayern und Leverkusen brachte.
Da verfielen die Ersten schon in Träumereien vom großen Titel. Wieso auch nicht? Die Eintracht zeigte endlich Konstanz und wirkte reifer als noch die Saisons zuvor. "Wir sind uns der Möglichkeit eines Titels bewusst. Das eine oder andere Mal fällt das Wort auch und man träumt mal für ein, zwei Minütchen", erklärte Laura Freigang in der Winterpause. Doch dem Fanliebling sei durchaus bewusst, dass es sich um "eine Momentaufnahme" handle. Rückblickend wirkt es so, als habe Freigang damals in weiser Voraussicht in die Glaskugel geblickt, denn in der Rückrunde musste Frankfurt den FC Bayern im Rennen um die Meisterschaft ziehen lassen und verlor auch den Kampf um Platz zwei gegen den VfL Wolfsburg.
Zwar haben die Adlerträgerinnen in der Rückrunde verglichen mit der Hinserie nur zwei Punkte weniger gesammelt, dennoch kann genau die Hälfte der Saison als Wendepunkt bezeichnet werden. Ein Grund dafür ist, dass die SGE in den direkten Duellen mit Bayern oder Wolfsburg keine Punkte mehr holen konnte und beide Partien verlor, dadurch auch beide Konkurrenten ziehen lassen musste. "Dass wir in der zweiten Halbserie auch mit einigen Ausfällen zu kämpfen hatten, ist sicherlich auch Teil der Wahrheit", versuchte die Technische Direktorin Katharina Kiel den tabellarischen Absturz in der zweiten Saisonhälfte zu erklären.
Die 3:2 Niederlage beim SC Freiburg ist ein Spiel, das diese Saison perfekt beschreibt. Eigentlich starteten die Frankfurterinnen gut in die Partie, mussten dann aber den Gegentreffer durch Cora Zicai hinnehmen. Kurz vor der Pause gelang der SGE der Ausgleich und in der 63. Minute auch der 2:1 Führungstreffer durch Nicole Anyomi. So far, so good. Doch dann kam die Nachspielzeit: Ähnlich wie im letzten Drittel der Saison fehlte den Adlerträgerinnen der letzte Push und so kassierten sie noch zwei Gegentore. Besonders ärgerlich: Kurz vor dem Ausgleich von Freiburg hat Carlotta Wamser das dritte Tor auf dem Schlappen, vergab die 100-prozentige Torchance allerdings. Es war in keinem Fall eine schlechte Leistung der SGE, passieren darf so was bei den eigenen Ambitionen aber nicht.
Harter Kampf für Elisa Senß im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Bayern / Adam Pretty/GettyImages
Ähnlich symbolisch für die Saison steht das DFB-Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern. Auch hier führt man, muss dann in der 90. Minute den Ausgleich hinnehmen, kassiert in der Nachspielzeit drei weitere Buden und verpasst so den Halbfinal-Einzug. Trotz einer starken Leistung ein unglückliches Ergebnis.
Die größte und demoralisierenste Klatsche gab es am 15. Spieltag in der Autostadt: Nachdem die SGE unter der Woche in einem intensiven DFB-Pokal Viertelfinale gegen den FC Bayern München ausschied, ging die Reise zum VfL Wolfsburg. Während das Hinspiel gegen die Wölfinnen mit das beste der Saison war, ist das Rückspiel ein großer Kandidat für das schlechteste. 6:1 gewann der VfL Wolfsburg gegen die Adlerträgerinnen und ließ den Gästen aus der Mainmetropole nicht den Hauch einer Chance. Regelrecht überrollt wurde die SGE von den Wölfinnen - in der ersten Halbzeit führte der VfL bereits mit fünf Toren. Das Team aus dem Hinspiel war in keiner Weise wieder zu erkennen.
Viel Auswahl gibt es bei der Wahl zum besten Transfer der Saison ja nicht: Mit Nina Lührßen, Lea Paulick und Elisa Senß kamen gerade einmal drei Neuzugänge im Sommer in die Mainmetropole. Doch besonders Senß schlug bei der Eintracht sofort ein und mauserte sich in kürzester Zeit zu einer absoluten Leistungsträgerin im Team von Cheftrainer Niko Arnautis. Die defensive Mittelfeldspielerin diktierte das Spiel der Eintracht-Frauen und konnte vor allem durch ihre Zweikampfstärke, den Willen und die technische Versiertheit überzeugen. Aufgrund ihrer guten Leistungen bei der Eintracht entwickelte sich Senß auch in der Nationalmannschaft zu einer Stütze mit Kaderplatz-Garantie.
Auch Nationalspielerin: Die Adlerträgerin Elisa Senss / Maja Hitij/GettyImages
Trotz der Teamstärke der Frankfurterinnen gibt es durchaus individuelle Klasse, die besonders heraussticht: Während zu Beginn der Saison vor allem Laura Freigang auf ganzer Linie überzeugen konnte, drängten sich über die Zeit auch andere Spielerinnen in den Vordergrund. Eine, die den Status der besten Spielerin definitiv verdient hat, ist Géraldine Reuteler. Die Schweizer Nationalspielerinnen war einer der wichtigsten Bausteine im Team von Niko Arnautis. In allen Partien spielte Reuteler von Anfang an und ging elf Mal die vollen 90 Minuten. Dabei konnte die Flügelspielerin zehn Tore und sieben Assists auf ihrem Konto verbuchen. Doch auch Nicole Anyomi muss berücksichtigt werden: 14 Tore und sechs Vorlagen sprechen für sich. Beide Spielerinnen profitieren und prägen das schnelle Umschaltspiel der Frankfurterinnen, dass ohne Anyomi und Reuteler vielleicht nicht ganz so erfolgreich ist.
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