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·1 octobre 2025
Neu-Leverkusenerin Carlotta Wamser: "Wir halten lieber den Ball flach"

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·1 octobre 2025
Mit ihrem neuen Verein Bayer 04 Leverkusen hat Nationalspielerin Carlotta Wamser in der der Google Pixel Frauen-Bundesliga einen sehr guten Saisonstart hingelegt. Am Sonntag (ab 18.30 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) steht das Spiel bei Ihrem Ex-Klub 1. FC Köln an. Im DFB.de-Interview spricht die 21 Jahre alte Außenverteidigerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Derby und ihren Traumsommer.
DFB.de: Wie gut gefällt Ihnen vor dem 5. Spieltag der Blick auf die Tabelle, Frau Wamser?
Carlotta Wamser: Es ist noch sehr früh in der Saison, daher darf man das nicht überbewerten. Dennoch zeigt die Tabelle, dass wir einen erfolgreichen Saisonstart hingelegt haben. Jetzt wollen wir aber auch so weitermachen.
DFB.de: Bayer 04 belegt aktuell den dritten Platz, der am Saisonende die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bedeutet. Würden Sie es unterschreiben, wenn jetzt Saisonende wäre?
Wamser: Klar, es wäre eine tolle Sache, wenn wir diese Position behaupten könnten. Dafür werden wir auch alles tun. Zum jetzigen Zeitpunkt halten wir aber lieber den Ball flach und fokussieren uns auf die nächste Aufgabe. Wenn wir bis zum Schluss oben mitspielen wollen, dann müssen wir unsere intensive Spielweise möglichst in jeder Partie auf den Platz bringen. Und bis zum Saisonende sind es noch sehr viele Spiele.
DFB.de: Bei der bislang einzigen Niederlage, dem 0:2 im Eröffnungsspiel beim FC Bayern München vor mehr als 57.000 Zuschauer*innen, war das Team mit dem Titelverteidiger lange Zeit mindestens auf Augenhöhe. Hatten Sie das im Vorfeld so erwartet?
Wamser: Wir wussten schon, dass es auch für Bayern gegen uns schwierig werden kann, wenn wir alles reinwerfen und bei 100 Prozent unseres Leistungsvermögens sind. Wir haben dort auf jeden Fall gezeigt, dass wir mithalten können.
DFB.de: Es folgten in der Liga drei Siege nacheinander und das souveräne 5:0 im DFB-Pokal bei der SV 07 Elversberg. Was zeichnet Ihre Mannschaft besonders aus?
Wamser: Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jüngeren Spielerinnen, der Kader ist sehr gut zusammengestellt. Wir sind im Spiel gegen den Ball sehr aggressiv und läuferisch stark. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.
DFB.de: Trotz einiger Zugänge in der Startelf und einiger verletzungsbedingter Ausfälle wirkt Bayer 04 schon sehr homogen. Teilen Sie den Eindruck?
Wamser: Ja, voll. Der Trainer schenkt uns viel Vertrauen, das Team ist schon während der Vorbereitung sehr stark zusammengewachsen. Es herrscht eine coole Atmosphäre innerhalb des Vereins - es passt einfach. Dadurch war es auch für mich als neue Spielerin leicht, in Leverkusen anzukommen.
DFB.de: Statt auf der rechten haben Sie zuletzt oft auf der linken Abwehrseite gespielt. Ist das nicht eine große Umstellung?
Wamser: Es ist schon eine Umgewöhnung, da rechts mein starker Fuß ist. Ich habe aber das Gefühl, dass ich mich mit jedem Einsatz auf dieser Position immer besser einfinde.
DFB.de: Könnte es Ihnen, auch mit Blick auf die Nationalmannschaft, vielleicht sogar entgegenkommen, flexibel auf beiden Seiten einsetzbar zu sein?
Wamser: Ja, das stimmt. Von daher habe ich damit auch gar kein Problem, zumal es Estrella Merino Gonzalez auf der rechten Seite bei uns sehr gut macht.
DFB.de: Sie waren erst kurz vor der Europameisterschaft erstmals bei den DFB-Frauen dabei, haben inzwischen aber schon sechs Länderspiele bestritten. Sehen Sie sich schon als festen Bestandteil der Nationalmannschaft?
Wamser: Nein, soweit bin ich noch lange nicht. Meine EM-Nominierung kam praktisch aus dem Nichts. Es war auch nicht zu erwarten, dass ich so viel Spielzeit bekommen würde. Ich werde natürlich alles dafür tun, um mich durch gute Leistungen zu empfehlen, und wäre sehr froh, bei den nächsten Länderspielen wieder dabei zu sein.
DFB.de: Sie sprechen es an: Durch den Ausfall von Kapitänin Giulia Gwinn standen Sie bei der EM direkt im Fokus. Wie würden Sie im Nachhinein diese Erfahrung beschreiben?
Wamser: Es war ein Traumsommer für mich. Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können. Die Zeit mit dem Team war sehr, sehr schön und auch erfolgreich. Mein erstes großes Turnier werde ich immer in besonderer Erinnerung behalten.
DFB.de: Wie sehr hat sich insgesamt die Aufmerksamkeit verändert? War dieser Hype für Sie auch nach dem Turnier zu spüren?
Wamser: Ich werde schon etwas häufiger in der Stadt erkannt als früher, das mediale Interesse hat auch zugenommen. Allzu viel hat sich für mich aber sonst nicht verändert.
DFB.de: Wie gehen Sie persönlich mit der gestiegenen Popularität um?
Wamser: Ich freue mich, wenn mich Leute erkennen und freundlich ansprechen. Das ist schließlich auch ein positives Zeichen für den gesamten Frauenfußball.
DFB.de: Für Bayer 04 geht es jetzt mit dem Derby beim 1. FC Köln weiter. Das ist für alle Beteiligten eine besondere Partie. Ist es das für Sie als frühere FC-Spielerin noch ein bisschen mehr?
Wamser: Das würde ich nicht sagen. Das Derby Köln gegen Leverkusen steht für sich und löst auf beiden Seiten viele Emotionen aus. Abgesehen davon, ist es für mich aber ein normales Spiel.
DFB.de: Auch wenn Sie nur ein halbes Jahr in Köln gespielt haben: Was haben Sie von dort für Ihre Karriere mitgenommen?
Wamser: Ich bin zum FC gewechselt, um mehr Spielzeit als zum damaligen Zeitpunkt bei Eintracht Frankfurt zu sammeln. Das ist mit zehn Startelfeinsätzen in elf Rückrundenpartien auf jeden Fall aufgegangen und hat mir definitiv sehr für meine Entwicklung geholfen.
DFB.de: Geht Leverkusen als klarer Favorit ins Derby?
Wamser: Wenn man auf die Tabelle schaut, dann könnte man das vielleicht denken. Aber das wäre schon der erste Fehler. Gerade in einem solchen Spiel kann alles passieren.
DFB.de: Was nehmen Sie sich mit dem Team in Köln vor?
Wamser: Wir wollen unbedingt die drei Punkte mitnehmen, ganz klar. Wenn es uns gelingt, unsere Spielweise auf den Platz zu bringen und durchzusetzen, dann stehen die Chancen dafür auch gut.