dieblaue24
·15 septembre 2025
Rafati: Rot für Niederlechner – und Rot für Havelses Plume

In partnership with
Yahoo sportsdieblaue24
·15 septembre 2025
Der dritte Saisonsieg ist unter Dach und Fach – dass beim 3:2 gegen Schlusslicht Havelse den Löwen das Glück zur Seite gestanden hat, ist außer Frage. Auch Schiedsrichter Michael Näther beeinflusste die Partie. Die wichtigsten Szenen, die für das Online-Portal liga3-online.de Ex-Referee Babak Rafati unter die Lupe nimmt, im Überblick:
Situation 1: Noah Plume bringt als letzter Mann 1860-Stürmer Sigurd Haugen zu Fall – Schiedsrichter Näther spricht nur Gelb aus. Rafati dazu: Plume foult seinen Gegenspieler Haugen und bringt ihn zu Fall. Das ist unstrittig ein Foulspiel. Bei der Frage, ob eine klare Torchance vorliegt oder nicht, ist Folgendes zu berücksichtigen. Auch, wenn ein weiterer Verteidiger noch vermeintlich eingreifen kann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Daher liegt eine klare Torchance vor. Bei der Flugrichtung des Balles ist zu beachten, dass wenn Haugen nicht gefoult wäre, er nicht so weit von Ball entfernt wäre, wie es nach dem Foulspiel den Anschein macht. Er wäre zügig am Ball und der Ball wäre nicht frei auf den anderen Verteidiger zugerollt. Daher wäre hier die rote Karte vorgeschrieben. Eine Fehlentscheidung, nur die gelbe Karte zu zeigen.“
Situation 2: Löwen-Kapitän Jesper Verlaat bringt Nassim Boujellab kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall, der Offensivspieler fällt in den Sechzehner. „Boujellab legt sich den Ball an Verlaat vorbei, und dieser kann ihn nur durch Beinstellen stoppen. Das ist ein Foulspiel, und es hätte einen Freistoß sowie eine gelbe Karte gegen Verlaat wegen Unterbindung einer guten Angriffschance geben müssen“, erklärte Rafati und ergänzt: „Das Vergehen ist knapp außerhalb des Strafraumes (auf der Linie, die am äußeren linken Rand des Halbkreises vor dem Strafraum ist, die sich aber nicht mit der Strafraumlinie kreuzt, daher außerhalb), sodass es dann einen Freistoß hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, das Vergehen aber gar nicht zu ahnden.
Situation 3: Florian Niederlechner trifft in der Höhe der Mittellinie Julius Düker am Sprunggelenk – eigentlich eine klare rote Karte, doch Näther verzichtete gänzlich auf eine Karte. Rafati: „Niederlechner geht mit gestreckten Bein und unkontrolliert mit offener Sohle in den Zweikampf und trifft Düker oberhalb des Knöchels. Das ist ein böses Foulspiel, denn dabei wird die Gesundheitsgefährdung des Gegenspielers billigend in Kauf genommen. Bei diesem Trefferbild ist die Ausgangslage sehr klar. Das ist eine rote Karte. Eine Fehlentscheidung, dieses klare Vergehen nicht zu sehen und entsprechend zu ahnden. Der Grund ist aber offensichtlich. Der Schiedsrichter ist in einer schlechten Position und schaut seitlich auf die Szene. Er fokussiert sich zudem zu sehr auf das Ausweichen, um nicht im Weg zu stehen. Dadurch hat er ein verzerrtes Bild und kann den Vorgang nicht wahrnehmen. Er pfeift sogar verzögert, weil er noch nicht einmal einen Treffer sieht. Er pfeift erst, als er sieht, wie sehr sich Düker am Boden wälzt und womöglich Schmerzen hat.“ Hätte Niederlechner Rot kassiert, wäre er vermutlich drei Spiele gesperrt worden – Glück also für die Löwen in der Englischen Woche…
Situation 4: Löwen-Star Kevin Volland fliegt mit Gelb-Rot nach einer Attacke gegen Nassim Boujellab in Strafraumnähe vom Platz, nachdem kurz zuvor auf Abseits entschieden wurde. Rafati erklärt: „Auch wenn richtigerweise auf Abseits entschieden wurde, rechtfertigt es nicht danach (auch in der Spielunterbrechung) ein Vergehen zu begehen, dass ungeahndet bleibt. In der zeitlichen Abfolge ist spieltechnisch erst das erste Vergehen zu ahnden. Somit gibt es Abseits. Danach passiert ein gelbwürdiges Foulspiel, und somit kann das spieltechnisch zwar nicht mehr bestraft werden (also kein Freistoß wegen Foulspiel, sondern zuvor wegen Abseits), aber im Bereich der persönlichen Strafe muss diese noch geahndet werden. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, Volland, der bereits gelb-verwarnt war, folglich die gelb-rote Karte zu zeigen.“ Damit fehlt der frühere Nationalspieler am Mittwoch in Rostock.