Vertikalpass
·12 décembre 2025
Wenn ein Helikopter zum Hauptdarsteller eines Fußballspiels wird

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·12 décembre 2025

Die Begegnung in der Europa League gegen Tel Aviv war kein normaler Fußballabend. Am Ende wurde am meisten diskutiert, warum kein Alkohol ausgeschenkt wurde und was die Gründe dafür waren, dass es nur ein eingeschränktes Getränke- und Speisen-Angebot im Neckarstadion gab.
Bedeutet: Wenn das die wirklichen Probleme des Spiels sind, war es ein gelungener Abend unter sehr speziellen Vorzeichen und Rahmenbedingungen.
Es wurde ein riesiger Aufwand betrieben, um Fans und Mannschaft inklusive Delegation von Tel Aviv zu beschützen, um anti-semitische und Palästina-feindliche Aktivitäten zu verhindern, um „jeder Form der Gewalt mit Nachdruck entgegen zu wirken“ (Stuttgarter Vizepolizeipräsident Carsten Höfler). Geworden ist es ein ruhiger Abend, in dessen Verlauf so langsam die Anspannung nachließ. Sowohl die Stadt als auch der VfB haben gezeigt, dass sie der großen Verantwortung gerecht wurden und der Aufgabe gewachsen waren.
Ständiger Begleiter (nicht nur) am Spieltag: ein Hubschrauber, der am Himmel kreiste. Omnipräsent in der Innenstadt, in Bad Cannstatt, am Stadion. Er wurde zum Soundtrack des Abends. Würde der kicker für ihn eine Note vergeben, es wäre eine 2, denn Höchstnoten werden nur sehr selten vergeben und wenn überhaupt an Harry Kane.
Bestnoten hatte sich auf dem Feld niemand verdient, so dass der Hubschrauber zum Mann des Spiels wurde („fehlerlos, mit großer Übersicht“). Denn Lorenz Assignon hatte zwar das Führungstor wuchtig erzielt, verhielt sich in Zweikämpfen aber nach wie vor zu ungestüm und unclever, hatte außerdem bei Flugbällen auf seine rechte Seite spürbar Probleme – und das nicht zum ersten Mal.
Chris Führich präsentierte sich einerseits sehr aktiv, ließ andererseits aber Effektivität vermissen. Dasselbe gilt für den überraschenden Startelf-Debütanten Lazar Jovanovic: Er kam gut ins Spiel, hatte einige gute Szenen und sogar mitreissende Soli, beim Gegentor jedoch hatte er seine Füße drin.
Deniz Undav hinterließ ausser bei seiner genialen Vorlage für Tiago Tomas zum 2:0 mal wieder den besten Eindruck am Mikrofon. Er kritisierte die Nachlässigkeiten ab dem 3:0. Mittendrin natürlich auch er, der zwei vielversprechende Chancen verschenkte, weil seine Torabschlüsse mehr Rückgaben als Schüsse waren.
Neben dem Hubschrauber wurde Maxi Mittelstädt zum Spieler des Spiels. Offensiver Aktivposten auf links, defensiv zuverlässig und sehr lässig beim Verwandeln des Elfmeters zum 3:0. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an Josha Vagnoman. Er traf an seinem Jubeltag zum 4:1, wie er auch genau vor einem Jahr gegen Bern einen eigenen Treffer feiern durfte.

Kunststück: Vagnoman schoss in zwei aufeinander folgenden Jahren jeweils ein Tor an seinem Geburtstag in einem internationalen Wettbewerb. Ausser ihm gelang dies nur George Weah (1992 und 1991).
Der „Aufreger“ des Abends war nicht sportlicher Natur. Kurzfristig informierte der VfB, dass es nur eine Grundversorgung im Stadion geben würde, „aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen“ sowie der „besonderen personellen und organisatorischen Herausforderungen“. Im Vorfeld des Spiels wurde dagegen eine Kontrolle der Arbeitskräfte von Aramark vom Zoll durchgeführt, der aber jede Verantwortung für das Chaos ablehnte wie die Polizei und der Caterer selbst. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich offensichtlich kurzfristig in Luft aufgelöst.
Wie oben geschrieben, wenn das nach dem Spiel übrig bleibt, haben alle alles richtig gemacht: Der VfB, der sich Monate auf das Spiel vorbereitet hatte. Die Polizei und die Behörden. Die Fans. Und schließlich Trainer und Mannschaft, die die Play-off-Spiele der Europa League sicher haben und die direkte Qualifikation für Achtelfinale gegen Rom und Bern klar machen können.
Die (Fußball-)Welt hat nach Stuttgart geschaut. „Ich habe vor dem Spiel betont, dass die MHP Arena immer ein Ort bleiben soll, der die Menschen beim Fußball zusammenbringt. Das ist uns (…) trotz aller Widrigkeiten gelungen und das wird auch in Zukunft so bleiben“, zeigte sich VfB-Boss Alexander Wehrle zufrieden und betonte zugleich: „Das war eine Ausnahmesituation, die im Fußball niemals auch nur annähernd Standard werden darf.“
Zum Weiterlesen: SWR und Rund um den Brustring mit sehr guten Einordnungen der Situation und der Maßnahmen bei ihren Vorberichterstattungen.
Bilder: Alexander Hassenstein/Getty Images
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