feverpitch.de
·25 octobre 2025
Sheffield Wednesday und die Anatomie eines angekündigten Zusammenbruchs

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·25 octobre 2025

Dejphon Chansiri hat zehn Jahre gebraucht, um Sheffield Wednesday zu ruinieren. Das klingt nach langer Zeit, ist aber im Kontext des englischen Fußballs bemerkenswert schnell. Der thailändische Geschäftsmann übernahm 2015 einen Verein mit Geschichte, vier Meistertiteln und treuen Fans. Was er hinterlässt, ist ein Scherbenhaufen bei minus sechs Punkten.
Die Insolvenz kam nicht überraschend. Wer in fünf von sieben Monaten die Gehälter nicht pünktlich zahlt, hat die Kontrolle längst verloren. Die britische Steuerbehörde stellte den Antrag zur Zwangsauflösung, Chansiri reagierte mit der Flucht nach vorn: Insolvenzverwalter statt Liquidation. Das rettet vorerst den Spielbetrieb, aber zu welchem Preis? Der automatische Abzug von zwölf Punkten macht aus sechs Zählern minus sechs. Fünfzehn Punkte Rückstand auf die Sicherheitszone nach elf Spieltagen – das ist keine sportliche Herausforderung mehr, sondern mathematische Grausamkeit.
Die Fans haben längst verstanden, was Chansiri nie begreifen wollte: Ein Fußballverein ist kein Privatunternehmen. Als sie die Spiele boykottierten, verschärften sie bewusst die finanzielle Krise. Lieber den Verein in die Insolvenz treiben als weiter Chansiris Missmanagement finanzieren. Diese radikale Konsequenz verdient Respekt. Sie zeigten dem Eigentümer seine Grenzen auf, indem sie ihm die Einnahmen entzogen. Insolvenzverwalter Kris Wigfield bestätigt, dass der Fanboykott den finanziellen Druck erhöht und Chansiris Entscheidung zur Zwangsverwaltung beschleunigt hat.
Danny Röhl verließ Sheffield im Sommer. Der deutsche Trainer erkannte rechtzeitig, dass hier nichts mehr zu retten war. Wer kann es ihm verdenken? Ein Trainer braucht funktionierende Strukturen, verlässliche Gehaltszahlungen und eine Perspektive. Sheffield Wednesday bot nichts davon.
Die Insolvenzverwalter sprechen von einer „glänzenden Zukunft“ unter neuer Eigentümerschaft. Das ist ihr Job, sie müssen Käufer anlocken. Wigfield betont explizit die Notwendigkeit einer neuen Eigentümerstruktur, um die regulatorischen Verpflichtungen der Liga zu erfüllen. Die Realität sieht anders aus: Ein Traditionsverein in der dritten Liga, belastet mit Schulden und ohne funktionierende Infrastruktur. Welcher seriöse Investor soll das reizvoll finden?
Sheffield Wednesday ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer kranken Struktur. Klubbesitzer wie Chansiri kaufen sich Traditionsvereine wie Spielzeuge, pumpen anfangs Geld hinein und ziehen sich zurück, wenn es schwierig wird. Die Fans, die Angestellten, die Stadt – sie alle bleiben mit den Trümmern zurück. Das System, das solche Übernahmen ermöglicht und erst eingreift, wenn die Steuerbehörde klagt, gehört reformiert. Aber das wird nicht passieren. Der nächste Chansiri wartet schon.









































