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·28 septembre 2025
Scharfe Töne, Entlastung und Wahlen: So verlief die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln

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·28 septembre 2025
Hendrik Broschart
28 September, 2025
Mehr als acht Stunden dauerte die Veranstaltung, doch wirklich langweilig wurde es nicht. Vorstands-Neuwahl, Entlastungen und scharfe Attacken: So lief die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln.
Schätzungsweise 6000 stimmberechtigte Mitglieder kamen gestern zur 77. Vollversammlung des 1. FC Köln
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Kaum hatte man auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln das neue Präsidium aus Jörn Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann verkündet, da stand auch schon Björn Häuser durch die RheinEnergie Arena: „So simmer all hierhin gekomme, spreche mer hück all die selbe Sproch“. Versöhnliche Stimmung kam auf, die nicht immer mit der Veranstaltung im Einklang stand, die sich am Samstag über bewegte acht Stunden hingezogen hat.
Denn dort waren zwischenzeitlich alles andere als harmonische Klänge zu vernehmen. In einer Ansprache wurden die bestehenden Risse zwischen dem Mitgliederrat und dem abgelösten Vorstand noch einmal besonders deutlich. Fabian Schwab, der für das Kontrollgremium des Vereins sprach, teilte mit: „Der Vorstand hat uns den Jahresbericht nicht vorgelegt. Daher können wir keine Stellungnahme dazu abgeben.“ Der Vorsitzende des Mitgliederrates fügte hinzu: „Damit können wir nicht unserer satzungsgemäßen Aufgabe nachkommen. Ich muss sagen, dass es damit nur bedingt ein Jahres- und Rechenschaftsbericht war.“ Schwab fasste die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Gremium als „schwierig, schleppend und wenig konstruktiv“ zusammen.
Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln geriet einmal mehr zum hitzig diskutierten Forum. Angriffe in Wortbeiträgen durch Mitglieder richteten sich gegen den scheidenden Vorstand und wiederholt auch gegen Carsten Wettich. Mehrere Redner rechneten mit der bisherigen Führung ab, andere schlugen sich offen auf die Seite einzelner Wahlkampfteams. So schallte es Während eines Beitrags in Richtung des Vorstands: „Sie können sich Ihre Internationalisierungsstrategie in den Hintern stecken.“ Auch an anderer Stelle fielen drastische Worte. Ein Redner erklärte: „Herr Ganaus hat mehr für den FC gemacht als Sie, Herr Vorstand”, und erinnerte damit an den Regensburger Torschützen, dessen entscheidendes Tor anschließend zur Trennung von Trainer Gerhard Struber und Geschäftsführer Sport Christian Keller führte. Die Reden spiegelten den Zwiespalt des Abends wider: Einerseits gab es emotionale Loyalitätsbekundungen für die Kandidaten, andererseits einen harten Abgesang auf die abtretende Vereinsführung.
Für den scheidenden Vorstand des 1. FC Köln hatte die diesjährige Mitgliederversammlung einen anderen Ausgang als noch im Vorjahr. Während die verweigerte Entlastung damals hohe Wellen schlug, stimmten die Mitglieder diesmal geschlossen für einen versöhnlichen Abschluss von Werner Wolf und Eckhard Sauren. Bei der Abstimmung wurde Präsident Wolf mit 77 Prozent entlastet, Vizepräsident Sauren erhielt sogar 79,4 Prozent. Anders stellte sich die Lage für Carsten Wettich dar. Er kam lediglich auf 60,86 Prozent Zustimmung. Dieses Ergebnis wirkte wie ein Fingerzeig. Denn gerade im Fall Wettich deutete die knappe Entlastung bereits auf das hin, was viele Mitglieder als Höhepunkt des Abends erwarteten. Die Abstimmung trug somit Züge einer Vorahnung, bevor über die zukünftige Ausrichtung des Vereins entschieden wurde.
Kurz vor der Abstimmung über das neue Präsidium stand die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln kurz vor der Entgleisung. Noch einmal meldeten sich rund 50 Mitglieder zu Wort. Es herrschte also ein großes Mitteilungsbedürfnis unter den Anwesenden. Entsprechend empört reagierten einige, als sie ihr Rederecht eingeschränkt sahen, die Redezeit kurzerhand verkürzt wurde. Ein Mitglied brachte seinen Protest deutlich zum Ausdruck: „Wir müssen berücksichtigen, dass Demokratie Zeit braucht. Ich möchte darum bitten, dass alle Rednerinnen und Redner die Chance bekommen, sich zu äußern.“
Die Unruhe im Stadion erreichte wohl ihren Höhepunkt, als der ehemalige FC-Trainer Roland Koch in einem Pladoyer für das Team Adenauer die Redezeit überzog und nur nach mehrfacher eindringlicher Aufforderungen die Bühne verließ. So machte Michael Vesper gegenüber Koch deutlich: “Also bitte Roland Koch! das geht nach hinten los wenn man sich so verhält” und Werner Wolf ergänzte: “Wir haben Angst, dass uns die Veranstaltung entgleitet. Wenn wir das Recht, sich zu äußern, entziehen, dann ist das Ergebnis anfechtbar. Deswegen bitte ich um Disziplin.”
Bei den Vorstandswahlen des 1. FC Köln setzte sich das Team Stobbe am Ende klar durch. Der Vertrauensentzug der Mitglieder blieb aus und fügte sich dem emotionsgeladenen Abschied von Werner Wolf an. Zum Abschluss seiner Rede fand Wolf bewegende Worte: „Die vergangenen sechs Jahre waren die intensivsten und prägendsten Zeiten meines Lebens. Ich wollte dem Verein etwas zurückgeben. Heute gebe ich mein Amt demütig und dankbar zurück.“ Unter lang anhaltendem Applaus verabschiedete er sich schließlich mit den Worten: „Ab jetzt bin ich einfach nur noch Fan. Vielen Dank für unvergessliche sechs Jahre.“
Seinen Platz an der Spitze des Vereins übernahm am gestrigen Abend das Team um Jörn Stobbe, das sich mit einem deutlichen Wahlergebnis durchsetzen konnte. Direkt nach dem Votum betonte das neue Präsidiumsmitglied: „Wir schauen morgen erst einmal auf die Mitglieder, auf die ganzen Unterstützer. Wir wollen auch die überzeugen, die uns nicht gewählt haben. Ich glaube schon, dass die Grenzen da ein bisschen vermischt sind. Wir haben eine riesige Chance, mit ihnen richtig etwas zu rocken“, sagte dieser im Anschluss.
Nach hitzigen Debatten, persönlichen Angriffen und zahlreichen emotionalen Wortmeldungen gelang es schließlich doch, den Vorstandswahlen ein versöhnliches Ende zu setzen. Die turbulente Versammlung mündete somit in einen Neuanfang, den viele Mitglieder als überfällige Chance begreifen.
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