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·22 décembre 2025

30 Jahre danach: Wie der FC Bayern vom Bosman-Urteil profitierte

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Das Bosman-Urteil veränderte 1995 den Profi-Fußball. Auch der FC Bayern profitierte von den veränderten Regelungen. Ein Rückblick.

Vor dreißig Jahren veränderte ein Mann den Fußball nachhaltig. Nein, damit sind nicht die ersten Trainingseinheiten des Autors auf einem Hartplatz im Schwarzwald gemeint, es geht um Jean-Marc Bosman.


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Der heute 61-jährige Belgier, der es in seiner Karriere auf insgesamt 97 Spiele in der belgischen Jupiler Pro League brachte, hatte da schon einen Jahrelangen Rechtsstreit mit seinem Ex-Verein und dem belgischen Fußballverband hinter sich. Der Grund: Bosman wollte nach dem Ablauf seines Vertrags aus seiner belgischen Heimat nach Frankreich wechseln.

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Bosman-Urteil verändert das Fußballgeschäft

Damals war es üblich, dass auch Spieler mit auslaufenden Verträgen, nur gegen die Zahlung einer Ablöse bei einem neuen Verein unterschreiben dürfen. Der RFC Lüttich verlange vom französischen Zweitligisten Dunkerque umgerechnet 750.000 Euro. Eine Summe, die die Franzosen nicht zahlen wollten, der Transfer platzte.

Bosman klagte gegen diese Entscheidung. Sein Anwalt argumentierte mit der EU-Rechtsprechung und der Arbeitnehmerfreizügigkeit, sprich dass Arbeitnehmer innerhalb der Europäischen Union ihren Arbeitsplatz frei wählen dürfen. Es folgte ein juristisches Drama, mittendrin ein belgisches Gerichtsurteil zugunsten Bosmans, ein nationaler Verband und die UEFA, die die ursprüngliche Entscheidung – Bosman dürfe ablösefrei wechseln – nicht akzeptieren wollten.

Knapp fünf Jahre nach dem anvisierten Wechsel entschied der Europäische Gerichtshof am 15. Dezember 1995, dass Profi-Fußballer innerhalb der EU wie normale Arbeitnehmer zu behandeln sind. Spieler dürfen nach Ablauf ihres Vertrags somit ablösefrei den Verein wechseln. Ebenfalls gekippt wurde die Ausländerbegrenzung – Entscheidungen, die den Fußball nachhaltig verändern.

Wie der FC Bayern von dem Urteil profitierte

Auch der FC Bayern musste sich mit den neuen Regelungen auseinandersetzen. Er verlor einige Spieler wie bspw. David Alaba, Michael Ballack, Luca Toni, Leroy Sané oder Niklas Süle ablösefrei an die internationale und nationale Konkurrenz. Alleine dieses Quintett hatte einen Gesamt-Marktwert in Höhe von 165 Millionen Euro (laut Transfermarkt.de).

Auf der anderen Seite profitierte der FC Bayern auch vom sogenannten „Bosman-Urteil“. Mit Robert Lewandowski (damaliger Marktwert 50 Millionen Euro), Leon Goretzka (40 Millionen Euro), Konrad Laimer (28 Millionen Euro) oder Noussair Mazraoui und Raphaël Guerreiro (beide 20 Millionen Euro) konnte der FCB in den letzten Jahren seinen Kader zum Nulltarif um insgesamt 158 Millionen Euro erweitern.

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Wechselte 2023 ablösefrei zum FC Bayern: Konrad LaimerFoto: Sebastian Widmann/Getty Images

Doch die Mär, dass ablösefreie Spieler tatsächlich gratis den Verein wechseln, ist ein Irrglaube. Mit dem Bosman-Urteil stiegen auch die Berater- und Handgelder in die Höhe. Mittlerweile erhalten Profi-Sportler für eine Vertragsunterschrift schon mal gerne einen millionenschweren Bonus selbst wenn der aufnehmende Verein zusätzlich noch eine Ablöse zahlen muss.

FC Bayern und seine ablösefreien Transfers

Blickt man auf die ablösefreien Neuzugänge des FC Bayern fällt auf, dass man in der Vergangenheit eher in die Kaderbreite investiert hat. Spieler, die über Jahre hinweg in München als Stammspieler aktiv sind, wechselten selten ohne Ablöse. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ein echter Volltreffer gelang dem FC Bayern mit der Verpflichtung von Hasan Salihamidzic. Der spätere FCB-Funktionär wechselte im Sommer 1998 als Nobody vom HSV nach München und blieb dem Rekordmeister neun Jahre treu. 2007 zog „Brazzo“ nach 365 Pflichtspielen, 101 Scorern und insgesamt 15 Titeln in die Serie A zu Juventus Turin weiter.

