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·15 juillet 2025
FIFA-Präsident Infantino nachdenklich vor WM 2026: „Es gibt Fragen“

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·15 juillet 2025
Gianni Infantino fand inmitten der endlosen Lobhudelei doch noch ein paar nachdenkliche Worte. Es gebe „Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen“, sagte der FIFA-Präsident zum Abschluss der Klub-WM in seiner ansonsten äußerst pompös gehaltenen Bilanz-Rede im Trump Tower. Sein Ausblick in Richtung WM 2026: „Wir müssen schauen, was wir besser machen können“.
Was Infantino meinte, war vor allem der Umgang mit der Hitze in den USA. Die kann zwar selbst ein FIFA-Präsident nicht ändern, zumindest aber das Drumherum. „In den USA, aber auch in Kanada haben wir geschlossene Stadien. Diese Stadien werden wir verstärkt tagsüber nutzen“, sagte der Schweizer mit Blick auf das Mammut-Turnier im kommenden Jahr.
Konkret verfügen vier der 16 WM-Arenen – in Dallas, Houston, Atlanta und Vancouver – über ein verschließbares Dach mitsamt Klimaanlage. Beim Klub-WM-Halbfinale zwischen Chelsea und Fluminense in New York hatten Spieler und Fans unter Temperaturen von 35,5 Grad gelitten. Aber: Weil die Zahl der WM-Spiele von 64 auf 104 steigt, werden kaum alle Mittags-Partien in nur vier Stadien stattfinden können.
Auch Gewitter sorgten bei der Klub-WM für Probleme – ebenfalls ein Vorgeschmack auf 2026. „Sie haben hier sechs Spiele unterbrochen. Ich finde das lächerlich. Das ist kein Fußball“, schimpfte zuletzt Chelsea-Trainer Enzo Maresca. Sein Urteil: „Ich kann verstehen, dass man den Spielbetrieb aus Sicherheitsgründen unterbrechen muss. Aber wenn sieben oder acht Spiele unterbrochen werden, ist das wahrscheinlich nicht der richtige Ort für diesen Wettbewerb.“
Zwar liegen die 16 WM-Städte zwischen Kanada und Mexiko in verschiedenen Klimazonen, doch genau das führt zu den nächsten Problemen. Weil die 48 Mannschaften ständig fliegen müssen, erwarten Forscher die klimaschädlichste WM der Geschichte. Das Turnier werde mehr als neun Millionen Tonnen CO2-Äquivalente produzieren, rechnete die Organisation „Scientists for Global Responsibility“ zuletzt vor. Bei der WM 2022 in Katar lag der CO2-Fußabdruck noch bei etwa 5,25 Millionen Tonnen.
Ungeklärt ist zudem die Frage, wer 2026 überhaupt in die USA einreisen darf. Aktuell gelten pauschale Einreiseverbote gegen zwölf Länder – darunter WM-Teilnehmer Iran. Sportler und Trainer sind von den Verboten zwar ausgeschlossen, Fans aber nicht. Auch für Deutsche ist die USA-Einreise nicht einfacher geworden, das Auswärtige Amt hatte seine Hinweise zuletzt erweitert.
Infantino kann das Turnier dennoch kaum erwarten. Auch während der Klub-WM zeigte sich der FIFA-Boss immer wieder einträchtig mit Donald Trump – natürlich auch beim Finale. „Es war mir eine große Freude, den US-Präsidenten zu empfangen. Wir haben den Beginn einer neuen, goldenen Ära des Vereinsfußballs begrüßt“, sagte Infantino im Anschluss.
Nun freue er sich darauf, die Zusammenarbeit mit Trump „vor der größten WM aller Zeiten“ fortzusetzen. Besonders nachdenklich klang das nicht mehr.