
Miasanrot
·12 août 2025
Panik nach Coman-Verkauf? Warum Eberl das nicht vermasseln kann

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·12 août 2025
Der FC Bayern München steht nach dem voraussichtlichen Verkauf von Kingsley Coman unter Druck. Warum Max Eberl das aber eigentlich gar nicht vermasseln kann.
Kingsley Coman wird den FC Bayern München verlassen. Das zumindest deutet sich laut Medienberichten immer mehr an. Der Rekordmeister kassiert wohl eine Ablösesumme, die bei rund 30 Millionen Euro liegt.
In den sozialen Netzwerken zeigen sich viele Fans entsetzt: Schon wieder so ein Transfer, der die Münchner ins Reagieren bringt, statt selbst zu agieren. Schon wieder braucht es einen Panikkauf kurz vor Toreschluss des Transfermarkts. Schon wieder setzt man sich selbst unnötig unter Druck.
Aber ist das wirklich so? Eigentlich ist es so, dass Max Eberl diese Situation gar nicht vermasseln kann. Hier kommen die Gründe für diese These.
Der simpelste Grund: Eberl hat finanziellen Spielraum. Das Budget ist nicht aufgebraucht. Im Gegenteil: Durch den Coman-Transfer wird der FC Bayern in ein Plus von etwas mehr als zehn Millionen Euro rutschen. Hinzu kommt, dass man mit den Abgängen von Thomas Müller, Leroy Sané und der Leihe von João Palhinha ordentlich Gehaltsbudget freimachen konnte. Auch die Vertragsverlängerung von Manuel Neuer zu wohl geringeren Bezügen spielt hier mit rein.
In den Jahren zuvor hatten Sportdirektoren und Sportvorstände in der Regel ein Budget zwischen 60 und 80 Millionen Euro, mit dem sie arbeiten konnten. Alles andere musste durch Verkäufe mitfinanziert werden. Durch den Sparkurs liegt dieses Budget diesmal vielleicht etwas darunter. Zuletzt wurde allerdings auch berichtet, dass es für Nick Woltemade beispielsweise eine Genehmigung des Aufsichtsrat gäbe, den Transfer zu ermöglichen.
Nimmt man die berichteten rund 50 Millionen Euro, die der FCB angeblich für den Angreifer geboten hat und ergänzt das aktuelle Transferplus, landet man bei etwa 60 Millionen Euro. Mit optimistischer Hinzunahme von Verhandlungsspielraum vielleicht sogar bei 70 Millionen Euro. Ja, das ist eine Milchmädchenrechnung, aber irgendwo in diesem Bereich dürfte sich tatsächlich ein realistischer Transfer für die Offensive bewegen.
Eberl hat also Budget – und mit diesem Budget entsprechend zahlreiche Möglichkeiten.
Und wenn es um zahlreiche Möglichkeiten geht, dann betrifft das auch die Suche nach dem Spielertypus. Der Sportvorstand muss Coman nicht zwingend mit einem Flügelspieler ersetzen. Der Kader gibt es aktuell ebenso her, dass sich die Bayern auf einen Zehner oder wie bei Woltemade auf ein Zehner-Stürmer-Hybrid fokussieren. Man könnte auch nach jemandem suchen, der alle drei Positionen hinter Harry Kane bekleiden kann.
Für jeden dieser Spielertypen gibt es gute Argumente, warum er den Kader genau richtig erweitert. Oder, um es konkret zu machen: Ob Malick Fofana, Xavi Simons oder Woltemade kommen, ist rein vom Profil her egal. Qualitativ kann man sicher Unterschiede feststellen, aber für jedes dieser Profile gibt es Gründe, weshalb sie den Angriff klug ergänzen würden.
Das wiederum erweitert Eberls Markt bereits enorm. Noch größer wird dieser Markt dadurch, dass der Sportvorstand keinen Stammspieler sucht. Die erste Reihe ist mit Kane, Jamal Musiala, Luis Díaz und Michael Olise besetzt. Musiala ersetzt man nicht mit einem gestandenen Stammspieler, nur weil er ein paar Monate ausfällt. Das wäre panisches Management.
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Es braucht also im Idealfall einen U25-Spieler, der entwicklungsfähig ist, der entsprechend noch etwas unter dem Niveau eines Bayern-Stammspielers ist, der aber schon bereit ist, viele Minuten abzugreifen. In der öffentlichen Darstellung versteift sich meist alles auf vier, fünf Spieler, die eben irgendwann mal in der Gerüchteküche kursierten.
