Miasanrot
·15 décembre 2025
„Fakt“! Agentin Jasmina Čović pflichtet Uli Hoeneß bei und hofft auf „Zukunftsinvestment“

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·15 décembre 2025

Im Miasanrot-Interview blickt Spielerberaterin Jasmina Čović auf die neuesten Entwicklungen im Fußball der Frauen sowie die Aussagen von Uli Hoeneß.
Der Fußball der Frauen befindet sich in einer wegweisenden Phase. Die Gründung des eigenen Ligaverbands und die Vergabe der Europameisterschaft 2029 an Deutschland sind der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die in Deutschland ihren Ursprung im Jahr 2011 nehmen sollte.
Damals, die DFB-Auswahl gehörte zu den Top-Nationen der Welt, stand die Weltmeisterschaft im eigenen Land vor der Tür. Mit großen Hoffnungen startete das Team um Ex-Bayern-Spielerin Melanie Behringer in das Turnier, im Viertelfinale war gegen den späteren Weltmeister Japan allerdings früh Schluss.
Der gewünschte Hype um den Fußball der Frauen trat nicht ein. Im Alltag nach der Endrunde angekommen, dasselbe Bild wie zuvor: Leere Stadien und wenig bis gar keine Präsenz im TV. Seit 2011 hat sich jedoch einiges geändert. Die Vereine haben erkannt, dass der Fußball der Frauen ein lohnendes Investment sein kann. Neue Wettbewerbe wurden erschaffen, Investoren drängen in den Markt.
Jasmina Čović bekommt diese Veränderungen hautnah mit. Čović ist noch Studentin und arbeitet nebenbei beim FF USV Jena (heute Carl Zeiss Jena) als sie um Hilfe gebeten wird. Eine Spielerin möchte in die Bundesliga wechseln, Čović soll den Deal einfädeln.
Die Studentin sagt zu, informiert sich selbst über Regularien, schneidet Highlight-Clips und vermittelt die Spielerin erfolgreich zum SC Sand. Dieser Transfer ebnet den Grundstein für eine beachtliche Karriere. Heute ist Čović unter anderem als Spielerberaterin für Ex-Bayern-Torhüterin Laura Benkarth, die schweizerische Nationalspielerin Luana Bühler oder Eintracht-Star Laura Freigang tätig.
Mit „The Rise of Women’s Football“ hat sie zudem eine Austausch-Plattform für den Fußball der Frauen ins Leben gerufen. Wir haben uns mit der Agenturinhaberin über die aktuellen Entwicklungen im Fußball der Frauen, die Gründung des Ligaverbands und Uli Hoeneß unterhalten.
Miasanrot: Frau Čović, die Europameisterschaft 2029 findet in Deutschland statt. Was waren ihre ersten Gedanken als die Entscheidung bekannt gegeben wurde?
Jasmina Čović: Ich habe die Entscheidung im Livestream der UEFA verfolgt und mich riesig gefreut, dass Deutschland den Zuschlag bekommen hat. Für die weitere sportliche, mediale sowie wirtschaftliche Entwicklung des Frauenfußballs ist das Turnier enorm wichtig. Besonders freut es mich, dass die Spielerinnen, insbesondere mein Schützling Laura Freigang, eine Heim-EM miterleben können und Laura hoffentlich auch mitspielen darf.

Nationalspielerin und Klientin von Jasmina Čović: Laura Freigang
Foto: Selim Sudheimer/Getty Images for DFB
Uli Hoeneß reduzierte den Fußball der Frauen neulich auf die Finanzen und sprach von einem Verlustgeschäft. Wie kommen solche Aussagen bei Ihnen an?
Das ist ein Fakt, den Uli Hoeneß nennt. Wir dürfen die Augen nicht vor der Realität verschließen. Fast alle Frauenfußball-Teams werden von den Männern querfinanziert, ansonsten wären viele Entwicklungen der letzten Jahre gar nicht möglich gewesen. Es ist ein Zukunftsinvestment. Und ich bin mir sicher, wenn vernünftig gewirtschaftet wird und Vereine von klugen Köpfen geführt werden, dass wir nicht mehr lange über ein Verlustgeschäft sprechen werden.
Ist die Europameisterschaft die letzte Chance für den Frauenfußball um Skeptiker wie Hoeneß nachhaltig zu überzeugen?
Ist Uli Hoeneß denn so ein großer Skeptiker? Von vielen Ex-Spielerinnen weiß ich, dass er auch die Frauen jährlich zum Essen bei sich an den Tegernsee eingeladen hat und den Frauenfußball immer unterstützt hat, und das schon zu Zeiten, wo sich sehr wenige für den Frauenfußball interessiert haben.
Die Europameisterschaft sehe ich nicht als letzte Chance, sondern als einen hervorragenden Treiber, um die Entwicklung zu beschleunigen und noch mehr Menschen zu begeistern. Unabhängig von dem Turnier sollte meiner Meinung nach jeder Verein ein eigenes nachhaltiges Geschäftsmodell aufbauen, indem die Identität und Werte, die den Frauenfußball auszeichnen, weiter bewahrt werden.
Es gab in den letzten Jahren einen Aufschwung im europäischen Fußball der Frauen. Wie kann Deutschland das Turnier in vier Jahren nutzen, um diesen Aufschwung auch hierzulande zu fokussieren?
Indem man jetzt wichtige Ressourcen einsetzt, um wichtige Vorarbeit zu leisten. Wenn die Europameisterschaft dann mal da ist, sieht man das Ergebnis. Es ist alles an den sportlichen Erfolg gekoppelt. Je erfolgreicher das Team spielt und je weiter sie kommen, desto größer wird auch der Impact sein.
Wir haben eine enorme individuelle Qualität und einen Kader, für den uns viele beneiden. Alles rund um das Turnier muss natürlich dazu dienen, möglichst viele Personen für diesen Sport, der aktuell der am schnellsten wachsende auf der Welt ist, zu begeistern.
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2011 versuchte man beim DFB durch Marketingkampagnen die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Das erhöhte zeitgleich den Druck auf das Team, das mit den Erwartungen nicht zurechtkam. Wie sind Ihre Erinnerungen an das Turnier vor 14 Jahren?Ich erinnere mich noch sehr gut an damals. Da war ich noch Schülerin und eine junge Simone Laudehr war in aller Munde. Meine Schulkameraden kannten plötzlich auch die Namen der Spielerinnen und haben mitgefiebert.
Was den Druck betrifft, denke ich, dass dieser unabhängig von Marketingkampagnen groß ist, wenn man solch ein wichtiges und großes Turnier im eigenen Land spielt. Am Ende macht es eben auch ein erfolgreiches Team aus, dass sie unter größtem Druck und hoher Erwartungen ihre Leistung abruft und siegt.

Hohe Ziele, frühes Aus: Deutschland scheitert bei der Heim-WM im Viertelfinale Foto: Martin Rose/Getty Images
Ist der DFB im Vergleich zu 2011 besser aufgestellt und glauben Sie, dass er aus den Fehlern von damals gelernt hat?
Definitiv. Man merkt, dass der DFB in den vergangenen Jahren einiges verändert hat. Das fängt mit der Partnerschaft mit Google an, geht über die FF27 Strategie bis hin zur Verpflichtung von Nia Künzer als Sportdirektorin für die Frauen.
Beim DFB arbeiten mittlerweile viele kompetente und motivierte Personen, die das Thema Frauenfußball mit viel Leidenschaft täglich vorantreiben. Manchmal ist es aber so, dass diese Personen am Ende des Tages nicht die wichtigen Entscheidungen treffen dürfen. Deshalb denke ich, dass dem DFB eine eigene Geschäftsführung für den Bereich Frauenfußball guttun würde.
Vor wenigen Tagen wurde der neue Ligaverband gegründet. Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dieser Neustrukturierung für die Bundesliga?
In erster Linie die Chance deutlich mehr Geld zu generieren, aber auch im Kollektiv mehr Eigenständigkeit und Einfluss zu haben. Das Risiko ist natürlich, dass sie die Verantwortung dafür alleine tragen. Es wird spannend zu beobachten, wohin der weitere Weg führt.
