Miasanrot
·25 novembre 2024
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·25 novembre 2024
Klara Bühl soll heiß vom FC Barcelona umworben werden. Für den FC Bayern wäre das ein herber Rückschlag – trotz der insgesamt positiven Entwicklung wird sich jetzt zeigen, wie weit man bei den Frauen schon ist. Ein Kommentar.
An Statements mangelte es den FC Bayern Frauen in den letzten Jahren nicht. In der Bundesliga gewann man gleich zweimal in Folge das Titelrennen gegen den VfL Wolfsburg und sogar dreimal in vier Jahren. Hinzu kam 2022 mit Georgia Stanway eine von vielen Topclubs umworbene Spielerin nach München.
Ein Transfer, der vor allem in England für Aufsehen sorgte. Wie kann es sein, dass eine so hochveranlagte Spielerin die Premier League verlässt? Die Liga, die als Maß aller Dinge in Europa gilt – und das auch zu Recht. Eine Spielerin, die in der Nationalelf eine der wichtigsten Spielerinnen ist.
Und dann war da in diesem Jahr der Statement-Transfer von Lena Oberdorf. Eine Spielerin mit dieser Qualität vom größten Konkurrenten loszueisen, war eine Ansage: Der FC Bayern ist zukünftig die klare Nummer eins im Land.
In dieser Saison wackeln einige dieser Statements. Die Gründe sind vielfältig und auch beim FCB selbst ist man schließlich stets bemüht darum, der Außenwelt zu erklären, dass der Prozess auf dem Weg nach ganz oben einerseits nicht linear sein kann und andererseits viel Zeit benötigen wird. Wie weit man auf diesem Weg schon ist, wird sich aber nicht nur an den sportlichen Leistungen ablesen lassen, sondern auch an der Frage, ob man Klara Bühl halten kann.
Spanische Medien berichteten zuletzt, dass die Offensivspielerin der Bayern ein Transferziel des FC Barcelona sei. Miasanrot kann diese Berichte bestätigen. Barça ist im europäischen Fußball der Frauen das Nonplusultra. Drei der letzten vier Champions-League-Titel gingen an die Blaugrana.
Optimismus, dass man Bühl halten könne, gab es von Bianca Rech am vergangenen Sonntag nicht. Bei Sky sagte die Chefin der Frauenabteilung des FC Bayern, dass es nach vielen Jahren in München normal sei, dass sich die 23-Jährige mit anderen Angeboten befasse. Insbesondere dann, wenn das beste Team des Kontinents anklopft, möchte man hinzufügen.
Für Bühl ist das eine große Chance. Zumal auch bei ihr der Eindruck entstehen könnte, dass sie derzeit auf hohem Niveau stagniert. Vielleicht braucht sie den Schritt ins Ausland, um das große Versprechen einzulösen, das sie mit ihrem Talent mitbringt: Weltklasse zu sein.
Weltklasse im engeren Sinne ist Bühl noch nicht. Dafür fehlt die Konstanz – über eine gesamte Saison und darüber hinaus, aber auch innerhalb einer Partie. Ihre Entscheidungsfindung ist ausbaufähig. Sie ist aber noch jung, ein weiterer großer Schritt nach vorn ist alles andere als abwegig.
Und auch wenn sie längst nicht da ist, wo sie sein könnte, ist sie schon jetzt eine der wichtigsten Spielerinnen bei den Bayern. Zahlreiche wichtige Tore hat sie in ihrer Karriere schon erzielt. Selbst an schwächeren Tagen kann sie mit einer Aktion den Unterschied machen. Eine solche Spielerin gibt es im Bayern-Kader sonst nicht.
Schafft man es nicht, mit ihr zu verlängern, wäre das auf noch mehr Ebenen bitter als „nur“ auf der sportlichen. Wirtschaftlich würde man eine der wertvollsten Spielerinnen überhaupt ablösefrei verlieren. Und moralisch würde man aufgezeigt bekommen, dass der Weg nach ganz oben im europäischen Vergleich vielleicht noch etwas weiter ist, als man es sich selbst wünschen würde.
Dass die Bayern sportlich derzeit ein Team aus der zweiten Reihe Europas sind, steht außer Frage. Da reicht ein Blick auf die Resultate in der Champions League. Spiele wie zuletzt gegen Arsenal oder gegen Barcelona in der Gruppenphase vor knapp zwei Jahren waren die Andeutung auf das, was sein kann. Nur muss man dafür in Zukunft in der Lage sein, die Schlüsselspielerinnen und Eckpfeiler zu halten – auch bei großen Widerständen.
Das gelang den Bayern in den letzten Jahren besser als noch in den 2010er Jahren. An Bühl aber wird sich konkret zeigen, wie sehr man einer hochveranlagten Spielerin eine Perspektive aufzeigen kann, die besser ist als ein Wechsel zum FC Barcelona.
Vielleicht gibt es diese gar nicht und vielleicht ist es auch nicht fair, das vom amtierenden Deutschen Meister zu verlangen, weil es ein ungleiches Duell ist. Aber wer nach ganz oben möchte, muss sich mit den Besten messen.
Die Zukunft des FC Bayern hängt sicher nicht allein von Bühl ab. Vielleicht würde ein Abgang sogar Chancen im System von Alexander Straus eröffnen, der seine Flügelspielerinnen gern in den Halbräumen statt an der Außenlinie hat. Eine Rolle, in der Bühl immer besser wird, die aber zumindest nicht das ist, mit dem sie im Fußball der Frauen groß geworden ist.
Ein Abgang der letzten echten Flügelspielerin im Kader würde womöglich die Option öffnen, den Kader offensiv stärker mit Halbraumzehnerinnen zu bestücken. Aber das ist Zukunftsmusik. Es steht außer Frage, dass eine Verlängerung von Bühl jedes andere Szenario schlägt. Und es wäre nochmal ein größeres Statement als einst die Verpflichtungen von Stanway und Oberdorf.