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·20 de octubre de 2024

Suboptimales Gegenpressing, fehlender Stratege: Darum wackelt Reals Abwehr

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Haben Redebedarf: Aurélien Tchouaméni und Antonio Rüdiger können mit der defensiven Balance der Merengues nicht zufrieden sein – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Schaut man sich lediglich die nackten Zahlen an, so könnte Real Madrid derzeit kaum erfolgreicher performen: Dank des 2:1-Siegs gegen RC Celta sind die Blancos seit mittlerweile 42 Spieltagen ohne Niederlage in LaLiga und befinden sich mit Blick auf eine mögliche Titelverteidigung in einer guten Ausgangslage. Über eine Saison ungeschlagen zu bleiben – die letzte Niederlage setzte es im September 2023 bei Stadtrivale Atlético – das schaffte zuvor nur der FC Barcelona.


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Und auch in puncto Punkteschnitt sind die Schützlinge von Carlo Ancelotti mit 24 Punkten nach zehn Spieltagen (2,4 Punkte pro Spiel) schon fast auf dem Niveau der Vorsaison (95 Punkte aus 38 Partien; 2,5 Punkte pro Spiel). Die Defensive ist mit gerade einmal sieben Gegentreffern (0,7 Gegentore pro Spiel) nach der Abwehrreihe von Atlético (fünf Gegentore in neun Spielen) statistisch die beste Hintermannschaft in LaLiga. Wenn man die bisherigen Auftritte genauer beleuchtet, werden jedoch einige Schwächen deutlich, die das Prunkstück der Gala-Saison 2023/24 so wackelig wie lange nicht mehr erscheinen lassen.

1. Das Fehlen eines klaren Abwehrchefs

Auch wenn Antonio Rüdiger, derzeit ohne Frage das Gesicht der königlichen Abwehrkette, mit spektakulären Rettungsaktionen und seiner enormen physischen Präsenz in den vergangenen Monaten immer stärker in der Gunst des Madridismo gestiegen ist, kann der Deutsche die Rolle des Abwehrchefs nicht in Gänze ausfüllen. So agiert der 31-Jährige zwar immer wieder als emotionaler Leader, erzwingt sogar offensiv regelmäßig entscheidende Situationen und erfüllt zudem seine Kernaufgabe, das Abwehrspiel, auf höchstem Niveau. Mit 65 Prozent gewonnenen Zweikämpfe (75 Prozent gewonnene direkte Duelle am Boden; 57 Prozent gewonnene Luftduelle) übertrifft der deutsche Nationalspieler nach zehn Spieltagen im Übrigen sogar die starken Zweikampfquoten der vergangenen beiden Spielzeiten (jeweils 59 Prozent).

Nichtsdestotrotz mangelt es den Blancos seit der langwierigen Alaba-Verletzung und des Nacho-Abgangs an einem Defensivstrategen. So können weder Rüdiger noch Éder Militão die Abwehrkette der Blancos mit einem kühlen Kopf führen. Zwar weisen sowohl Rüdiger (92 Prozent Passquote; 97 Prozent Passquote in eigener Hälfte, 83 Prozent Passquote in gegnerischer Hälfte) als auch Militão (91 Prozent Passquote; 94 Prozent Passquote in eigener Hälfte, 84 Prozent Passquote in gegnerischer Hälfte) ähnliche Zahlen wie Alaba (89 Prozent Passquote; 95 Prozent Passquote in eigener Hälfte, 79 Prozent Passquote in gegnerischer Hälfte) oder Nacho (92 Prozent Passquote; 95 Prozent Passquote in eigener Hälfte, 87 Prozent Passquote in gegnerischer Hälfte) auf. Trotz der Souveränität im Passspiel sind beide kein klassischer Leitwolf, der den Rhythmus des Spiels von der hintersten Linie aus beeinflussen oder gar diktiert, auch durch besondere kommunikative, anfeuernde Fähigkeiten. Dass beide Innenverteidiger eher „physische Draufgänger“ sind, ist in so mancher Partie ein Faktor dafür, dass Real Madrid die gewohnte Dominanz und Kontrolle abgehen.

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2. Defensive Disziplin und Gegenpressing optimierungsbedürftig

Den Grund für die aktuell wenig ausbalanciert wirkende Defensivleistung lediglich am Fehlen eines Defensivstrategen festzumachen, wäre angesichts des Weltklassekaders der Merengues allerdings zu undifferenziert. Ein zentrales Problem scheint derzeit die Disziplin im Spiel gegen den Ball zu sein. So ist die Kontersicherung des Rekordmeisters oftmals nicht optimal – wie schon gegen Stuttgart gesehen. Beispielhaft dafür die Riesenchance von Swedberg in der achten Minute, als die Defensive der Gäste mit einem einzigen langen Ball bloßgestellt wurde. In dieser Szene hatten die Königlichen das Glück auf ihrer Seite.

