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·24 octobre 2025

95 Pyro-Verletzte – das sind 95 zu viel

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Die Zahlen klingen erst einmal beruhigend für die Saison 2024/25: Der Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) zählt 17,2 Prozent weniger Verletzte und 22 Prozent weniger Strafverfahren. Der deutsche Profifußball scheint sicherer geworden zu sein. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt einen beunruhigenden Widerspruch in den Daten. Während die klassischen Gewaltindikatoren laut Fan-Studie sinken, explodiert ein anderes Problem förmlich: Der Missbrauch von Pyrotechnik stieg um 73 Prozent auf 4.783 Verstöße.

Das ist keine Randnotiz, sondern der eigentliche Kern der Sicherheitsdebatte.


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Die verbesserten Sicherheitsmaßnahmen greifen offenbar bei traditionellen Konflikten. Weniger Schlägereien, weniger Verletzte, weniger Polizeieinsätze – das spricht für funktionierende Konzepte bei der Fantrennung und Deeskalation. Doch diese Erfolge werden durch eine neue Form der Regelüberschreitung konterkariert. Pyrotechnik ist zur Währung des Protests geworden, zum visuellen Statement einer Fankultur, die sich nicht domestizieren lassen will. 95 Menschen wurden dabei durch Bengalos und Böller verletzt. Das sind 95 zu viel.

Dilemma moderner Stadionsicherheit

ZIS-Leiter Michael Madre trifft den wunden Punkt, wenn er konsequenteres Vorgehen der Veranstalter fordert. Seine Warnung, dass aus Ordnungswidrigkeiten schnell Straftaten werden können, ist keine Panikmache, sondern Realität. Ein brennendes Bengalo unterscheidet nicht zwischen Choreografie und Chaos. Die Gefahr bleibt dieselbe, egal wie man den Verstoß juristisch einordnet. Hier offenbart sich das Dilemma moderner Stadionsicherheit: Man hat die Gewalt reduziert, aber die Pyrotechnik nicht in den Griff bekommen.

Die Lösung liegt nicht in noch mehr Repression. Die Zahlen zeigen ja, dass härtere Strafen allein nicht funktionieren. Stattdessen braucht es einen ehrlichen Dialog über kontrollierte Pyrotechnik-Zonen, wie sie in anderen Ländern bereits erprobt werden. Solange Fans Bengalos als identitätsstiftendes Element ihrer Kurve begreifen, wird das Problem bestehen bleiben. Die Alternative zum ewigen Katz-und-Maus-Spiel wäre ein regulierter Umgang, der Sicherheit und Fankultur versöhnt.

Der ZIS-Bericht dokumentiert letztlich einen halben Erfolg. Die Stadien sind sicherer geworden, aber nicht sicher genug. Die Pyrotechnik-Explosion zeigt, dass Verbote allein keine nachhaltige Strategie sind. Wer die Sicherheit wirklich erhöhen will, muss neue Wege gehen. Madre hat recht mit seiner Forderung nach Konsequenz. Aber Konsequenz bedeutet auch, einzusehen, dass die bisherigen Ansätze an ihre Grenzen stoßen. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik deutscher Stadien.

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