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Jule Stolpe·9 mai 2025
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Jule Stolpe·9 mai 2025
"Ablösefreie" AbgĂ€nge zu den absoluten Erzrivalen, wie die von Figo oder Campbell, die teuersten Transfers aller Zeiten wie Neymar zu PSG oder Spieler, die auf einmal bei Vereinen vorgestellt wurden, bei denen sie nie jemand erwartet hĂ€tte: Im modernen FuĂball gibtÂŽs einige kuriose und ĂŒberraschende Geschichten rund um Vereinswechsel.
Ein Spieler allerdings, der noch im Zug mit seiner Mannschaft zum AuswĂ€rtsspiel fĂ€hrt, bis zum Anpfiff am Nachmittag aber bereits beim gegnerischen Verein unterschrieben und sich dann doch lieber das ursprĂŒnglich gegnerische Trikot anzieht? Das könnten wir uns heute wohl eher nicht mehr vorstellen: Ist aber genau so passiert und die Geschichte von Albert Pape zeigt, warum die Idee fester Transferfenster vielleicht gar nicht so schlecht ist.
Die fuĂballerischen Leistungen des englischen StĂŒrmers waren wahrlich nichts fĂŒr die GeschichtsbĂŒcher. An seinen spektakulĂ€ren Wechsel zu Manchester United im Februar 1925 hingegen erinnern viele sich noch heute.
Eigentlich spielte Pape bei Clapton Orient - heute bekannt als Leyton Orient - in der zweiten englischen Liga. Der Verein hatte finanzielle Probleme, musste dringend Geld einnehmen und sah sich deshalb dazu gezwungen, die vierzehn besten Spieler aus dem Kader auf die Transferliste zu setzen. Einer dieser Spieler: Albert Pape.
Manchester United auf der anderen Seite war dringend auf der Suche nach einem neuen StĂŒrmer, um die Mission "Aufstieg in die erste Liga" so erfolgreich wie möglich zu gestalten.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen bei anderen Vereinen und Spielern klopfte Uniteds damaliger Manager John Chapman am Abend vor dem Ligaspiel zwischen beiden Teams bei Clapton Orient an und bot 1.070 Pfund fĂŒr Albert Pape. Der Klub aus dem Osten Londons akzeptierte das Angebot ohne Zögern.
Pape selbst reiste einen Tag spÀter noch mit seinen Teamkollegen gen Manchester, traf sich dort gegen Mittag aber mit Red-Devils-Manager Chapman, um die Vertragsdetails zu besprechen.
Da Pape selbst freundschaftliche Kontakte in die damalige United-Mannschaft und Familie im nahegelegenen Bolton hatte, wurde man sich schnell einig und ĂŒbermittelte die entsprechenden Dokumente an die Football Association und die Football Leauge. Um 13.30 Uhr. Nicht mal zwei Stunden vor Anpfiff des Spiels.
Offenbar noch nicht zu kurzfristig, denn die offiziellen Stellen bestĂ€tigten den Wechsel kurz darauf und um 15.00 Uhr gab Pape sein Startelf(!)-DebĂŒt im Old Trafford.
Nicht wenige der anwesenden Zuschauer dĂŒrften sich gefragt haben, ob einer da nicht das vermeintlich falsche Trikot angezogen und aus Versehen an der Seite der falschen Mitspieler spielte. Die Nachricht des Blitz-Wechsels verbreitete sich kurz darauf wie ein Lauffeuer. Viele entschieden sich spontan dazu, diesem Novum im Stadion beizuwohnen und so wuchs die Zuschauerzahl im Laufe des Spiels von rund 18.000 auf um die 25.000 bis zur Halbzeit.
đž Kirby
All die Aufregung drumherum schien den 27-jĂ€hrigen nicht sonderlich zu beunruhigen. Auf dem Platz blieb er cool und erzielte, obwohl er mit seinen neuen Mitspielern zuvor noch nie zusammengespielt hatte, direkt ein Tor. Gegen den Keeper, mit dem er vermutlich morgens noch am gleichen FrĂŒhstĂŒckstisch gesessen hatte. Dem einen Tor beim 4:2 Sieg von Manchester United an diesem Tag sollten nicht mehr allzu viele folgen.
Sportlich gesehen hatte er seine beste Phase zu diesem Zeitpunkt nÀmlich schon hinter sich. So richtig erfolgreich war er lediglich bei Rotherham County ab 1919. Dort kam er in vier Spielzeiten 113 Mal zum Einsatz und schoss 40 Tore. In Manchester absolvierte der Angriefer nach diesem spektakulÀren Tag lediglich 17 weitere Pflichtspiele, in denen ihm nur noch vier weitere Tore gelangen.
Was bleibt, ist wohl einer der kuriosesten Wechsel der FuĂballgeschichte â und einer, den die damalige Presse durchaus kritisch sah.
âDer FuĂball hat sich jetzt zu einem erniedrigenden kommerziellen Spektakel entwickeltâ, titelte die Presse in Manchester nach dem Transfer.
Kleiner Reminder: Wir schreiben das Jahr 1925. Ob Neymar und Co. einfach zu oft die Geschichte von Albert Pape gelesen haben? Wer weiĂ das schon.
đž Kirby