feverpitch.de
·22 octobre 2025
Liverpool in Frankfurt: Zwei Welten prallen aufeinander

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·22 octobre 2025
Ich muss euch was gestehen: Immer wenn ein Verein unanständig viel Geld ausgibt und dann baden geht, empfinde ich reinste Schadenfreude. Aber nicht, weil ich Fußballromantiker, sondern weil ich Schwabe bin. Ich mag es, wenn man aus wenig viel macht. Andersrum ist eher lustig.
Letzte Saison bereitete mir der Absturz von Manchester Scheich City Glücksgefühle, inzwischen wurde der Pep-Klub vom FC Liverpool, Frankfurts Gegner heute in der Königsklasse, abgelöst. Die Reds haben nämlich im Sommer eine knappe halbe Milliarde Euro (!) für neue Spieler ausgegeben.
Also ziemlich genau doppelt so viel wie der SC Freiburg im gesamten 21. Jahrhundert.
Erst schnappten sich die Engländer Granaten wie Florian Wirtz (125 Millionen Euro), Hugo Ekitiké (100 Millionen) und Alexander Isak (145), später schnappten sie nach Luft: Vier Niederlagen in Folge hat’s in der Premier League unter Trainer Arne Slot gesetzt, das gab es seit der Vor-Klopp-Ära nicht mehr.
Merke: Geld schießt manchmal sowas von keine Tore.
Am Wochenende der Tiefpunkt: Gegen den Erzrivalen Manchester United, der ja selbst seit Jahren nichts auf die Reihe kriegt, verlor Liverpool zu Hause 1:2. Igitt.
Und ausgerechnet jetzt müssen die Reds, die hinten überraschend schwächeln und vorn die Weggänge von Trent Alexander-Arnold (Real) und Luis Diaz (Bayern) nicht verkraften, in Frankfurt bestehen.
Gewinnen die Hessen, hat Liverpool zum ersten Mal seit 1953 fünf Spiele in Folge verloren. Vor 72 Jahren hieß der deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern, mit Spielern wie Fritz Walter und Horst Eckel. Nur mal so.
Klar, für wen heute Abend mein Herz schlägt. Bestimmt nicht für diejenigen, die mit Tüten voller Bargeld den Pradashop stürmen, sondern für die würdigsten Schwabenvertreter der Champions League in Abwesenheit des VfB: Eintracht Frankfurt, wo der Cent noch geehrt wird.
Okay, in Liverpool hatten sie in den Jahren zuvor auch okay gewirtschaftet, das muss fairerweise angemerkt werden. Aber diesen Sommer sind ihnen die Gäule durchgegangen: Den ausgegebenen 483 Millionen standen Einnahmen in Höhe von 220 Millionen gegenüber – das Transferminus betrug also 263 Millionen Euro. Von dieser Summe könnte ein Klub wie der 1. FC Heidenheim bis zur Einführung der Flugverbindung Welt-Jupiter-Welt einen bundesligatauglichen Kader finanzieren.
Lustvoll wird übrigens auch auf der Insel gelästert, denn es geht ja um den FC Liverpool, der außerhalb der Stadtgrenze aufgrund seiner als etwas arrogant anmutenden „We san We“-Mentality (okay, das war etwas frei übersetzt) nicht geliebt wird, um es vorsichtig auszudrücken.
Am besten gefiel mir der Spitzname, den sie nach dem 7. Spieltag dem Ex-Leverkusener Florian Wirtz verpassten: „007“ – angelehnt an seine Scorerquote. 0 Tore, 0 Vorlagen, 7 Spiele.
Der arme Wirtz, aber es hat es ja so gewollt. Hätte er sich doch bloß für die Bayern entschieden. Doch das ist ein ganz anderes Thema.
Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch. Titel: Alarmstufe Bayern! Die 120 besten Geschichten eines kuriosen Fußballjahres. 319 Seiten, 15,99 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de
Direct
Direct
Direct
Direct