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·12 août 2025
Das Quadruple als Ziel: Wird Flick mit dem FC Barcelona zum Wiederholungstäter?

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·12 août 2025
Drei Titel waren es in der abgelaufenen Saison, in der kommenden Spielzeit sollen es deren vier werden. Der FC Barcelona will diesmal alles gewinnen. Kann er es auch? Trainer Hansi Flick ist in dieser Kategorie erprobt.
La Liga, Copa del Rey, Supercopa de España – auf nationaler Ebene gewann der FC Barcelona in der abgelaufenen Saison alles, was es zu gewinnen gab. Nur in der Champions League reichte der Atem am Ende nicht ganz, in einem Abenteuer von Fußballspiel unterlagen die Katalanen in der Verlängerung Inter mit 3:4 – Endstation Halbfinale.
2025/26 heißt die Marschroute: Budapest! Dort wird im kommenden Mai das Königsklassen-Endspiel steigen und Barca will das erste Mal seit dem Triple-Gewinn 2015 ein Teil davon sein.
Vier Jahre nach dem historischen Triumph gelang es dem FC Barcelona außerdem als bis dato letztes Team, die spanische Meisterschaft zu verteidigen. Auch das soll im kommenden Frühsommer wiederholt werden.
Die Ziele sind also groß in Barcelona, genau wie das Fundament, auf dem die Träume aller Cules ruhen. Ganz zentral hat das natürlich mit Lamine Yamal zu tun, der seinen Vertrag jüngst bis 2031 verlängert hat und dafür mit Messis legendärer Rückennummer 10 belohnt wurde. Dem frischgebackenen 18-Jährigen wird in der kommenden Saison der nächste Entwicklungssprung prophezeit, was eine noch weniger gute Nachricht für die Gegner bedeutet. Das Spiel der Katalanen, so viel ist sicher, wird auch in der neuen Saison auf den Ausnahmekönner zugeschnitten sein, der im September zum mit Abstand jüngsten Ballon-d‘Or-Gewinner gekürt werden könnte.
Yamal ist zweifelsohne der Star der Mannschaft, auf wie neben dem Platz. Doch auch um den Youngster herum findet sich zuhauf Weltklasse im Kader der Katalanen wider. Allein Yamals Pendant auf dem linken Flügel, Raphinha, gehörte in der abgelaufenen Spielzeit zu den besten seiner Güteklasse und galt zurecht lange ebenfalls als heißer Anwärter auf den Weltfußballer-Titel.
Robert Lewandowski ist zwar schon 36 Jahre alt, war in der abgelaufenen Saison aber noch immer für 42 Tore gut und die Vorbereitung erweckte nicht den Eindruck, als sollte sich daran dramatisch etwas ändern in der kommenden Spielzeit. Mit Ferran Torres und Leihgabe Marcus Rashford – sofern dessen Registrierung klappt – hat Hansi Flick zwei alternative Spielertypen und gleichwohl hochkarätige Optionen in der Hinterhand.
Nicht minder hochwertig besetzt ist das Mittelfeldzentrum von Blaugrana. Hier hat Flick die Qual der Wahl. Auf der Doppelsechs hat sich Frenkie De Jong als Stabilisator, Taktgeber und Führungsspieler nach jahrelanger Ungewissheit über seine Barca-Zukunft in den Vordergrund gespielt und ist aus Flicks 4-2-3-1-System nicht mehr rauszudenken. Um den Niederländer herum wird rigoros für La Masia geworben. Der zweite Part auf der Doppelsechs wird wohl Pedri gehören, wobei auch Gavi in der Vorbereitung mächtig Eigenwerbung betrieb und nach Verletzungsmiseren in der Vergangenheit endlich zum X-Faktor werden könnte. Marc Bernal hat seinen Kreuzbandriss überwunden, auch in ihn setzen die Klubverantwortlichen große Hoffnungen.
Um den Platz auf der Zehn konkurrieren Daniel Olmo und Fermín López, wobei beide auch Linksaußen eingesetzt werden und darüber hinaus auch ein Pedri oder Gavi die Position hinter der Spitze einnehmen können. La Masia, Qualität und Flexibilität en masse, die Flick hier zur Auswahl stehen.
