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Helge Wohltmann·26 juillet 2025

Mannschaftserfolg egal? Dieser Buli-Zugang ist größer als sein Team

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Sind die nicht eigentlich pleite? Das fragten sich viele Fans, als Werder Bremen vor wenigen Tagen zehn Millionen Euro für Samuel Mbangula von Juventus Turin ausgab. Und ja, der SVW hat weiter keine Kohle, ist mit dem Transfer aber eine Wette eingegangen, die den Klub in Rekordtempo zum Schotter führen soll.

Mit Mbangula reagieren die Norddeutschen auf eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahren immer extremer geworden ist. Sobald junge Spieler auch nur eine halbwegs gute Saison hinlegen, werden ihre Klubs mit dutzenden Millionen aus der Premier League oder aus Saudi-Arabien zugeschmissen. Aktuellstes Beispiel ist Jamie Gittens, der nach einem guten Halbjahr für BVB, kaum noch traf und zum Saisonende kaum noch eingesetzt wurde, aber trotzdem für über 60 Millionen Euro zu Chelsea ging.


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Auch wegen Geschichten wie dieser kann der VfB Stuttgart bei Bayern-Angeboten für Nick Woltemade, die höher steigen als Uli Hoeneß' Blutdruck, locker abwinken.

Werder will zum schnellen Geld

Vor allem die englischen und saudischen Klubs, aber natürlich auch die ganz großen Topvereine Europas, haben mittlerweile so viel Geld, dass sie kaum noch wissen wohin damit. Bei den Bundesligisten ist deshalb ein wahrer Goldrausch bei der Talentejagd ausgebrochen. Borussia Dortmund startete den Trend, als Durchlauferhitzer in der Talententwicklung zu dienen, vor einigen Jahren, RB Leipzig tat es ihnen gleich und zuletzt war es Eintracht Frankfurt, das sich so erfolgreich in die Bundesliga-Spitze verkaufte.

Werder kopiert diese Strategie nun bei Mbangula und hofft, den nächsten Randal Kolo Muani, Omar Marmoush oder Hugo Ekitiké gefunden zu haben. Clemens Fritz beschrieb den Neuzugang als "sehr, spielintelligenten Spieler (...), der eine gute Explosivität und eine gute Dynamik hat und auch diesen Mut, Eins-gegen-eins-Situationen anzunehmen und aufzulösen".

Es sind solche Spieler, die innerhalb kürzester Zeit ihre Marktwerte explodieren lassen. Im besten Fall findet man so einen Kicker in der eigenen Jugend und bildet ihn selbst aus. Will man einen solchen Rohdiamanten jedoch kaufen, muss man schnell selbst zweistellige Millionenbeträge in die Hand nehmen und hoffen, sich nicht gehörig die Finger zu verbrennen. Macht Werder einen solchen Transfer, sind sie deshalb darauf angewiesen, "dass der dann auch sitzt", wie Fritz es formuliert. Er muss einschlagen. Floppt er hingegen, wäre es finanziell eine mittelschwere Katastrophe.

Die zehn Millionen Euro Ablöse werden in Raten abgestottert und die Bremer also noch lange beschäftigen. Und eigentlich soll diesen Sommer auch noch ein Transferüberschuss von 7,5 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

Wichtiger als der Teamerfolg?

Natürlich möchte der Klub auch, dass Mbangula insgesamt sportlich weiterhilft, Qualifikationen für einen europäischen Wettbewerb oder gar Titel sind dabei aber zunächst einmal nur zweitrangig. Noch viel wichtiger ist, dass der 21-Jährige selbst einschlägt. Sein persönliches Abschneiden ist dadurch zu einem gewissen Grad noch wichtiger als das seines Teams. Startet Mbangula durch, kann er innerhalb von nur zwölf Monaten mehr Geld einbringen als es selbst eine Bremer Teilnahme an der Champions League könnte.

Die Schere zwischen Topklubs, England und Saudi-Arabien auf der einen sowie allen anderen Vereinen auf der anderen Seite klafft inzwischen so weit auseinander, dass die Bundesligisten immer mehr wie Klubs aus Frankreich, Portugal und der Niederlande arbeiten müssen. Talente ausbilden und zu Geld machen, statt selbst um Trophäen zu spielen

Sobald ein Spieler den Durchbruch feiert, wird er von einem größeren Klub weggekauft. Das war auch früher schon so, allerdings sind die Verweildauern zuletzt nochmal deutlich kürzer geworden. Den deutschen Klubs gelingt es immer seltener, ihre großen Namen über einen Transfersommer hinaus zu halten.

Auch Werder Bremen wird hoffen, dass Mbangula in nur einem Jahr schon wieder weiterzieht. Würde das doch bedeuten, dass die Zehn-Millionen-Wette dieses Sommers aufgegangen ist. Dann hätten sie zur Abwechslung endlich mal wieder eine prall gefüllte Kasse und genug Geld, um die nächsten Wetten einzugehen. Dann eben, um den nächsten Samuel Mbangula zu finden.


📸 MARCO BERTORELLO - AFP or licensors