Mit all diesen Faktoren ist der Markt aber deutlich größer. Vermutlich gibt es pessimistisch betrachtet mindestens 20 interessante Spieler, optimistisch betrachtet sind es vielleicht sogar 40. Irgendwo dazwischen bewegt sich vermutlich die Realität. Eberl und das Scouting-Team des FC Bayern sollten den Anspruch und die Möglichkeiten haben, diese Spieler zu scouten und eine gute Entscheidung zu treffen.
Selbst wenn genau das dem FC Bayern nicht gelingt, hat Eberl immer noch die „Notlösung“, den VfB Stuttgart ähnlich zu beglücken wie den FC Liverpool bei Díaz: Indem man deutlich mehr bezahlt, als Woltemade wert ist.
Der Stürmer des VfB ist eine Art Sicherheitsnetz für den Sportvorstand. Wenn es keine charmante und günstigere Option gibt, kann er immer noch den 23-Jährigen für viel Geld holen. Zwar müsste er sich im Zweifelsfall dann dafür rechtfertigen, viel Geld für einen Spieler ausgegeben zu haben, der erst eine starke Bundesliga-Rückrunde hatte, aber er hätte gleichzeitig einige Argumente auf seiner Seite, die sportlich erklären, warum der Wechsel von Coman auf Woltemade sinnvoll ist.
Eberl hätte den Kader weiter verjüngt, er hätte Entwicklungspotenzial dazugeholt, er hätte vielerorts geforderten Raum für einen Jugendspieler gelassen (Lennart Karl), er hätte ein Profil ergänzt, das flexibel in der Offensive einsetzbar ist und neue Fähigkeiten einbringt, er hätte die taktischen Optionen von Vincent Kompany erweitert und die Gehaltskosten weiter gesenkt – auch wenn die hohe Ablösesumme ein kleiner Kratzer wäre.
Dass der VfB Stuttgart jedenfalls nicht ganz so hart zu sein scheint, wie er vorgibt, zeigt ein aktuelles Zitat von Club-Boss Alexander Wehrle in der Stuttgarter Zeitung: „Wenn man den Spieler unbedingt verpflichten will, müsste man auch in der Lage sein, in dieser Zeit eine Lösung zu erzielen. Wir spielen am Samstag den Supercup. Bis spätestens zum Anpfiff sollte auch alles geklärt sein.“ Ein Ultimatum klingt nicht nach „unverkäuflich“.
Selbst bei einem Perspektivwechsel bleibt die Position für Eberl und Co. entspannt: Denn für potenzielle Neuzugänge ist ein Wechsel zum FCB sehr attraktiv. Denn sie kommen nicht in einen ohnehin schon ausreichend gut besetzten Kader, sondern sie können mit viel Spielzeit planen. Auch wenn die ersten vier Positionen der Offensive besetzt sind, fällt Musiala erstmal aus.
Dahinter ist Serge Gnabry nicht unumstritten, Karl wiederum ist ein junges Talent, das sich beweisen soll. Wenn der FC Bayern mit diesem potenziellen Angebot an Minuten anklopft, ist das vor allem für junge Spieler verlockend.
Während in anderen Jahren die Positionen in der Offensive recht klar besetzt waren und ein Umbruch so erschwert wurde, bietet sich jetzt eine Art „Fasttrack“ für Neuzugänge zu einem festen Platz in den Top-5 oder Top-6 auf den vier vorderen Positionen. Heißt: Eberl muss dahingehend eher keine besondere Überzeugungsarbeit leisten.
Unter dem Strich bleibt also das Fazit: Es muss schon einiges passieren, dass der FC Bayern keine gute Lösung findet, um den Coman-Verkauf aufzufangen. Auch der Faktor Zeit wird überbewertet. Ein Club wie der FCB muss in der Lage sein, in drei Wochen einen Spieler auf einem Markt zu finden, der deutlich größer ist als bei der Suche nach einem 1A-Linksaußen.
Natürlich ist es nach wie vor ein berechtigter Kritikpunkt, dass die Bayern mehr agieren als reagieren sollten. Andererseits hat man bei Jonas Urbig, Tom Bischof und Jonathan Tah sehr gut agiert, bei Díaz immerhin eine sportlich passende Lösung gefunden.
Ein Sportvorstand des FC Bayern sollte eigentlich in der Lage sein, diese hervorragende Ausgangssituation so zu lösen, dass der Coman-Abgang Sinn ergibt. Eberl kann hier zumindest für den Moment kaum verlieren. Schon deshalb, weil Comans Bedeutung in den letzten Jahren abgebaut hat. Schafft er es nicht, daraus eine positive Geschichte zu machen, wäre das durchaus ein besonderes Scheitern.
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