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Philipp Overhoff·25 octobre 2025

Aus der Arbeitslosigkeit in die Buli? Dieser Höhenflug ist einfach nur IRRE

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Wir spulen einmal wenige Monate zurück: Noch Ende Juli wussten nur die größtmöglichen aller Fußball-Nerds, wer Younes Ebnoutalib überhaupt ist. Doch heute – gerade einmal ein Quartal später – fragt sich nahezu jeder Bundesliga-Fan: Wer bitte holt sich diesen Teufelskerl als Nächstes?

Der 22-jährige Stürmer der SV 07 Elversberg ist die Sensation der bisherigen Zweitliga-Saison. Und das gilt nicht nur wegen seiner Tore, sondern vor allem wegen seiner Geschichte. Ebnoutalib kam erst im Januar aus der Regionalliga. Dort kickte er beim Provinzklub FC Gießen. Zuvor ist er sogar sieben Monate lang komplett vereinslos gewesen.


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Mittlerweile allerdings darf er sich als Top-Torjäger der 2. Bundesliga bezeichnen, trifft im Schnitt alle 68 Minute. Mit seiner Wucht, seinem Tempo und seinem Torriecher treibt er die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig zur Verzweiflung.

Von der Baracke in den Profi-Fußball

Dabei verliefen die Anfänge seiner Karriere alles andere als glamourös, wie ein 'Bild'-Bericht zuletzt enthüllte. Bei seinem vorherigen Klub, der italienischen AC Perugia, verdiente Ebnoutalib nur 800 Euro im Monat, wovon allein 450 Euro für die Miete draufgingen.

Er lebte mit rund zehn anderen Spielern in einer Baracke, kämpfte mit der Sprache und durfte mit einer kurzen Ausnahme nicht einmal für die Profis auflaufen. Angeblich auch, weil sein Italienisch nicht ausreichte.

Noch bitterer: Wegen einer festgelegten Klausel verlängerte sich sein Vertrag auf fünf Jahre. Und das obwohl er kaum Spielzeit bekam. Erst ein Mittelfußbruch setzte dem unglücklich verlaufenen Italien-Kapitel ein endgültiges Ende.

Was folgte war jedoch ebenso wenig glamourös: sieben Monate Pause, kein Verein und keine Perspektive. Die allermeisten Jung-Kicker hätten in dieser Zeit wohl den Glauben verloren. Ebnoutalib nicht. Der FC Gießen gab ihm eine Chance. Und nach nur einem halben Jahr griff im Winter dann Elversberg zu. Für schlanke 100.000 Euro.

Ab durch die Decke!

Doch auch im beschaulichen Saarland ging es zunächst verhalten los. Gerade einmal vier Ligapartien absolvierte in der vergangenen Rückrunde. Und auch in den ersten drei Begegnungen dieser Saison wurde Ebnoutalib erst spät eingewechselt.

Dann aber kam der 29. August: Auswärtsspiel bei Hertha BSC, sein erster Startelfeinsatz. Und was macht Ebnoutalib? Er schießt einen Doppelpack. Elversberg gewinnt mit 2:0.

Danach ging es Schlag auf Schlag: zwei Tore gegen Dynamo Dresden, zwei gegen Braunschweig, dann sogar ein Hattrick gegen Greuther Fürth. Nach neun Spielen stehen neun Treffer auf seinem Konto. Kein Spieler in der 2. Liga hat eine bessere Quote. Zeitgleich stieg Ebnoutalib in einen elitären Kreis auf: In Europas Top-Ligen kommen in der bisherigen Saison nur Harry Kane und Erling Haaland auf derart viele Mehrfachpacks. Kann man mal so machen!

Taekwondo statt Talentschmiede

Dabei verlief seine fußballerische Ausbildung rückblickend ziemlich kurios. Aufgewachsen in Frankfurt spielte Ebnoutalib bis zum 14. Lebensjahr hauptsächlich auf der Straße. 

Sein Vater Faissal war selbst Leistungssportler. Ein ziemlich erfolgreicher sogar: Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, ausgezeichnet vom damaligen Bundeskanzler Schröder. Sportlich war also vieles vorgezeichnet. Aber eben eher in Richtung Taekwondo.

Younes selbst besitzt den schwarzen Gürtel. Vielleicht erklärt das seine außergewöhnliche Physis, mit der er heutzutage die besten Verteidiger der 2. Liga aufmischt. Erst mit 14 konnte er seinen Vater überzeugen, sich einem Fußballverein anzuschließen. Die erste Anlaufstelle sollte Rot-Weiss Frankfurt heißen.

Die halbe Bundesliga schaut hin

Acht Jahre später steht er mit Elversberg sensationell an der Tabellenspitze. Weitsichtig hat ihn der Klub mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet. Aber schon jetzt scheint sicher: Wenn er so weitermacht, wird er diesen Vertrag nicht erfüllen. Nicht, weil Elversberg nicht will, sondern weil Anfragen aus der Bundesliga nur eine Frage der Zeit sind.

Laut 'Bild'-Informationen liegt das Preisschild bereits jetzt bei 6 bis 8 Millionen Euro. Und das dürfte in den kommenden Monaten eher steigen als fallen. Die Bundesliga schaut genau hin. Einige Klubs werden vermutlich spätestens im Winter in Elversberg anfragen.

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📸 Maryam Majd - 2025 Getty Images

Vom Nobody zum Bundesliga-Kandidaten

Dass sich ein wahrer Nobody in so kurzer Zeit zu einer der heißen Aktien auf dem Transfermarkt entwickelt, sieht man im modernen Profifußball nur noch selten selten. Noch seltener ist, dass der Spieler quasi ohne Nachwuchsleistungszentrum, ohne große Akademie und ohne U-Nationalmannschaften diesen Sprung schafft. Deniz Undav lässt grüßen.

Und auch Younes Ebnoutalib ist der Gegenentwurf zum durchgeplanten Fußball-Talent. Kein Projektspieler, kein Instagram-Star mit U17-EM-Vergangenheit. Er ist einfach so aufgetaucht und trifft plötzlich wie am Fließband.

Der Weg des Younes Ebnoutalib liest sich daher wie ein modernes Fußballmärchen. Nur dass dieses Märchen gerade erst begonnen hat. Die Frage lautet dementsprechend: Was kommt als Nächstes? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es wohl die Bundesliga sein.


📸 Andreas Schlichter - 2025 Getty Images

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