Mit Bixente Lizarazu und Claudio Pizarro fanden auch zwei Spieler den Weg nach München zurück, die zuvor schon für den FC Bayern spielten. Mit Hans-Jörg Butt verpflichtete man 2008 einen Routinier als Nummer 2 für das Tor, der sich mit der Rolle allerdings nicht zufrieden gab und 91-mal bis zum Karriereende 2012 das Bayern-Tor hütete. Der Norddeutsche war auch Teil der Mannschaft, die 2010 das Finale der Champions League erreichte, mit einem Elfmeter-Treffer gegen Juventus Turin hatte Butt dabei auch entscheidenden Anteil.

No-Names werden zu FC Bayern-Legenden

2009 verpflichtete der FC Bayern mit Ivica Olić einen Spieler, dem die meisten Fans auf Grund der großen Konkurrenz im Bayern-Sturm um Klose, Toni, Gómez wenig Chancen auf Einsatzzeiten zutrauten. Doch der Kroate setzte sich durch und überzeugte nachhaltig. In seiner ersten Saison gelangen ihm elf Treffer in der Bundesliga und sieben Tore in der Königsklasse.

Unvergessen sein Last-Minute-Tor im Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester United, der wichtige Treffer im Rückspiel und sein Hattrick im Halbfinale gegen Lyon. Olić blieb zwar nur drei Jahre beim FC Bayern, seine Bilanz mit 23 Toren und 13 Assists in 80 Spielen kann sich aber durchaus sehen lassen. Die Karriere an der Säbener Straße wäre höchstwahrscheinlich anders verlaufen, hätte ein Knorpelschaden ihn ab Ende 2010 nicht für sieben Monate außer Gefecht gesetzt.

Zum Nulltarif verpflichtet, teuer weiterverkauft

Mit Sebastian Rode und Sebastian Rudy konnte der FC Bayern in den nachfolgenden Jahren Spieler zum Nulltarif verpflichten, die zwar sportlich nie groß in Erscheinung traten, bei ihren Abschieden aber ordentlich Geld in die Kassen spülten.

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Nicht alle ablösefreien Transfers des FC Bayern waren ein sportlicher Erfolg.

Grafik: Georg Haas (Miasanrot)

Sebastian Rudy, der heute hin und wieder für die Allstars der Bayern aufläuft, kam 2017 aus Hoffenheim und wechselte ein Jahr später für 18 Millionen Euro zum FC Schalke. Sebastian Rode konnte man 2014 aus Frankfurt loseisen, nach zwei Jahren zog es den Mittelfeldmann für 12 Millionen Euro weiter zum BVB.

Ein wahrer Volltreffer: Der FC Bayern holt Lewandowski

Von dort wechselte Robert Lewandowski 2014 nach München. Der Pole, heute für den FC Barcelona aktiv, blieb acht Jahre an der Isar und wechselte 2022 für 45 Millionen Euro nach Spanien. Lewandowski ist somit ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Investment und eine sportliche Sofort-Verstärkung.

Der Pole erzielte in 375 Spielen für den FC Bayern unglaubliche 344 Tore und bereitete 73 weitere Treffer vor, mit 41 Bundesliga-Toren in einer Saison übertraf der die Vereinslegende Gerd Müller und gewann mit dem FCB insgesamt 19 Titel. Legendär sind zudem seine fünf Tore in knapp neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg 2015.

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Tor- und Titelgarant für den FC Bayern: Robert Lewandowski Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images

Ähnlich erfolgreich ist Leon Goretzka. Der 30-jährige Mittelfeldmann gewann mit dem FC Bayern seit seinem ablösefreien Wechsel aus Gelsenkirchen bisher 13 Titel. Der Vertrag des deutschen Nationalspielers, der bisher 286-mal für den FCB auflief, endet übrigens im kommenden Sommer. Goretzka könnte also in zweierlei Hinsicht ein Profiteur des Bosman-Urteils werden.

Der Belgier kam im Übrigen nach seinem erfolgreichen Rechtsstreit fußballerisch nicht mehr richtig in Tritt. Seine Karriere endete 1996 in der Heimat. Das Urteil brachte ihm zwar ein paar Hunderttausend Euro Schadensersatz aber auch viel Ärger. Die UEFA, so heißt es, hätte Bosman damals zwei Millionen Schweizer Franken geboten, wenn er von der Klage zurücktritt. Der Belgier tat es bekanntermaßen nicht und revolutionierte damit den Profi-Fußball.

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