Miasanrot
·15 décembre 2025
Manuel Neuer fällt aus: Wie nah ist Jonas Urbig an ihm dran?

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·15 décembre 2025

Manuel Neuer fällt mal wieder verletzt aus. Beim FC Bayern München wird deshalb Jonas Urbig ins Tor zurückkehren – wie gut ist der 22-Jährige bereits?
Manuel Neuer wird dem FC Bayern München einige Wochen fehlen. Der Torhüter des Rekordmeisters hat sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, wie der Verein mitteilte.
Für den ehemaligen Welttorhüter ist der Zeitpunkt wohl akzeptabel. Mit dem Auswärtsspiel in Heidenheim steht dieses Jahr nur noch eine Partie auf dem Zettel. Allerdings geht es bereits am 11. Januar gegen Wolfsburg weiter. Je nach Schwere des Muskelfaserrisses, kann ein Ausfall schon mal 3-6 Wochen betragen. In wenigen Ausnahmen mehr.
Im Schnitt fallen Spieler mit dieser Verletzung laut fussballverletzungen.com jedoch nur 27 Tage aus. Mindestens eine Chance wird Jonas Urbig damit am Wochenende aber erhalten, um sich abermals in Position zu bringen. Zeit, sich mal genauer anzuschauen, wie nah er bereits an Neuer dran ist.
Der subjektive Eindruck ist eindeutig: Ein ganz großer Qualitätsunterschied ist nicht mehr zu erkennen. Als Urbig in der vergangenen Saison für den verletzten Neuer einspringen musste, holten die Bayern weiterhin gute Ergebnisse, gewannen unter anderem in der Champions League zweimal zu Null gegen Leverkusen. Im Hinspiel wurde der junge Torhüter dabei für Neuer eingewechselt, im Rückspiel stand er über die volle Partie zwischen den Pfosten.
Für Urbig waren diese beiden Auftritte die ersten auf der ganz großen Bühne. Und er wusste sofort zu beeindrucken. Leverkusen versuchte im Hinspiel damals, den Wechsel auszunutzen und lief höher an. Schnell merkte die Werkself aber, dass der ehemalige Kölner zu abgeklärt agierte. Keine Wackler im Spielaufbau, kaum Ungenauigkeiten.
Auch in den darauffolgenden Partien bestätigte Urbig diesen positiven Eindruck – wenngleich auch eine leichte Normalisierung einsetzte. So zeigte er hier und da Schwierigkeiten bei hohen Bällen oder in der Entscheidungsfindung beim Herauslaufen. Beim 1:1 in Berlin-Köpenick patzte Urbig erstmals folgenschwer.
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In dieser Saison hat der gebürtige Euskirchener erst 360 Minuten gespielt. Vor allem gegen den VfB Stuttgart zeigte er zuletzt in der Bundesliga eine beeindruckende Leistung. Mit dem Ball war er mitentscheidend dafür, dass die Münchner das hohe Pressing der Schwaben überspielen konnten.
Das erste Tor von Konrad Laimer bekam medial viel Aufmerksamkeit, weil der Österreicher den Ball nicht nur in der Entstehung gut festmachte, sondern ihn mit der Hacke sehenswert ins Tor schoss. Ebenso sehenswert war jedoch der lange Ball des Torhüters. Urbig spielte schon zuvor zwei starke Pässe über diese Distanz – einen davon flach und scharf durch das gesamte Mittelfeld.
Szenen, die an Neuer erinnerten. Aber an den früheren. Denn im Spielaufbau ist der Weltmeister von 2024 nicht mehr so souverän wie er es einst war. Vermehrt fliegen lange Bälle ins Seitenaus oder zum Gegner. Neuer ist immer noch gut im Aufbau, aber nicht mehr Weltklasse. Das geben auch die Daten her.
Laut FBref hat der 39-Jährige bei langen Bällen aktuell nur noch eine Passquote von rund 59 Prozent. In den beiden Jahren zuvor lag sie bei rund 64 Prozent, davor häufig zwischen 68 und 70 Prozent. Auch die Anzahl an langen Schlägen hat sich im Schnitt um zwei pro 90 Minuten erhöht – bei gleichbleibender, eher sogar leicht geringerer Anzahl an Gesamtpässen.
Letzteres kann auch taktische Gründe haben. Oder daran liegen, dass Gegner anders pressen. Aber die Zahlen bestätigen den Eindruck, dass Neuer im Aufbau nicht mehr so stark und zuverlässig ist, wie er es einst war.
Gerade das Stuttgart-Spiel hat gezeigt, dass Urbig hier großes Potenzial hat. Der Winterneuzugang der vergangenen Saison spielte vier erfolgreiche Bälle ins Angriffsdrittel – nur Aleksandar Pavlović und Joshua Kimmich kamen auf mehr. Standards sind in dieser Statistik außen vor. Doch wie sehr vernebelt die starke Leistung und der Wunsch danach, den Neuer-Nachfolger in den eigenen Reihen zu haben, die Sinne?
In den vergangenen 365 Tagen hat FBref bei Urbig 1.203 Minuten erfasst, in denen vollumfänglich Statistiken zur Verfügung stehen. Mit 39,05 Kontakten pro 90 Minuten hat er ca. zwei weniger als sein Konkurrent.
28,6 Prozent seiner Pässe schlägt er lang, was 1,9 Prozent mehr sind als bei Neuer. Die durchschnittliche Länge seiner Pässe ist mit ca. 29 Metern rund zwei Meter länger. Aber: Die Passquote bei langen Bällen beträgt bei Urbig nur um die 50 Prozent.
