FC Bayern München
·19 décembre 2025
FC Bayern trauert um Peter Kupferschmidt

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Noch im Sommer war Peter Kupferschmidt dabei, als der FC Bayern mit 500 Mitgliedern anlässlich des 60. Jubiläums den Aufstiegsmarsch des deutschen Rekordmeisters rund um den Tegernsee wiederholte, und erst am Montag dieser Woche gehörte er wie immer zum Kreis der legendären Montagskicker, als sie sich für eine gemeinsame Weihnachtsfeier trafen. Nun ist Kupferschmidt, eine der unvergessenen Legenden der Aufstiegsmannschaft 1965, im Alter von 83 Jahren zuhause bei seiner Familie friedlich eingeschlafen. Er hinterlässt seine Frau Anna, seinen Sohn Thomas und seine Tochter Petra.
Herbert Hainer, Präsident: „Wir sind tief betroffen von dieser Nachricht – Peter Kupferschmidt ist eine der Persönlichkeiten, die untrennbar mit der FC Bayern-Generation verbunden sind, auf der alle Erfolge bis heute aufgebaut sind. Der Aufstieg 1965 war die Basis für alles. Ich selbst habe ihn erst diese Woche noch bei der Weihnachtsfeier unserer Montagskicker gesprochen, wir alle werden ihm ein ewiges Andenken bewahren. Peter Kupferschmidt ist ein prägender Teil der Geschichte unseres Clubs. Wer seinen Namen hört, wird immer daran denken, wie der FC Bayern begonnen hat, der Verein zu werden, der er heute ist. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Freunden und Angehörigen.“
Kupferschmidt bestritt von 1960 bis 1971 insgesamt 283 Pflichtspiele für die erste Mannschaft des FC Bayern und erzielte dabei vier Treffer. An der Seite von Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller feierte der Defensivspieler neben dem Aufstieg 1965 in die Bundesliga die Meisterschaft 1969, drei Mal den Gewinn des DFB-Pokals (1966, 1967, 1969) sowie 1967 den ersten großen internationalen Coup der „Roten“, den Triumph im Europapokal der Pokalsieger. 1956 war er vom SV Gartenstadt Trudering vor den Toren Münchens zum FC Bayern gewechselt, seine Karriere ließ er in Österreich bei Sturm Graz und dem Kapfenberger SV ausklingen. Bei der Wiederholung des Aufstiegsmarsches im Sommer wurde er von den Mitgliedern mit anhaltendem Applaus gefeiert, als Präsident Hainer in seiner Begrüßungsrede seine Leistungen würdigte. „Der Franz war der Größte, der Gerd war einmalig, und einen wie den Sepp gibt es nie wieder“, erzählte Kupferschmidt aus seiner Spielerzeit, „ich bin dankbar und stolz, dass ich mit solchen Menschen beim FC Bayern spielen durfte. Der FC Bayern ist für mich eine große Familie.“
Geboren in Filipovo im heutigen Serbien, war Kupferschmidt im Alter von drei Jahren nach München gekommen – sein älterer Bruder Richard, der später auch für den FC Bayern spielen sollte, hatte ihn auf den Arm genommen, die Familie musste fliehen, es war Krieg. Kupferschmidt war das fünfte von sechs Kindern, sein Vater ließ in Budapest sein Leben, über Auffanglager und die tschechoslowakische Grenze landete er in Gartenstadt-Trudering und wurde dort heimisch. Und weil er schon immer gekickt hatte, spielte der Fußball beim Heranwachsen eine große Rolle. Im Sommer 1956 nahm ihn ein Spezl eines Tages zum FC Bayern mit – der Rest ist Geschichte. Sein großer Trumpf neben einem klugen Stellungsspiel und einem guten Auge: Beidfüßigkeit. Als kleiner Bub schon hatte er auf Pflastersteinen gekickt. Zu Weihnachten schlachtete die Familie zwei Schweine, und mit den Saublasen wurde auf dem Hof gespielt, zwischen Hühnerställen und Außentoiletten. „Ich hab immer gesagt, sie sollen beim Schlachten a bisserl mehr Fett dranlassen an den Saublasen“, erzählte er anlässlich seines 80. Geburtstags im FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“, denn dann hielten die Bälle länger und holperten runder über den Boden. Sie spielten barfuß, und da konnte es gut sein, dass man sich mal einen Zehennagel abschlug – aber Aufhören war trotz der Schmerzen kein Thema. „Dann hast halt mit links weitergespielt, du wolltest ja dabeibleiben“, erzählte er. Mit beiden Beinen durchs (Fußballer-)Leben, im wahrsten Wortsinn.
