dieblaue24
·25 avril 2025
db24-Tippexperte Greilich: "Lorant? Heute würden die Spieler Anwalt und Betriebsrat einschalten!"

In partnership with
Yahoo sportsdieblaue24
·25 avril 2025
Holger Greilich (53) war in der großen Zeit des TSV 1860 München des Öfteren Zielscheibe von Werner Lorant. Unvergessen, als der Löwen-Dompteur einmal den ambitionierten Verteidiger im Löwenstüberl vor viele Augenzeugen vorführte: “Der Greilich hat den Kopf nur zum Haare schneiden.” Ende der 90er Jahre hatte Greilich, wie so viele seiner Kollegen, eine blond gefärbte Mähne. Dafür sorgte der Münchner In-Frisör Bash-Club, bei dem sich Rote und Blaue trafen und sich die Frise stylen ließen, um nicht nur auf dem Platz zu glänzen, sondern auch im Münchner Nachtleben.
Dass Lorant jetzt im Alter von 76 Jahren - gezeichnet von einer langen Krankheit - für immer die Augen geschlossen hat, trifft auch Greilich. “Lorant war eines der letzten Unikate - jetzt ist er weg”, bedauert der frühere Löwen-Profi im Gespräch mit db24: “Er war zu mir nicht besonders lieb und nett, aber Werner war im Herzen ein ganz Feiner. Leider habe ich ihn nicht so kennengelernt. Er hatte seine Eigenart. Aber seine Zeit bei 1860 hat ihm Recht gegeben. Der Erfolg spricht für sich.”
Natürlich erinnert sich Greilich, der von 1995 bis 2002 für die Löwen spielte, an die lorantschen Showeinlagen im Löwenstüberl, als am Stammtisch die Reporter mit Lorant neue Geschichten ausheckten und am Tisch direkt daneben, den Profis das ein oder andere Mal das Grießnockerl im Hals steckengeblieben wäre, als der eigene Trainer zum Rundumschlag ausgeholt hatte. “Für uns Spieler war es besser nach dem Training nicht ins Löwenstüberl zu gehen und eine Leberkässemmel zu holen. Wenn du Pech hattest, wurdest du von Lorant rasiert. Das ist kein Märchen, sondern war wirklich so.” Er selbst wurde einmal Opfer, als sich Lorant über Greilichs Matte beschwerte. “Die Spieler würden heutzutage den Anwalt und Betriebsrat einschalten. Die sind ja alle nicht mehr aus dem Holz geschnitzt, wie wir das waren. Bei Lorant musstest du wirklich viel ertragen. Meine sieben Jahre unter Lorant waren wie 14 Jahre woanders.”
Aber Greilich hatte es unter Lorant fast bis in die Nationalmannschaft geschafft. Aber nur fast - und das lag vermutlich auch an Lorant. Greilich erinnert sich an eine der verrücktesten Geschichten. “Ich stand kurz vor einer Berufung in die Nationalmannschaft. Dann stand das Heimspiel gegen Bremen an. Lorant hat mich nicht spielen lassen - hinterher sagte mir Wildmoser Junior: ‘Holger weißt du, warum du heute nicht gespielt hast?’ Ich hatte keine Antwort darauf, bis Heinz zu mir sagte: ‘Weil Bundestrainer Erich Ribbeck auf der Tribüne saß, um dich anzuschauen.’ Da fällt dir nichts mehr ein. Wer weiß, wie meine Karriere damals verlaufen wäre, wenn Lorant mich hätte spielen lassen…”
Zuletzt hatte Greilich Lorant beim Legenden-Derby zum 50. Geburtstag des Olympiastadions im Jahr 2022 gesehen. “Da war er schon gezeichnet vom Leben”, erinnert sich der frühere Verteidiger: “Teilweise erkannte er seine eigenen Spieler nicht mehr. Einer sagte zu ihm: ‘Schau mal, der Winkler!’ Er meinte nur: ‘Was will der denn?’ So war er der Werner. Jetzt soll er da oben glücklich werden. Sollen Karl-Heinz Wildmoser und er sich da oben die Köpfe einschlagen. Vielleicht führen sie jetzt im Himmel Regie und es geht mit den Löwen wieder hoch. Das wäre uns allen zu wünschen.”
Die Ist-Löwen beobachtet Greilich, der als db24-Tippexperte auf einen 2:0-Löwensieg in Rostock tippt, weiterhin. “Immer dann”, sagt er, “wenn’s um die goldene Ananas geht, dann sind sie da.” Aber es gibt auch Lob von Greilich: “Unter Patrick Glöckner ist deutlich mehr Zug drin. Es wäre schön, wenn sie das in die neue Saison transportieren könnten. Bei 1860 geht es nicht darum, sich in der Dritten Liga zu halten, sondern endlich wieder Profifußball bei 1860 anzubieten.”