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·7 novembre 2024
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Von 2010 bis 2016 war Horst Heldt als Sportvorstand des FC Schalke 04 verantwortlich. Damals gehörte Königsblau noch zu den besten Klubs in Deutschland, spielte regelmäßig um die Qualifikation zur Champions League mit. Zeiten, die angesichts des aktuellen Schalker Abstiegskampf in Liga zwei komplett surreal erscheinen, obwohl sie erst ein Jahrzehnt her sind.
Nach Stationen bei Hannover 96 und dem 1. FC Köln ist Heldt mittlerweile als Geschäftsführer bei Union Berlin tätig, die Königsblauen hat er aber natürlich nicht aus den Augen verloren. "Da liegt natürlich vieles im Argen. Man hat nicht das Gefühl, von außen betrachtet, dass es irgendwie und irgendwann mal besser wird", so Heldt bei "Triple - der Schüttflix Fußballtalk" auf Sky. "Man tauscht die Namen aus, ja. Aber ich glaube, das große Problem, das Schalke momentan erst mal hat, ist, dass sie sich irgendwann auch mal wieder darauf besinnen sollten, was einen Fußballverein ausmacht: Das ist Sportkompetenz - und zwar in der höchsten operativen Verantwortung. Das haben sie nicht, weil sie - warum auch immer, darauf muss man erst mal kommen - entschieden haben, dass es keinen Sportvorstand gibt, den es jahrelang gegeben hat", kritisierte der 54-Jährige.
"Ich war Sportvorstand, davor gab es einen Sportvorstand, danach gab es Vorstände nach meiner Zeit und am Ende ist man da immer gut gefahren. Dann hat man eine neue Idee entwickelt, die mir bis heute nicht einleuchtet. Warum man entschieden hat, keinen Sportvorstand, keinen Fachmann im höchsten operativen Gremium einzubinden, das muss mit Eitelkeiten oder Eifersüchteleien zusammenhängen. Anders kann man es sich nicht erklären", führte Heldt aus. Die Idee, auf der Direktor-Ebene zwei Leute zu installieren, habe nicht einmal im Ansatz funktioniert, erläuterte er. "Sie müssten eine gute Organisation aufbauen mit fähigen Leuten - und das haben sie jahrelang nicht geschafft. Das Ergebnis spiegelt sich jetzt halt auch in der Tabelle wider."
Dass Matthias Tillmann als Vorstandsvorsitzender unter anderem auch das Ressort Sport zu verantworten habe, sei "ein Riesenfehler", monierte Heldt. "Ohne ihm zu nahe treten zu wollen: Er kennt sich nicht aus im Fußball, hat keine Ahnung von Fußball. Das muss man einfach so sagen. Woher auch? Und deswegen ist es nicht förderlich, dass er dieses Ressort, das das wichtigste Ressort ist, verantwortet." Als reiner CEO sei Tillmann "sicherlich ein fähiger Mann". Doch Heldt zufolge könne Tillmann aufgrund seiner mangelnden Expertise überhaupt nicht beurteilen, "ob jetzt ein Sportdirektor einen guten Job macht, ob der Kaderplaner einen guten Job macht, ob der Trainer einen guten Job macht oder nicht". "Wo soll er das hernehmen, dass er das bewerten und beurteilen kann? Da fehlt ihm einfach die Erfahrung. Da fehlt ihm die Expertise, weil er selbst noch nie bei einem Fußballverein vorher gearbeitet. Er hat selbst nie Fußball gespielt auf dem Niveau."
Doch nicht nur die fehlende Expertise im sportlichen Bereich ist Heldt ein Dorn im Auge. Auch die Trainerwahl pro Kees van Wonderen findet der Ex-Profi nicht allzu glücklich: "Wenn man einen Trainerwechsel vornimmt, dann frage ich mich: Was braucht jetzt dieser Verein, was braucht diese Mannschaft? Und wenn ich im Abstiegskampf der zweiten Liga bin, dann gehe ich keine Experimente ein. Und Experimente beginnen schon damit, dass ich einen Trainer aus dem Ausland hole, der keine Erst- und Zweitligaerfahrung in Deutschland hat. Das ist schon mal ein Risiko. Und ich muss für mich entscheiden: Was ist jetzt wichtig? Es ist nicht der Zeitpunkt für Entwicklung. Es geht darum, zu überleben. Und da muss ich Entwicklung hinten anstellen und wäge die Risiken besser ab."
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