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·24 novembre 2025
Hoeneß fordert Bundesliga-Revolution, übersieht aber den wichtigsten Punkt

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·24 novembre 2025

Als Bayern München nach zwanzig Spielminuten 0:2 gegen Freiburg zurücklag, war die letzte Hoffnung auf eine Sensation keine halbe Stunde später verflogen. Zur Halbzeit war der Ausgleich geschafft, am Ende das Ergebnis auf 6:2 gedreht. Zehn Siege in elf Spielen, Erster mit acht Punkten Vorsprung: In der Bundesliga sind die Bayern eine Klasse für sich. Darum versteht man beim ersten Hinhören nicht ganz, warum Uli Hoeneß im neuesten OMR-Podcast trotzdem nichts weniger als eine Bundesliga-Revolution fordert.
Der Ehrenpräsident des FC Bayern zu Moderator Philipp Westermeyer: „Ich glaube, über kurz oder lang muss in Deutschland die 50+1-Regelung fallen. Das ist nicht wichtig für Bayern München, denn wir können mithalten mit unseren Möglichkeiten. (…) Insofern kann ich mich sehr dafür einsetzen, ohne eigene Vorteile zu erzielen. Ich glaube einfach, dass es für viele Vereine hilfreich wäre, wenn sie internationales Geld einnehmen könnten.“ Und dann zählte er Vereine auf, für die das infrage käme.
Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, 1. FC Köln, VfB Stuttgart: Die sollen profitieren, wenn die deutsche 50+1-Regel ihnen nicht mehr verbieten würde, dass Investoren mit einer Mehrheit im Fußballbetrieb das Sagen hätten. Mit frischem Geld könnten die einstigen Rivalen wieder mit Bayern mithalten, so Hoeneß an die Adresse von Aki Watzke, Aufsichtsratschef der Bundesliga und seit gestern BVB-Präsident: „Ich hoffe, dass Herr Watzke, der ja ein großer Gegner ist, sich irgendwann mal breitschlagen lässt, darüber vernünftig nachzudenken.“
Bisher ist das ausgeschlossen. Alle Bundesliga-Vereine haben vor Jahren gemeinsam vereinbart, dass immer die Mitglieder des eingetragenen Vereins die Mehrheit von mindestens fünfzig plus ein Prozent halten müssen, damit kein Geldgeber schalten und walten kann wie bisher. Im Ausland ist das anders. In England übernehmen zum Beispiel Scheichs Manchester City oder US-Milliardäre Manchester United komplett – und bestimmen, wohin die Reise geht. Mitglieder mutieren dann zu Kunden des Klubs.
Für Hoeneß wäre der Tabubruch in Deutschland kein Problem: „Dann wäre der Wettbewerb natürlich größer, keine Frage.” Beim FC Bayern München selbst käme die Abschaffung der 50+1-Regel nicht infrage: „Wir haben einen Deal mit unseren Mitgliedern, dass wir nicht mehr als 30 Prozent verkaufen. Im Moment haben wir 25 Prozent (verkauft). Theoretisch könnten wir 5 Prozent verkaufen, ohne die Mitglieder zu fragen. Für mehr bräuchten wir eine Zweitdrittelmehrheit. Und die werden wir niemals kriegen.“
Und das ist der wichtigste Punkt, den Hoeneß übersieht: Das geht den anderen Klubs, die ihre Werte nach dem e.V. Prinzip leben, ganz genauso. Niemand, der bei Verstand ist, überlässt das Schicksal seines Vereins einem Finanzjongleur. Wer’s trotzdem tut, steht mit dem Rücken zur Wand und hat sowieso nichts zu verlieren. Dem hilft auch kein Millionen-Zuschuss aus fremder Hand, um in die Bayern-Kaste aufzusteigen. Siehe Hertha BSC: Die Berliner haben ihr Glücksspiel mit Investoren noch immer nicht verdaut. Und spielen 2. Liga.
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Warum schlägt Hoeneß also die Bundesliga-Revolution vor? Damit sind wir wieder beim Freiburg-Spiel: Der legendäre Manager sieht natürlich auch, wie die Bundesliga unter der Bayern-Dominanz leidet. Im OMR Podcast poltert er gegen die Deutsche Fußball-Liga (DFL), dass die Bundesliga-Vermarktung im Ausland hinter seinen Erwartungen zurück bleibt: „In den letzten Jahren ist da nicht gut gearbeitet worden.“ Er sieht seine Bayern bei aller Überlegenheit hierzulande im Nachteil gegenüber der Premier League.
Hoeneß wörtlich: „In England hat der Letzter oder Vorletzte 50 Millionen Euro mehr als Bayern München als Deutscher Meister – das ist eine Katastrophe.“ In anderen Ländern würde in den Bilanzen „getrickst und geschoben, dass es kracht“. Er nannte im Podcast konkret den FC Barcelona: „Die haben 1,3 Milliarden Euro Schulden. In jedem anderen Land würden die nicht mehr erste Liga spielen.“ Die deutsche Bundesluga müsse bei aller Seriösität attraktiver werden. Darum sein Vorschlag: 50+1 abschaffen.









































