VfL Osnabrück
·24 mai 2025
Brückenschlag 124: Vor 75 Jahren – Der VfL empfängt Nottingham Forest

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·24 mai 2025
Hinter dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli gehörte der VfL in den frühen 1950er Jahren zu den Topteams der seinerzeit erstklassigen Oberliga Nord. Dabei fielen die offensivstarken Osnabrücker auch internationalen Beobachtern auf und konnten sich nicht selten über attraktive Freundschaftsspiele freuen. So etwa heute vor genau 75 Jahren, als Nottingham Forest seine Visitenkarte an der Bremer Brücke abgab.
Von den großen Erfolgen späterer Jahre, die in der englischen Meisterschaft 1978 und dem Sieg im Europapokal der Landesmeister 1979 und 80 gipfelten, war der Klub aus den East Midlands noch weit entfernt. Rein ligatechnisch spielte Nottingham Forest sogar unter dem VfL – in der Südstaffel der sogenannten „Third Divison“, in der sich 1949/50 immerhin 22 Vereine tummelten. Nottingham war hier Vierter geworden, doch einen Klassenunterschied konnte der Beobachter des „Osnabrücker Tageblatts“ nicht ausmachen. Stattdessen notierte er deutliche Vorteile auf Seiten der Gäste: „Gegen das ungestüme Tempo, die Wucht und Kampfkraft dieser Professionals hat der VfL nie den richtigen Schlüssel gefunden.“
Chancenlos kann das Team von Fred Harthaus aber nicht gewesen sein, denn Hannes Haferkamp, der ein Jahr später in die Deutsche Nationalmannschaft berufen werden sollte, erzielte nach einer Viertelstunde den Führungstreffer für die Lila-Weißen. Nottingham vergab einen Elfmeter, kam aber noch vor der Pause zum 1:1-Ausgleich. Torschütze war kurioserweise Jack Hutchinson, der in seinen 15 Spielzeiten und insgesamt 254 Einsätzen für Nottingham Forest keinen einzigen Treffer erzielte.
7.000 Zuschauer sahen in Durchgang 2 eine weiterhin überlegene Mannschaft aus Nottingham, die damals übrigens den berühmtesten, wenn auch vielleicht frei erfundenen Sohn der Stadt auf dem Trikot trug. Robin Hood glich auf der Abbildung allerdings mehr einem Puritaner des 17. Jahrhunderts als dem sagenumwobenen angelsächsischen Volkshelden, der im Zeitalter von Richard Löwenherz gegen Armut und Ungerechtigkeit gekämpft haben soll.
Zurück zu Nottinghams Fußballern, für die der Schotte John Love in der 70. Minute per Kopf zur erneuten Führung traf. Kampflos aufgeben mochten sich Harthaus´ Schützlinge aber nicht, wie denn der Reporter des „Tageblatts“ überhaupt den Eindruck hatte, einem „wuchtigen Kampfspiel“ beizuwohnen, „das mehr einem harten Punktekampf glich denn einer freundschaftlichen Auseinandersetzung“. Die körperliche Präsenz der Engländer habe zwar „nur selten die Grenzen des Erlaubten überschritten“ – dieselbe aber immer wieder gestreift …
Verletzungsbedingte Auswechslungen, zwei Elfmeter und eine rote Karte für Horace Gager belegen diese Einschätzung. Wenig überraschend also, dass der VfL auch den Ausgleichstreffer zwei Minuten vor dem Abpfiff einer rüden Attacke verdankte. Nach einem Foulspiel an Josef – genannt „Jupp“ – Arens erkannte Schiedsrichter Schwarzmann auf Strafstoß. Addi Vetter ließ sich die Chance nicht entgehen und traf zum 2:2-Endstand. Ein gutes Gefühl für den Osnabrücker Rekordtorschützen, der in der folgenden Saison vier Elfmeter verschießen sollte. Was freilich niemanden lange betrübte, denn auch in der Spielzeit 1950/51 reichte es noch für 31 Vetter-Tore – in 32 Spielen!
Nottingham Forest hatte in der kommenden Spielzeit erst recht Grund zum Feiern. 1951 stieg der Traditionsklub in die zweithöchste englische Liga auf und kehrte 1957 – nach 32 Jahren Abwesenheit – in die „First Division“ zurück.
Text: Thorsten Stegemann Bild: Yannick Licher
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