Kommt aus Ihrer Sicht die Verbandsgründung nicht zu spät?
Zu spät kommt der Invest von vielen Vereinen und nicht die Verbandsgründung. Bis zur EM 2022 war der Frauenfußball in Deutschland noch relativ unsichtbar. Wenige haben diesen plötzlichen Hype kommen sehen und waren erstmal überfordert mit der Situation und dem plötzlich großen Interesse. Da hat man es meiner Meinung nach verpasst die Situation clever auszunutzen.
Sie sind eine international tätige Spielerberaterin. Wie ist das Standing der Frauen-Bundesliga im Ausland?
Die Women’s Super League gibt klar den Takt an und ist auf Grund der nahezu unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten beliebt bei Top-Spielerinnen. Deutschland ist nicht mehr die erste Wahl, wie es mal war, als Vereine wie Turbine Potsdam, der 1. FFC Frankfurt und der VfL Wolfsburg zu den Top-Adressen neben Olympique Lyon gehörten. Viele Spielerinnen sehen die deutsche Liga entweder als Sprungbrett oder als zweite Wahl, wenn sie nicht in England unterkommen.
Multiclub-Ownership und Investorinnen wie Michele Kang – folgt der Frauenfußball auch hier dem Vorbild der Männer?
Das Interessante ist, dass Michele Kang und andere MCO’s wie z. B. Mercury13 und Crux, für ihr Investment wie Superheldinnen gefeiert werden. Sie haben unterschiedliche Strategien, manche sehe ich kritisch, andere als sehr clever.
Das Investment von Frau Kang ist in jedem Fall sehr beeindruckend, sie kauft ja nicht nur Vereine sondern investiert auch in Forschung, Medienplattformen und auf Frauenfußball spezialisierte Schuhe. Sie ist Vorreiterin und scheut das Risiko nicht, sondern ist überzeugt vom Erfolg und Wachstum des Frauenfußballs. Das finde ich sehr positiv und auch einzigartig. Ob MCO’s im Frauenfußball anders operieren werden als im Männerfußball bleibt abzuwarten.
Die Frauen-Bundesliga hat in den letzten Jahren immer wieder wichtige Spielerinnen ins Ausland verloren. Wie wichtig sind unter diesen Gesichtspunkten, dass Spielerinnen wie Gwinn und Bühl, aber auch internationale Stars wie Harder, Eriksson oder Stanway in der Bundesliga spielen?
Harder und Eriksson befinden sich in der Endphase ihrer Karriere. Ich denke, dass deren Abgang zu verschmerzen wäre. Wichtig ist es, Spielerinnen wie Gwinn, Bühl und Freigang, also die beliebtesten Nationalspielerinnen, in der Liga zu halten. Durch Wertschätzung, und zwar nicht nur finanzielle, das Schaffen einer familiären Atmosphäre im Klub und eine gute Kommunikation über die weiteren Ziele und Perspektiven des Vereins und ein Quäntchen guter Überzeugungskunst.
Sie sind die Spielerberaterin von Laura Freigang, einer Spielerin, die mittlerweile auch abseits des Fußballplatzes für Aufsehen sorgt und als Testimonial gebucht wird. Wie schwierig ist es, den Fokus auf sportliche Leistungen zu behalten?
Lauras Fokus lag noch nie woanders als auf den sportlichen Leistungen. Ich bin fast im täglichen Austausch mit ihr und sehe wie hart sie an sich arbeitet und alles dem Fußball unterordnet. Sie hat in ihrer sportlichen Bestphase genauso parallel an anderen Projekten gearbeitet, wie jetzt auch. Der Ausgleich abseits des Platzes tut ihr sehr gut und sie braucht ihn auch, um performen zu können.
Wir dürfen nicht vergessen, dass Profisportler keine Roboter sind und jeder mal eine Phase erlebt in der nicht alles so läuft, wie man es sich wünscht. Die Balance zwischen Profisport, Privatleben und ggf. Nebentätigkeit ist eine große Herausforderung unabhängig von Geschlecht, Alter oder Erfahrung.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Čović.









