Tatsächlich sollte das Stuttgart-Spiel vor diesem Hintergrund als das gesehen werden, was es ist: Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Ganz auf dem Niveau von Neuer agiert Urbig hier aber noch nicht. Nicht mal auf dem aktuell schwächeren Level des 39-Jährigen im Vergleich zu seinen früheren Leistungen.
Und auf der Linie? Hier sind Statistiken nur ein grober Indikator, da Werte wie Postshot-xG oder ähnliche xG-Variationen sehr umstritten sind. Diese Werte basieren auf Schätzungen und haben in ihren Variablen noch höhere Anfälligkeit für Ungenauigkeiten als Expected Goals selbst.
Die Unterschiede zwischen den beiden Torhütern sind in diesen Statistiken nicht allzu groß, aber tendenziell leicht pro Neuer. Mehr muss man darüber nicht wissen. Urbig kassierte in den FBref zur Verfügung stehenden Spielen 1,2 Gegentore pro 90 Minuten, Neuer 0,92. Interessant ist, dass Urbig 0,3 Tore pro 90 Minuten nach Ecken kassierte. Sein Kontrahent kommt hier auf 0,18.
Generell fiel bisher auf, dass Urbig bei der Strafraumbeherrschung Probleme hat – sei es bei Flanken oder bei Standards. Diese Zahl ist ein Indiz dafür, dass diese Beobachtung stimmen könnte. Mit 46,2 Prozent hat Urbig indes die bessere Zu-Null-Quote im Vergleich zu Neuer (39,4 Prozent). 61 Prozent gehaltene Bälle sind wiederum weniger als Neuers 65,1 Prozent.
Gesteht man Urbig wohlwollend ein starkes Entwicklungspotenzial zu, so lässt sich in den bisher behandelten Bereichen des Torhüterspiels festhalten: Viel fehlt nicht mehr. Die Unterschiede sind nicht dramatisch und ein ganz wesentlicher Punkt ist zudem, dass Urbig nur in ausgewählten Spielen auflaufen darf.
Gerechnet auf die 1.203 Minuten kann es beispielsweise einen großen Unterschied machen, ob da rund 200 Minuten gegen starke Teams wie Leverkusen oder Stuttgart mit dabei sind, während Neuer in seinen 3.027 Minuten eine viel größere Basis hat und vor allem auch mehr der Alltagsspiele aus der Hinrunde mit einsammelte. Urbig kam vor allem in der saisonentscheidenden Phase zum Einsatz.
Es könnte ebenfalls eine Rolle spielen, dass Gegner eher mal hoch pressen, wenn nicht Neuer im Tor steht. Insgesamt kann das einen Einfluss auf die Statistiken haben und dazu führen, dass Urbig häufiger unkontrollierte Bälle schlagen muss. Das sind jedoch nur Vermutungen, zu etwaigen Statistiken haben wir keinen Zugang.
Ein Aspekt des Torwartspiels ist aber von immenser Bedeutung für den FC Bayern: Wie steht es um die Sweeper-Keeper-Fähigkeiten Urbigs? Überraschend gut, könnte man beim Blick auf die Zahlen meinen. Urbig kommt auf 2,62 Defensivaktionen außerhalb des Strafraums pro 90 Minuten – damit steht er nicht nur im 98. Perzentil der Top-5-Ligen, sondern auch vor Manuel Neuer (2,44).
Aber: Auch hier bedarf es Einordnung. Neuers durchschnittliche Distanz zum eigenen Tor beträgt bei den Defensivaktionen 18,5 Meter. Bei Urbig sind es 16,5 Meter. Zu seinen besten Zeiten kam Neuer sogar auf durchschnittlich 23 Meter. Und doch zeigt sich in den Spielen, dass Urbig mutiger im Spiel außerhalb seines Tores wird und er Potenzial mitbringt.
Für Kompanys System ist das die mit Abstand wichtigste Fähigkeit eines Torhüters. Denn wenn die Viererkette so hoch positioniert ist wie beim FC Bayern, braucht es einen Keeper, der die zu verteidigende Distanz hinter den Innenverteidigern massiv reduziert. Das mag hin und wieder zu Gegentoren wie gegen den FC Arsenal führen, aber dass Kompany diese Aktion nicht als Fehler von Neuer bezeichnete, hat einen tieferen Grund als den Spieler zu schützen.
Es ist ihm zu glauben, dass er das auch ohne Kameras genau so sieht. Der Ball war perfekt gespielt und mit Weltklassequalität verarbeitet. Natürlich sieht Neuer dann unglücklich aus. Genauso richtig ist aber, dass er zahlreiche solcher Bälle mit derartigen Läufen frühzeitig verteidigt.
Unter dem Strich bleibt, dass Urbig in allen Bereichen noch zulegen kann und muss, wenn er Neuer eines Tages beerben möchte. Dafür wird er jedoch weitere Minuten brauchen. Im Idealfall beim FC Bayern, wo er genau in dem Umfeld wachsen kann, in dem er später Stammspieler sein will. Klar ist aber auch, dass er mit hochgerechnet um die 800-1.000 Minuten pro Saison irgendwann stagnieren wird.
Sollte Neuer seinen Vertrag nochmal verlängern, dürfte die Frage sein, ob man für Urbig einen Alternativplan entwickeln muss. Was vor allem für Torhüter alles andere als einfach ist, wie die Geschichten von Daniel Peretz oder Christian Früchtl gezeigt haben. Erfolgreicher war hingegen der Weg von Alexander Nübel – wenngleich immer klarer wird, dass der beim FC Bayern keine Zukunft hat.
Urbig hingegen könnte eine haben. Wenn er in den kommenden ein bis zwei Jahren den Freiraum zur Entwicklung bekommt und an den Potenzialen arbeitet, die er in seinem Spiel noch hat.









