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In dieser Szene sichert lediglich Militão (grün) den Konter, Rüdiger, Tchouaméni und Valverde sind viel zu weit weg und können nicht mehr eingreifen – Screenshot: DAZN

Damit verwoben sind die fehlende Galligkeit im Defensivspiel und das folglich weniger effektive Gegenpressing sowie das mitunter schläfrige (defensive) Umschaltverhalten. Gewann der Rekordmeister in der Vorsaison viele Bälle durch ein extrem aggressives Gegenpressing zurück, wirkt es so, als würde dieses in der veränderten Statik im Spiel des amtierenden Meisters und Champions-League-Siegers noch längst nicht so reibungslos und geradezu automatisch funktionieren. So ging Swedbergs Top-Chance ein Angriff über Kylian Mbappé voraus. Nachdem dessen Hereingabe geklärt wurde, reagierte lediglich Camavinga blitzschnell. Vinícius und Fran García wirkten nicht gedankenschnell und griffig genug.

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In dieser Szene funktioniert das Gegenpressing der Blancos nicht wie gewünscht, lediglich Camavinga (grün) überzeugt mit Handlungsschnelligkeit – Screenshot: DAZN

Nach dem verpufften Gegenpressing verpassten es Tchouaméni und Co., die Distanz zum eigenen Tor schnell zu verringern. Zudem sicherte lediglich Militão auf letzter Linie.

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Rüdiger, Tchouaméni und Valverde (rote Kreise) erkennen zu spät, dass das Gegenpressing verpufft, und setzen sich daher nicht früh genug ab, in der Folge entscheidet sich Militão, den langen Ball ballnah zu verteidigen, kann die Verlängerung dieses Zuspiels aber nicht verhindern – Screenshot: DAZN

3. Personeller Engpass – 3-4-3-Experiment scheitert

Weil neben Alaba nun auch mit Dani Carvajal eine absolute Größe – physisch wie psychisch – in der Viererkette fehlt, sah sich Trainer Carlo Ancelotti genötigt, mit einer Dreierkette plus aktiver Schienenspieler zu agieren. Beim spielerisch starken Gegner aus Galicien war jedoch zu spüren, dass Tchouaméni, Rüdiger und „Mili“ große Probleme hatten, die Tiefe zu sichern. Insbesondere auf den Halbverteidigerpositionen wackelten die Gäste gehörig – zumal in manchen Situationen beide Halbverteidiger deutlich zu hochschoben.

Logischerweise benötigt jede Systemumstellung von dieser Tragweite auch auf Top-Niveau einige Spiele, bis die Automatismen gefestigt sind. Dass eine Dreierkette in dieser Konstellation gegen Gegner wie den FC Barcelona oder auch Borussia Dortmund funktionieren wird, ist eher unwahrscheinlich. Sinnvoller (und realistischer) ist eher, dass neben zwei Innenverteidigern (voraussichtlich Rüdiger und Militão) mit Ferland Mendy ein defensiv orientierter Außenverteidiger eingesetzt wird, um die defensiven Schwächen und den Offensivdrang von Lucas Vázquez zu kompensieren. Sinnvoll erscheint zudem, den Sechserraum vor der Viererkette mit einem klaren, defensiv orientierten Abräumer (voraussichtlich Tchouaméni) besser zu kontrollieren. Das 3-4-3-System dürfte trotz der personellen Probleme und der Nachvollziehbarkeit dieses Experiments keine wirkliche Alternative darstellen.

Fazit: Offensichtliche Stellschrauben drehen

Die Gründe für die zumindest in der subjektiven Wahrnehmung wackeligen Defensive des spanischen Rekordmeisters sind vielseitig. Während die Persönlichkeiten und Spielertypen des zur Verfügung stehenden Personals kurzfristig nicht beeinflusst werden können, kann und muss Ancelotti in taktischer Hinsicht ansetzen und Antworten finden. Insbesondere das Gegenpressing, die Positionsdisziplin und Kontersicherung sowie das defensive Umschaltspiel sind (miteinander verknüpfte) Stellschrauben, die der „Mister“ drehen muss. Angesichts des bitteren Carvajal-Ausfalls und des noch immer nicht erfolgten Alaba-Comebacks – vielleicht im November – sollten jedoch auch Wintertransfers nicht vollkommen tabu sein. Prognose: sind sie bei Real aber, weswegen es mit dem gegebenen Personal besser werden muss.

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