FC Bayern München
·29 octobre 2025
FCB mit Europa-Rekord: Was Kompany an seinem Team „liebt“

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Da staunte auch Hennes IX. nicht schlecht. 27 Minuten waren im DFB-Pokal zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern gespielt, als sich wenige Meter neben dem Geißbock, der das Vereinstier des Effzeh ist, eine ungewöhnliche Szene abspielte. Michael Olise lief Richtung Eckfahne, um einen Standard auszuführen und zog dabei sein Trikot aus - nicht etwa, um einen Treffer zu bejubeln, sondern ganz pragmatisch, um sich sein langärmliges Unterziehshirt auszuziehen, da es dem Franzosen während des heißen Fights in Köln wohl doch etwas zu warm wurde. Das lag einerseits an den recht angenehmen 13 Grad im Stadion, andererseits aber wohl vor allem am mutigen FC-Spielstil in der ersten Halbzeit, der die Münchner ins Schwitzen brachte. Doch die Mannschaft von Bayern-Trainer Vincent Kompany behielt am Ende einen kühlen Kopf.
Doch der Reihe nach. Köln-Coach Lukas Kwasniok, der mit seinen Aufsteigern in der Bundesliga mit elf Punkten nach acht Spielen einen guten Saisonstart hinlegte, hatte vor der Partie angekündigt, dass seine Jungs versuchen werden, die Bayern „in Zweikämpfe zu bringen“. Außerdem wolle man sich zunächst auf die erste Halbzeit konzentrieren und dagegenhalten. Sein Pendant Kompany ging davon aus, dass Köln neben direkten Duellen vor allem über Standards gefährlich werden könne. Bereits in der Halbzeit war klar: Beide Übungsleiter sollten recht behalten.

Intensive Duelle prägten die erste Halbzeit der Partie zwischen Köln und dem FC Bayern.
Angefeuert wurden die Kölner von frenetischen Heimfans, die ihrem Team vor Anpfiff mit einer imposanten Choreo einheizten und die Kölschen Lieder so inbrünstig mitsangen, dass man als Zuschauer den Eindruck hatte, dass der 11.11. in diesem Jahr schon zwei Wochen vorverlegt wurde. Diese Leidenschaft schwappte von den Rängen auf den Platz - die Hausherren begannen stark. Abschlüssen von Luis Díaz (8. Minute) und Harry Kane (19.) standen guten Kölner Chancen von Ísak Jóhannesson (11.) und Jakub Kaminski (25.) entgegen. Jonas Urbig im Bayern-Tor parierte den Schuss Jóhannessons mit einem Klasse-Reflex und zeigte in Vertretung des Rot-gesperrten Manuel Neuer gegen seinen Jugendverein einen souveränen Auftritt. „Wir haben das als Team heute klasse gemacht. Köln spielt bislang eine wirklich gute Saison. Wir waren auf eine starke Leistung von ihnen vorbereitet, deshalb waren wir nicht überrascht. Es war ein schönes Fußballspiel“, so der 22-Jährige.
Nach 31 Minuten lautete die Zwischenbilanz aus Bayern-Sicht: 0:0 und vier Schüsse aufs Tor zugelassen - mehr als in jedem anderen Pflichtspiel in dieser Saison in der ersten Halbzeit. Das größere Problem für die Bayern: Der fünfte Torschuss zappelte im Netz. Wie Kompany angekündigt hatte, entwickelten die Kölner über einen Standard Gefahr und trafen durch Ragnar Ache per Kopf nach einem Eckball (31.). Trotz 65 Prozent Ballbesitz für die Münchner geriet der Rekordpokalsieger im 14. Pflichtspiel in dieser Saison zum ersten Mal in Rückstand. „Kölle Alaaf“ hallte durch das Stadionrund, die Bayern mussten erstmal schlucken - reagierten dann jedoch im Stile einer Spitzenmannschaft.

„Was ich liebe an dieser Mannschaft ist, dass sie ruhig bleibt. Wir haben uns sehr gut in das Spiel gekämpft“, lobte Kompany nach der Partie. So frisch sich Michael Olise wohl nach dem Wechsel auf ein Kurzarm-Shirt gefühlt hatte, so cool antwortete der FC Bayern auf den Nackenschlag. Wer als neutraler Zuschauer hoffte, die Siegesserie des Deutschen Meisters könne ausgerechnet im DFB-Pokal, in dem sich der FCB in den vergangenen Jahren nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hatte, zu Ende gehen, wurde enttäuscht. Oder vielmehr: Die Bayern zeigten ihre Extraklasse.
Über Konrad Laimer und Josip Stanišić, der nach mehrwöchiger Verletzungspause sein Comeback feierte, kam der Ball im Zentrum zu Luis Díaz, der per Abstauber postwendend (36.) auf 1:1 stellte. Der Treffer hätte jedoch wegen einer Abseitsstellung nicht zählen dürfen. Im Pokalwettbewerb wird in den ersten beiden Runden noch kein VAR eingesetzt. Doch zurück zum Spielgeschehen: Nach der Partie in Köln steht Neuzugang Luis Díaz nun bei herausragenden 13 Torbeteiligungen in 14 Spielen (acht Treffer, fünf Assists). Diese Bilanz toppt nur sein Offensivkollege - mit sage und schreibe 25: Die Rede ist natürlich von Harry Kane.
Der englische Topstürmer machte nach 38 Minuten den Doppelschlag und die Führung perfekt, in dem er einen schönen Angriff über Laimer und Olise mit einer akrobatischen Drehung und einem gefühlvollen Schlenzer abschloss. Kane war in jedem seiner vergangenen vier Pokalspiele an mindestens einem Treffer beteiligt (fünf Tore, eine Vorlage). „Die ersten 30 Minuten waren nicht einfach. Wir hatten auch da Chancen, in Führung zu gehen. Dann haben sie das Tor gemacht. Aber die Reaktion war sehr gut. Es war sehr wichtig, dass wir vor der Halbzeit die Kontrolle übernommen haben. In der zweiten Halbzeit haben wir dann mehr unseren Stil durchgebracht. Als sie müder wurden, haben sich dann Räume ergeben, die wir genutzt haben“, sagte Player of the Match Kane nach dem Spiel. „Wir sind in einem guten Moment, das Gefühl müssen wir bewahren und die Siegermentalität mitnehmen.“
Die mental wichtige Halbzeitführung vergoldeten die Gäste im zweiten Abschnitt. Köln bekam nicht mehr alle PS auf den Platz, während die Kompany-Elf die größeren Räume nutzte. Nach 53 Minuten lief Díaz nach einem Steilpass von Kane frei auf Ron-Robert Zieler im Köln-Kasten zu, schoss den Ball aber über das Tor. Elf Minuten später fiel dann doch das vorentscheidende 3:1, als Kane einen Eckball von Joshua Kimmich aus kurzer Distanz einköpfte. Kein Spieler in Europas Topligen erzielte mehr Tore als Kane (22) in der laufenden Saison, auf Platz zwei in dieser Rangliste folgt Real Madrids Kylian Mbappé (16). Außerdem führt der 32-Jährige nach seinem Doppelpack bei den Rheinländern nun alle drei Torjägerlisten im DFB-Pokal, in der Bundesliga und in der Champions League an.

Noch einen Leckerbissen hatten die Münchner im nun strömenden Regen parat: In der 72. Minute gewann Michael Olise tief in der eigenen Hälfte den Ball, setzte sich dann gewohnt flink im Zweikampf durch und bediente Aleksandar Pavlović auf dem rechten Flügel. Der deutsche Nationalspieler setzte Luis Díaz am langen Pfosten mit einer schönen Hereingabe ein, ehe der Kolumbianer mit einem Kontakt Olise im Zentrum bediente - und der Franzose traf nach der One-Touch-Aktion sehenswert zum 4:1. Bei diesem Ergebnis blieb es, da Kölns Linton Maina kurz vor Schluss nur den Pfosten traf. „Wir waren letzte Saison auch schon gierig. Jetzt haben wir natürlich Lust, diesen Lauf – nämlich 14 Spiele am Stück zu gewinnen – auszubauen. Man sieht, was für eine Mentalität gerade in dieser Mannschaft ist und was für eine Lust, Fußball zu spielen. Momentan haben wir einen sehr guten Lauf“, sagte Sportvorstand Max Eberl nach dem Auswärtssieg.
Am Ende dieses abwechslungsreichen Pokalabends sah man im Lager der Münchner freilich nur strahlende Gesichter - ob beim Jubeln vor der Fankurve oder beim Verlassen des Stadions. Die Spieler können dabei stolz sein auf die Zwischenbilanz: Mit dem 14. Pflichtspielsieg in Serie seit Saisonstart stellte der FC Bayern einen neuen Europa-Rekord auf - 13 Erfolge vom Beginn an gelangen in den 90er-Jahren auch der AC Mailand. Außerdem stockten Dayot Upamecano, Jonathan Tah & Co. am Mittwoch die Ungeschlagen-Serie gegen die Kölner auf 21 Pflichtspiele in Folge auf (19 Siege, zwei Remis) und trotzten auch einem kleinen Pokalfluch: In drei der vergangenen fünf Saisons schied der FC Bayern jeweils in der zweiten Runde aus. Doch nicht in diesem Jahr!
Die Bayern fahren also mit einer breiten Brust zurück nach München und können mit all diesen Positivmeldungen optimistisch in die beiden Topspiele gegen Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga und gegen Paris Saint-Germain in der Champions League gehen. Das denkt sich wohl auch Hennes der IX., der am späten Mittwochabend staunend das Stadion verließ. Diese Bayern machen Bock auf mehr!
Hier geht es zu allen Stimmen aus dem Pokal-Spiel in Köln:
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