Hin und wieder besuchte Kupferschmidt auch in den vergangenen Jahren immer wieder die damalige FCB-Spielstätte „Grünwalder“ oder die Säbener Straße. „Bei uns stand da, wo diese herrliche hundert Meter lange Fassade ist, eine Holzhütte – und nur manchmal hatten wir heißes Wasser“, erinnerte er sich. „Ich bin stolz, was dieser Verein alles erreicht hat – und dass ich ein Teil dieser Geschichte sein durfte, ein ganz kleiner, bescheidener.“ München-Giesing lag noch in Trümmern, als die Bayern die Grundsteine großer Erfolge legten. Damals war das Stadion auch noch alles andere als voll. „Es war toll, wie es immer mehr Zuschauer geworden sind“, erzählt Kupferschmidt. In der Stadt sprach sich herum: Beim FC Bayern, da entsteht was. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beherbergt ein grünes Gebäude noch heute das Café Knoll. Da hielten sie einst ihre Mannschaftsbesprechungen ab. Kupferschmidt war öfter mal nervös, vor dem Anpfiff hin und wieder ein Schnaps zur Beruhigung war die Lösung. Nach dem 4:2-Sieg im DFB-Pokalfinale 1966 gegen den Meidericher SV bedankte sich Franz Beckenbauer bei ihm sogar mal ausdrücklich beim Bankett. In dem Finale war dem jungen „Kaiser“ einer seiner seltenen folgenschweren Fehlpässe unterlaufen, der gefürchtete Rüdiger Mielke hatte sich davongemacht in Richtung Sepp Maier, doch Kupferschmidt rettete im letzten Moment mit einer beherzten Grätsche vor dem 0:2. Tags drauf titelten die Zeitungen: „Kupferschmidt bester Bayer“. Vor Beckenbauer hatte er „immer große Ehrfurcht“, so Kupferschmidt, „obwohl er drei Jahre jünger war“. Aber sie wussten schon, dass da bei den Junioren ein besonderes Talent heranwuchs: „Mir war klar, dass da ein großer Mann seinen Weg machen würde. Entweder du hast es, oder du hast es nicht.“ Die gegnerischen Stürmer „haben erst einmal am Franzi vorbeimüssen, und er hat sie mit einer Leichtigkeit abgefangen – man war einfach stolz, da dabei zu sein“.
Mit Gerd Müller teilte sich Kupferschmidt sieben Jahre lang ein Zimmer: „Ein Wurschtler im Strafraum – und ein lieber Kerl.“ Und weil der „Bomber“ so viele Autogrammwünsche bekam, half der Zimmerkumpel bei der Abwicklung der Post: Müller unterschrieb, Kupferschmidt machte die Briefe fertig. „Zum Dank schob mir der Gerd einen Zwanziger oder Zehner zu, je nachdem, was er beim Schafkopf gewonnen hatte.“ Was Beckenbauer und Müller mit ihrem Talent voraushatten, versuchte Kupferschmidt mit Kondition wettzumachen. Vor allem unter Branko Zebec waren sie fit: „Da haben wir den Schiedsrichter gefragt, ob er wirklich schon abpeifen will.“ Nichts konnte diesen Bayern was anhaben, die Gegner nicht und auch nicht die Umstände. Der Ball wurde bei Regen schwer, vollgesogen mit Wasser, und wenn Schnee lag, wurde der Platz mit Balken abgezogen – nie war die Unterlage gleich, „da musstest du dich erst einmal drauf einstellen“. Sobald der Platz vereist war, machten sich Kupferschmidt und seine Kollegen mit Turnschuhen warm, damit die Stollen nicht frühzeitig abgenutzt wurden. „Wenn der ,Bulle‘ Roth mal zu fest geschossen hat, mussten wir warten, bis der Ball von der Straße zurück war“, erinnerte er sich, und meinte im Rückblick: „Ob Beckenbauer, Müller oder Maier – sie alle waren meine Vorbilder.“









