(Photo by Alex Caparros/Getty Images)
Wo ist der Haken, ist man beim Blick auf diesen Kader geneigt zu fragen. Darüber könnte die Hintermannschaft Aufschlüsse geben. Wenngleich auch die durchaus namhaft besetzt ist, hat der überraschende Abgang von Iñigo Martínez zu Al-Nassr eine schmerzhafte Lücke gerissen. Der Routinier war eine Führungsfigur in der Kabine und auf dem Platz eine Säule. In Koproduktion mit Pau Cubarsí wies der 34-jährige Innenverteidiger trotz des riskanten Pressing-Spielstils unter Flick seine Gegner regelmäßig in die Schranken – Kylian Mbappé dürfte noch immer mit Abseitsfahnen-Traumata zu kämpfen haben.
Neben dem fest etablierten Außenverteidiger-Duo um Alejandro Balde und Jules Koundé, wovon letzterer zweifelsohne zu den konstantesten Rechtsverteidigern im Weltfußball zählt, muss sich also erst noch ein neues Innenpärchen bilden. Der enorm talentierte Cubarsi dürfte weiterhin gesetzt sein, um den Platz daneben streiten sich Ronald Araújo, Eric García und der eigentliche Verkaufskandidat Andreas Christensen, der infolge des Iñigo-Abgangs aber nun doch bleiben soll. Klar ist: Damit in der Flickschen Pressingmaschinerie alle Rädchen ineinandergreifen, müssen auch und vor allem die Abläufe in der Innenverteidigung perfekt sitzen. Was letzte Saison herausragend funktionierte, wird zur neuen Spielzeit also Zeit brauchen.
Gleiches gilt für die Torhüter-Position. Dort war elf Jahre lang Marc-André ter Stegen die Nummer eins. Im Juni bedienten sich Barca aber bei Stadtrivale Espanyol und sicherte sich die Dienste von Keeper Joan García. Ein Katalane, dazu talentiert und mit seinen 24 Jahren mit noch jeder Menge Entwicklungspotenzial. Klar ist: García wurde geholt, um zu spielen. Vorbehaltlich seiner Registrierung für den Ligaspielbetrieb wird der 1,94 Meter große Rechtsfuß aber erst beweisen müssen, dass er es auch auf dem höchsten internationalen Level kann und einem Weltklub wie dem FC Barcelona gewachsen ist. Zwischen den Pfosten ist der spanische Meister also gewissermaßen eine Wette auf die Zukunft eingegangen. Eine Wette, der ter Stegen auf bizarre Weise zum Opfer fiel.
(Photo by Alex Caparros/Getty Images)
Immerhin: Mittlerweile ist die Posse, die selbst im belebten und häufig stürmischen Barca-Kosmos seinesgleichen suchte, beendet, das Kriegsbeil zwischen Barca und dem Noch-und-wieder-Kapitän begraben. Während ein Thema also zumindest vorerst vom Tisch ist, hält ein anderes die Klubverantwortlichen auf Trab: Das Stadion.
Ein weiteres Mal wurde die Neueröffnung des Camp Nou vertagt, noch immer ist unklar, wann die Mannschaft wieder in ihr Wohnzimmer zurückkehren darf. Selbst das jetzt angepeilte Comeback zum ersten Ligaheimspiel gegen Valencia (14.09.) steht auf der Kippe. Was für die Bosse aktuell einem PR-Fiasko gleichkommt, scheint die Mannschaft immerhin locker wegzustecken. Schon im ungeliebten Ausweichstadion Olímpic Lluís Companys wusste Barca in der abgelaufenen Saison zu überzeugen, im Rahmen der Joan Gamper Trophy fegte man am vergangenen Sonntag auf dem Trainingsgelände im Estadi Joan Cruyff den FC Como mit 5:0 weg.
Ohnehin: Die Testspiele, wenngleich auch kein wirklich ernsthafter Gradmesser dabei war, wurden allesamt gewonnen und gaben positive Aufschlüsse über das aktuelle Leistungsvermögen der Mannschaft. Es gibt wenige sportliche Gründe, die die Zielsetzung, alle Titel gewinnen zu wollen, ernsthaft in Frage stellen.
Dass auch Trainer Flick ein Mann für die ganz großen Erfolge ist, hat er mit dem Sextuple-Sieg 2020 beim FC Bayern längst unter Beweis gestellt. In Barcelona will der Weltmeister-Assistenzcoach von 2014 zum Wiederholungstäter werden. Und obendrauf seinen Kritikern beweisen, dass er nicht nur Titel gewinnen kann, sondern auch dazu imstande ist, eine Mannschaft auf höchsten Level weiterzuentwickeln. In München und auch als Bundestrainer ist er später mitunter daran gescheitert.
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