FC Bayern München
·30 juin 2025
Hitze, Tore, Leidenschaft: Auf Flamengo folgt Paris

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·30 juin 2025
Als Floridas Sonne sich am frühen Sonntagabend Ortszeit so langsam anschickte, sich bis zum nächsten Morgen aus dem Staub zu machen und eine angenehme und nicht mehr beißende Hitze hinterließ, herrschte beim gesamten FC Bayern: Erleichterung. Das hart erkämpfte 4:2 (3:1) gegen Brasiliens Tabellenführer Flamengo Rio de Janeiro bedeutete das Weiterkommen ins Viertelfinale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft. „So ein schweres Spiel zu gewinnen und in die nächste Runde einzuziehen, ist nicht selbstverständlich“, meinte Max Eberl, der Sportvorstand glücklich: „Klar, bei Bayern erwartet man: Viertelfinale, Halbfinale muss es sein - aber du weißt nie, wer auf dem Weg kommt.“
Es war nichts weniger als eine Mannschaft gewesen, die Trainer Vincent Kompany im Vorfeld und auch nach diesen äußerst intensiven 90 Minuten von Miami als eine Topmannschaft bezeichnete, die gut und gern auch in Europa zu den Besten gehören würde: „Wir haben gut gespielt, aber die Intensität war wild. Wir haben uns gesteigert. Es war ein gutes Spiel“, meinte der Cheftrainer des FC Bayern.
Eine Ecke von Joshua Kimmich brachte die Bayern früh in Führung im Achtelfinale gegen Flamengo.
Diese Intensität bei über 30 Grad und 82 Prozent Luftfeuchtigkeit war für die 60.914 Zuschauer, die allermeisten davon Fans von Flamengo, mindestens mitreißend, wenn nicht begeisternd gewesen. Sie sahen packende Zweikämpfe, sechs Treffer, eine wirklich unglaubliche Torhüterparade und zwei Mannschaften, die ungeachtet der Hitze unaufhörlich nach vorne spielten, die unermüdlich auf die gegnerischen Abwehrreihen pressten und wie besessen darauf lauerten, Fehler eiskalt auszunutzen. Allein die anstrengenden klimatischen Bedingungen sorgten dafür, dass Fehler auf beiden Seiten unterliefen – allerdings wusste der FC Bayern sie gewinnbringender auszunutzen, was am Ende der Partie den entscheidenden Unterschied machte. „Gerade bei den Bedingungen kommt man ins Schwitzen“, meinte Leon Goretzka und strahlte: „Aber solche Kämpfe erfolgreich zu beschreiben macht natürlich Spaß.“
Mit sieben Änderungen in der Startelf und großem Selbstbewusstsein setzte der FC Bayern von Anpfiff weg das hochgelobte Flamengo gewaltig unter Druck. „Unser Plan hat funktioniert, wir waren in der Lage, hohes Pressing und tolle Torchancen zu kreieren. Wir haben aber gegen die Fußballelite gespielt, wir müssen akzeptieren, dass sie besser waren als wir“, gestand Filipe Luís, Trainer der Brasilianer, ein. So erzwang sich der FC Bayern allein in den ersten fünf Minuten immer wieder Eckbälle, den dritten davon köpfte Erick Pulgar unglücklich ins eigene Tor. Und manch einem brasilianischen Fan kamen böse Erinnerungen an das „sete a um“ (7:1) der Weltmeisterschaft 2014, als nur vier Minuten später Harry Kanes perfekter Abschluss aus der Distanz einschlug: 2:0.
Bei den Gegentoren war Manuel Neuer machtlos, zeigte aber starke Paraden wie hier in der Anfangsviertelstunde gegen Luiz Araújo.
Dass es nicht munter so weiterging, dafür sorgte der FC Bayern höchstselbst, der nach diesem hochintensiven Start den Griff plötzlich lockerte, Spielkontrolle und Hoheit abgab und Flamengo sich in der Münchner Hälfte festspielte. Erst durfte Manuel Neuer sehenswert zeigen, warum er fünfmal die Trophäe des Welttorhüters erhalten hatte: Einen Schuss von Luiz Araújo aus nur sechs Metern parierte der Ex-Nationaltorwart mit zauberhaftem Blitzreflex. Machtlos war Neuer allerdings kurz darauf gegen den strammen Hammer von Gerson, der den Ball über Neuers Fäuste hinweg zum 1:2 ins Bayern-Tor drosch.
Der Gegentreffer entfachte wie eine Schaufel Kohle, die man in die Glut wirft, wild züngelnde Flammen auf den Rängen: Die Flamengo-Fans sangen und tanzten. Doch das Feuer, es weckte vor allem den FC Bayern, der mit Leon Goretzkas Flachschuss zum 3:1 wieder davonziehen konnte. „Da hat man erst denken müssen: Jetzt wird es eng – aber da haben sie sehr mannhaft reagiert, unsere Jungs“, freute sich Eberl.
Die wichtigsten Szenen des Spiels zum Nachlesen:
Auch, als nach dem Seitentausch und dem wohl schönsten Treffer des Tages, der FC Bayern noch einmal die passende Antwort auf das Anschlusstor hatte. Erst war Michael Olise eine Flanke unglücklich an den Arm gesprungen, Jorginho verwandelte den Handelfmeter sicher zum 2:3. Die Partie wurde kurzzeitig hitziger, Flamengo roch wieder am Ausgleich – doch Konrad Laimer, Leroy Sané in seinem letzten Spiel für den FC Bayern sowie Joshua Kimmich erkämpften im hohen Pressing den Ball, Kimmich bediente Kane und der Torjäger schoss ihn zum 4:2 ins Herz der Brasilianer.
„Nach dem 3:2, bei dem Elfmeter, auch da sind wir ruhig geblieben, cool geblieben und haben am Ende sehr verdient gewonnen – es war eine sehr, sehr großen Aufgabe, die wir bewältigt haben“, so Eberl. „Dann war dieser Killerinstinkt da, der uns gegen Benfica ein bisschen gefehlt hat“, meinte Kapitän Manuel Neuer. Der soll nun auch am Samstag helfen, wenn im Viertelfinale in Atlanta UEFA Champions League-Sieger Paris St. Germain wartet. „Ich glaube, in einem klimatisierten Stadion, oder?“, fragte Vincent Kompany und lächelte. Die Sonne wird dann keine Rolle spielen.
Das sagten die Beteiligten zum Spiel: