
Rund um den Brustring
·19 mars 2025
Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidiumskandidat Dr. Bertram Sugg

In partnership with
Yahoo sportsRund um den Brustring
·19 mars 2025
Bei der Mitgliederversammlung am Samstag wird auch des Präsidium des e.V. neu besetzt. Wir haben mit Dr. Bertram Sugg über seine Kandidatur und seine Ziele gesprochen.
Rund um den Brustring: Wie ist der Entschluss entstanden, für das Präsidium des VfB zu kandidieren?
Dr. Bertram Sugg: Bei der letzten Wahl zum Präsidium waren knapp 47 % der wählenden Mitglieder der Meinung, dass ich ein Präsidiumsamt ausüben kann. Diese hohe Zustimmung hat mich bewogen, mich erneut für ein Amt im Präsidium zu bewerben, denn meine Leidenschaft für den Verein ist ungebrochen. Ich bin mehr denn je motiviert mit Elan, Energie und Erfahrung, den VfB im Sinne der Mitglieder weiterzuentwickeln.
Was wollen Sie anders und/oder besser machen als Ihre Vorgänger im Präsidium?
Der VfB ist ein großartiger Verein mit einer unheimlichen Strahlkraft. Ich bin der Meinung, dass wir noch nicht an allen Stellen unser volles Potential ausgeschöpft haben. Ich habe ein klares Bild davon wie wir im Präsidium als ein starkes und vereintes Team zielgerichtet, ergebnisorientiert und wertschätzend zusammenarbeiten.
Wo sehen Sie die wichtigsten Handlungsfelder im VfB e.V. in den nächsten Jahren?
Diese Liste ist lang mit Themen unterschiedlicher Komplexität. Herausragende Punkte sind stichwortartig
Und was sind Ihre Ziele für Ihre Amtszeit?
Zunächst ist es meine feste Absicht, über die komplette Amtszeit erfolgreich das Präsidiumsamt auszuüben. Mein Ziel ist es, den VfB zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Vereine zu machen. Ein Gradmesser können regelmäßige Mitgliederbefragungen sein, die Aufschluss über die Zufriedenheit der Mitglieder geben.
Die Mitgliederzahl ist auf einem konstant hohen Niveau und der Leistungs- und Breitensport ist entsprechend der Größe und Bedeutung des Vereins mitgewachsen und ausgebaut. Wir haben in der Zeit ein Museum realisiert.
Wenn wir über die Amtszeit darüber hinausdenken, sehe ich den VfB zu seinem 140-jährigen Vereinsjubiläum, dass sportlich sich die VfB-Frauen fest in der Bundesliga etabliert haben und der VfB Champions League Dauer-Teilnehmer ist.
Mit welchen Maßnahmen wollen sie die Abteilungen des VfB e.V. — abgesehen vom Jugendfußball — weiter stärken?
Eine naheliegende Maßnahme ist es, die Budgets zu erhöhen. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir finanziell gut aufgestellt sind. Trotzdem müssen wir das mit Maß und Ziel tun. Ich möchte es aber auch schaffen, Synergien unter den Abteilungen zu heben. Hier ist die Kreativität aller Beteiligten gefragt.
Wenn wir es mit dem Frauenfußball ernst meinen, brauchen wir ein Nachwuchskonzept, das uns den nachhaltigen und langfristigen Erfolg sichert. Die hierzu vorliegenden Planungen sind voranzutreiben und ggf. zu forcieren. Am Ende des Tages wird das vermutlich in ein Leistungs- oder Talentförderzentrum münden, wie es andere Vereine schon haben. Das ist nicht allein eine Sache des e.V., aber im Grundlagen- und Aufbaubereich steht der VfB hier im Sinne seines gesellschaftlichen Auftrags hier in der Pflicht.
Halten Sie die Einrichtung eines festen Vereinsmuseums für sinnvoll und umsetzbar?
Ich halte es für überfällig und sehr schade, dass der VfB das bisher nicht geschafft hat, zu realisieren. Wenn ich mich an die Ausstellung zur 125-Jahrfeier zurückerinnere, glaube ich, dass so ein Museum mit großer Begeisterung angenommen wird. Gerade für uns als Traditionsverein ist das ein Muss. Mir schwebt damit verknüpft ein Treffpunkt für Fans, Mitglieder und Besucher aus nah und fern vor. Zur Umsetzung gibt es engagierte Menschen beim VfB, die bereits Konzepte erarbeitet haben. Ich denke da auch an unsere Garde-Abteilung, bei der ich auch Mitglied bin, und wo viele Gardisten dazu beitragen können. In unserem Archiv schlummern Schätze, die viel zu schade sind, als dass man sie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Material und Ideen sind also genug da. Wenn wir alle mit in die Planung und Umsetzung einbinden, wird das eine Erfolgsstory.
Der VfB hat über 120.000 Mitglieder. Wie wollen Sie diese in das Vereinsleben einbinden?
Ein Verein lebt von aktiven Mitgliedern und nicht von einer Zahl auf dem Papier. Deswegen wurde bereits eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die sich genau mit dem Thema beschäftigen sollte. Leider wurde deren Arbeit auf Eis gelegt. Als erstens werde ich mich im Präsidium dafür einsetzen, diese wieder ins Leben zu rufen. Ich werde mich mit deren Ideen und bisherigen Ergebnissen beschäftigen. Neben einzelnen Veranstaltungen wie Feste und Aktionen, so wie z. B. „VfB im Ländle“, muss aber auch ein kontinuierlicher Prozess stattfinden. Wir müssen die Mitglieder näher an die Abteilungen heranführen. Es ist klar, dass viele nur wegen des Fußballs Mitglied sind. Aber der Verein hat viel mehr zu bieten. Ein Verein lebt vom Mitmachen. Die Mitglieder sind eine lebendige Gemeinschaft voller Ideen mit unheimlichem Potential, welches für den VfB zu nutzen ist.
Wie stehen Sie zur Möglichkeit einer hybriden Mitgliederversammlung?
Einer der Anträge auf Satzungsänderung bei der nächsten Mitgliederversammlung zeigt, dass dieses Thema aktueller ist, denn je. Es gab bekanntlich schon mehrere Anläufe, die Voraussetzungen für eine digitale bzw. hybride Veranstaltung zu schaffen. Ich verstehe die VfB Mitglieder, die sich im Zeitalter der Digitalisierung die Möglichkeit einer online-Teilnahme wünschen – ohne aber zu wissen, wie groß überhaupt die Beteiligung dann wäre. Anderseits ist das Argument, dass wir ein lebendiger Verein sind und deswegen die Mitgliederversammlung in Präsenz abhalten, nicht von der Hand zu weisen. Wenn der Antrag die Durchführung der hybriden Mitgliederversammlung nur bei 75% Zustimmung der Mitglieder oder höherer Gewalt satzungsgemäß verankert sein wird, haben wir wieder ein Stück mehr Klarheit. Wobei wir aber auch so ehrlich sein müssen, dass ein Großteil derjenigen, die für eine Hybrid-Veranstaltung sind, nicht über dieses Thema abstimmen werden oder können. Aber am Ende haben es die Mitglieder in der Hand.
Welches Verbesserungspotenzial sehen Sie noch bei der Satzung des e.V.?
Als früheres Mitglied der Satzungskommission musste ich leider die Erfahrung machen, dass das damalige Präsidium nicht immer ein offenes Ohr dafür hatte, welche Themen von der Arbeitsgruppe vorgeschlagen wurden zu bearbeiten. Und ich spreche da noch nicht einmal von irgendwelchen Vorschlägen in der Umsetzung.
Ich möchte gerne einen anderen Ansatz verfolgen. Ich würde zusammen mit dem Team diskutieren, was aus deren Sicht am wichtigsten ist und welche Themen in deren Pipeline stecken.
Natürlich habe ich auch eigene Ideen, so. z. B. die Bewertung, ob eine Briefwahl als Alternative zu Online-Abstimmung eine tragfähige Lösung ist. Auch wenn ein Vorschlag dann von den Mitgliedern nicht angenommen wird, dient dies der Klarstellung. Dass generell die Satzung im Sinne einer Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung im Verein ständig weiterentwickelt wird, steht für mich außer Frage.
Würden Sie im Falle einer Wahl und der gleichzeitigen Wahl von Dietmar Allgaier zum Präsidenten die Einführung eines/r leitenden Angestellten im Verein, der dem Präsidenten die operative Arbeit abnimmt, begrüßen und unterstützen?
Zunächst gilt es festzustellen, dass die Führung der Geschäfte und die Leitung des Vereins die ur-eigenste, satzungsgemäße Aufgabe des Präsidiums ist. Im Präsidium müssen wir festlegen, was die gegenseitigen Erwartungshaltungen der Präsidiumsmitglieder aneinander sind und wer welche Aufgaben am besten übernehmen kann. Klar ist aber auch, dass wir uns auf der Geschäftsstelle personell verstärken müssen. Wenn man den Verein professionell führen und weiterentwickeln will, kann man dies mit so vielen Aufgaben vor der Brust nicht mit zweieinhalb Mitarbeitern tun.
Wie ist Ihre Haltung zum Aufsichtsratsvorsitz der VfB AG: Sollte dieser nur vom Präsidenten des e.V. gestellt werden oder kann es auch ein Präsidiums-Mitglied sein? Oder muss es überhaupt ein/e Vertreter/in des Vereins sein?
Für mich war und ist das unumstößlich, dass der Präsident immer auch gleichzeitig der AR-Vorsitzende ist. Und ich will das gar nicht daran fest machen, ob das ein Ausgliederungsversprechen war oder nicht. Für mich ist es ein klares Bekenntnis aller Beteiligten zur Stellung des e.V. gegenüber der AG. Die Diskussion in den letzten Monaten hat gezeigt, wie wichtig den Mitgliedern das Thema ist. Dies müssen alle ernst nehmen und das sollte auch der Aufsichtsrat beherzigen – ob mit oder ohne moralisch verpflichtende Absichtserklärung. Der Satzungsänderungsantrag auf der letzten MGV zu §17, die den Raum bieten sollte, dass „…der Aufsichtsratsvorsitz stets von einem Mitglied des Präsidiums übernommen wird“ wurde von den Mitgliedern nicht angenommen. Das ist zu respektieren und danach ist zu handeln. Die Frage, ob es überhaupt jemand aus dem Verein ist, ist für mich damit hinfällig.
Aktuell ist der Aufsichtsrat der VfB AG mit 10 Personen besetzt, wovon fünf den VfB e.V. vertreten (Dietmar Allgaier, Andreas Grupp, Beate Beck-Deharde, Tanja Gönner und Alexander Kläger) je zwei den Investor Mercedes (Peter Schymon und Franz Reiner), je zwei den Investor Porsche (Lutz Meschke und Albrecht Reimold) sowie mit Tobias Röschl ein Vertreter des Investors JAKO. Ein weiterer Platz ist noch frei. Wie ist Ihre Haltung zur Sitz-Verteilung im Aufsichtsrat? Sollte dieser dem Verhältnis der Anteile an der VfB AG entsprechen (78,2 Prozent VfB e.V., 10,4 Prozent Porsche, 10,4 Prozent Mercedes, 1 Prozent JAKO) oder reicht eine einfache Mehrheit des e.V.?
Nach meinem Kenntnisstand ist ein zwölfter Platz bereits für eine Person mit Sportkompetenz vorgesehen. Wenn das Präsidium nach der Mitgliederversammlung wieder voll besetzt ist und alle ein Mandat im Aufsichtsrat wahrnehmen, was ich stark befürworte, haben wir in Summe acht vom e. V. entsandte Mitglieder, was 67 Prozent der Sitzverteilung ausmacht. Hierzu der Hinweis, dass Tobias Röschl zur damaligen Zeit als Vertreter vom e. V. bestellt wurde. Praktisch wird es kaum gelingen, die Mehrheitsverhältnisse von 78,2 : 10,4 : 10,4 : 1 abzubilden, ohne das Gremium unnötig aufzublähen. Ich halte die Verteilung wie oben beschrieben somit bis zum Ende der Amtszeit für angemessen.
Daran anschließend: Sollte der Aufsichtsrat in seiner jetzigen Größe beibehalten, vergrößert oder verkleinert werden?
Als oberste Priorität muss der vorgesehene zwölfte Platz mit einer Person mit Sportkompetenz besetzt werden. Auch wenn dies drängt, bin ich bei Personalentscheidungen kein Anhänger von Schnellschüssen, sondern der Überzeugung, dass die Besetzung wirklich den Anforderungen genügen muss.
Die Größe des Gremiums richtet sich nach meiner Auffassung nach der strategischen Ausrichtung der AG. Der Aufsichtsrat gibt die Leitplanken vor und hat neben seiner Funktion als Kontrollorgan die Aufgabe, die Vorstände im Sinne der Strategie zu beraten. Dazu muss es ein klares Anforderungsprofil geben, welche Expertisen hierfür erforderlich sind und abgedeckt werden müssen. Erst am Ende richtet sich die Größe des Gremiums danach. Nach meiner Erfahrung und Einschätzung, ohne in den Strategieprozess der letzten Jahre eingebunden gewesen zu sein, halte ich die Zahl zwölf aber eher für die Obergrenze.
Sollte der Präsidialausschuss die Mehrheitsverhältnisse ebenso widerspiegeln oder sind Sie mit der derzeitigen Besetzung (zwei e.V.-Vertreter, je ein Investoren-Vertreter, Mehrheit des e.V. ist durch doppeltes Stimmrecht des Präsidenten gewahrt) zufrieden?
Praktisch die bereits erwähnten Mehrheitsverhältnisse von 78,2 : 10,4 : 10,4 : 1 gar im Präsidialausschuss abzubilden, ginge rechnerisch nur bei einem viel größeren Gremium, was aber Unsinn ist. Das Aufstocken mit einem weiterem e.V.-Vertreter z. B. mit allen drei von den Mittgliedern gewählten Präsidiumsmitgliedern wäre zumindest ein deutliches Zeichen, dass die Mehrheit des e.V. auch ohne doppeltes Stimmrecht des Präsidenten gewahrt ist. Die ganze Diskussion um den Präsidialausschuss führt aber ständig zu Unruhe. Ich finde, der Mehrwert dieses Gremiums muss hinterfragt werden, zumal es immer wieder Anlass zu Spekulationen gibt. Ich stelle die Frage, ob diese Substruktur noch zeitgemäß ist, auch und gerade mit dem Wissen als ehemaliges Mitglied dieses Gremiums. Schnelligkeit in den Entscheidungen ist für mich heute im Zeitalter der digitalen Kommunikation kein zwingendes Argument mehr. Auch würde die Abschaffung eine Reduktion von Komplexität mit sich bringen, da es innerhalb des Aufsichtsrates keine unterschiedlichen Entscheidungsbefugnisse mehr gäbe. Für mich ist das ein Beispiel, wo ich aufgrund meiner Erfahrung den Mut mitbringe Dinge zu hinterfragen und anzustoßen, um sie ergebnisoffen zu diskutieren.
Sehen Sie die Notwendigkeit, den Aufsichtsrat vor Ablauf der Amtszeit 2027 neu zu besetzen, was die Vertretung des VfB e.V. angeht?
Die vom e.V. entsandten Mitglieder wurden nach meiner Kenntnis nach einem definierten Anforderungsprofil ausgewählt und von den damaligen Vertretern der Hauptversammlung mandatiert. Da ich dem AR nicht angehöre, wäre es vermessen, von außen zu beurteilen, wie gut eine Person den einst definierten Anforderungen gerecht wird und welchen Wertbeitrag sie im Aufsichtsrat liefert. So etwas in der Öffentlichkeit zu diskutieren wäre unseriös und nicht professionell.
Ich habe allerdings eine klare Vorstellung davon, welche Positionen ein vom e.V. entsandtes Aufsichtsmitglied vertreten muss, um die Erwartungen und Aufgaben sowohl im Sinne des eV aber auch gleichzeitig zum Wohle der AG zu erfüllen und zu meistern.
Sehen Sie die Notwendigkeit, die Mitglieder über einen Verkauf von Anteilen über die 2017 beschlossenen 24,9 Prozent abstimmen zu lassen? Warum oder warum nicht?
Damit klar ist, worauf ich mich in meiner Antwort beziehe: es geht um die Abstimmung über eine Satzungsänderung, die den Verkauf von mehr als 24,9 Prozent ermöglichen würde, nicht über die Verteilung der restlichen Anteile innerhalb der 24,9 Prozent.
Wie man hören konnte, werden wir auf der Mitgliederversammlung zum Bericht über die Finanzen ein Rekordergebnis gezeigt bekommen. Es besteht keine Notwendigkeit weitere Anteile zu veräußern und dieses Fass aufzumachen. Ich denke wir fahren sehr gut mit unserer 75+1 Regel, welche ein Alleinstellungsmerkmal und ein klares Bekenntnis unseres Vereines ist.
Welche Themen, die Fans abseits des sportlichen Erfolgs bewegen, halten Sie für am wichtigsten?
Die Ticketpreise und die Vergabe von Eintrittskarten, die Rolle der Investoren beim VfB sowie die Vermarkung des Fußballs durch die DFL mit den Konsequenzen für den VfB sind die Dinge, die mich persönlich als Fan beschäftigen. Dann müssen wir uns mit den Themen der organisierten Szene wie z.B. Stadion- und Stadtverbote auseinandersetzen. Es gibt aber auch Themen, die kleinere Interessengruppen umtreiben, so z.B. die jüngsten Diskussionen um die Schosskarten für Kinder oder um bestimmte Sitzplatzbereiche, wo sich Zuschauer von stehenden Fans gestört fühlen. Auch diese Anliegen müssen wir ernst nehmen und uns darum kümmern. Und schließlich bietet die letzte Mitgliederbefragung einen Fundus von Anregungen wie der Wunsch nach exklusiveren Angeboten für Mitglieder oder Besonderheiten für langjährige Mitglieder, gezielte Maßnahmen zur verbesserten Kommunikation oder spezielle, regionale Mitgliederaktionen. All das ist Handlungsauftrag für das künftige Präsidium dies in einer strukturierten Weise anzugehen und zu lösen.
Welche Lösungen sehen Sie für eine nachvollziehbare Verteilung von Eintrittskarten?
Jeder weiß, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, kommt es zu Enttäuschungen – ganz gleich welche Lösung man für die Vergabe wählt. Die Herausforderung ist es, eine größtmögliche Akzeptanz insbesondere bei den Enttäuschten zu erzielen und dies gelingt nur über Nachvollziehbarkeit. Jeder muss eine Chance bekommen, Eintrittskarten zu bekommen – egal ob für zuhause oder auswärts. Daher wäre aus meiner Sicht ein gewichtetes, transparentes Losverfahren ein Ansatz. Wir wenden das bei meinem eigenen Fanclub bereits an, denn wir haben mit der Vergabe der uns zugeteilten Karten im Kleinen ja dasselbe Problem wie der VfB. Bei uns haben Vielfahrer höhere Chancen (durch mehrere Lose im Topf) als Mitglieder, die erst seit kürzerer Zeit Interesse zeigen. Es könnten auch weitere Kriterien für ein Ranking definiert werden. Am Ende entscheidet aber immer das Los. Dieses Thema ist für mich ein Paradebeispiel dafür, wo Fans und Mitglieder weitere Lösungsvorschläge im Rahmen einer Arbeitsgruppe erarbeiten können.
Welche Rolle können Sie als Präsidiumsmitglied des e.V. im Spannungsfeld zwischen organisierten Fans, der Polizei und der Liga spielen?
Als Fan der Kurve setze ich mich mit den Anliegen der organisierten Szene schon allein aus natürlichem Interesse auseinander. Ich suche den Dialog und bin ein guter Zuhörer. So teile ich viele Positionen, habe aber auch Verständnis für andere Ansichten. Diese Neugier und Offenheit werden mir als Präsidiumsmitglied helfen, mich für Dinge einzusetzen, die ich für richtig und wichtig halte. Gemeinsam mit den Präsidiumskollegen gilt es eine Strategie dazu festzulegen. Im Schulterschluss mit der AG können wir dann gegenüber den richtigen Stellen bei DFL, der Polizei oder auch der Politik gezielt argumentieren und lösungsorientiert agieren.
Sehen Sie sich durch Ihre Arbeit im Aufsichtsrat auf die Aufgaben im Präsidium vorbereitet und wenn ja, wie?
Als vom e.V. bestellter Aufsichtsrat und später vom Gremium mehrfach gewählter stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender habe ich einen tiefen Einblick in die Arbeit der AG bekommen und kenne alle Vorgaben und Abläufe. Auch das Innenverhältnis zum e.V. war für mich im Aufsichtsrat als Mitglied und Fan immer im Fokus. So habe ich großen Respekt für die Herausforderung der Präsidiumsmitglieder, wenn sie auf der einen Seite im Sinne des e.V. aber gleichzeitig zum Wohle der AG agieren müssen– zu Letzterem ist jeder Aufsichtsrat gesetzlich verpflichtet. Diesen Spagat müssen übrigens alle vom VfB entsandten Mitglieder meistern. Am Ende habe ich aber gelernt, dass wir alle zusammen nur erfolgreich sind, wenn wir gemeinsam für einen einzigen Verein arbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Titelbild: © Dr. Bertram Sugg