Wie weit stürzt der Adler ab? Ein Kommentar zur aktuellen Situation der Eintracht | OneFootball

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·29 juillet 2025

Wie weit stürzt der Adler ab? Ein Kommentar zur aktuellen Situation der Eintracht

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"Olympique Lyon und Paris St. Germain sollen ein ernstes Interesse an Géraldine Reuteler haben", es sind Informationen wie die des ZDF, die den Fans der Eintracht-Frauen in den vergangenen Wochen den Magen umdrehen. Neun Spielerinnen haben die Adlerträgerinnen in diesem Sommer bereits verlassen, fast alle davon waren wichtige Leistungsträgerinnen im Gefüge der Eintracht und die meisten wechseln zu direkten Konkurrenten der Liga. Das Team droht auch aufgrund der internen Strategie des Klubs zu zerfallen, aber darf man schon vom sogenannten Downfall reden?

Passt der Weg zum Fußball der Frauen?

Dass Vereine einen großen Umbruch meistern müssen und Spielerinnen die Teams verlassen, ist erst mal nichts Ungewöhnliches. Auch der VfL Wolfsburg muss aktuell den größten Umbruch der Vereinsgeschichte bewerkstelligen, nachdem 15 Spielerinnen die Autostadt verlassen. Und auch dort sind es viele Leistungsträgerinnen, die gehen. Doch was Wolfsburg und Frankfurt unterschiedet, ist die Art und Weise, wie auf diese Abgänge reagiert wird. Die Wölfinnen setzen nämlich auf eine klare Mischung aus Talent und Erfahrung. In der Autostadt ist ein Plan hinter der Transferpolitik zu erkennen - in der Mainmetropole zwar auch, doch dieser wirft Fragen auf.


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Die Führungsriege der Eintracht möchte das Budget für die Frauenfußballabteilung nicht erhöhen. Sie wollen die Stars von morgen ausbilden und irgendwann für viel Geld verkaufen. Doch der Fußball der Frauen ist in einer Phase, in der Investitionen auch für den sportlichen Erfolg von Teams unabdinglich sind und ein solches Konzept wahrscheinlich noch zu früh kommt. Umso absurder ist es, dass die SGE trotz der starken Hinrunde (damals überwinterten die Eintracht-Frauen auf dem ersten Tabellenplatz) und als erlösstärkster deutscher Frauenfußballverein lieber auf eine nachhaltige Entwicklung setzt, anstatt das Team jetzt weiter aufzubauen und sowohl national als auch international weiter anzugreifen.

Dazu gehört auch der aus Sicht der Eintracht eher traurige Fakt, dass Top-Spielerinnen bei Bundesliga-Aufsteigern mehr verdienen sollen als bei einem UWCL-Anwärter. Geht diese Einstellung so weiter, wird der Downfall schneller kommen, als Transferüberschüsse erzielt sind. Eigentlich wäre der Verein für erfahrene Spielerinnen durchaus attraktiv: Tradition, sportliche Perspektive, Teamgefüge und eine starke Fanbasis zeichneten die Eintracht-Frauen in der Vergangenheit aus. Soll das jetzt alles für ein paar Groschen aufs Spiel gesetzt werden?

Man kann es den Spielerinnen zumindest nicht verübeln, wenn sie die Eintracht verlassen und lieber zu einem Verein gehen, der augenscheinlich eher in die Gegenwart und nicht in die Zukunft investiert. Sophia Kleinherne, die ab kommender Saison für den VfL Wolfsburg spielt, kritisierte die Ambitionen der Eintracht unterschwellig: "Die Eintracht hat mittlerweile strategische Überlegungen, in denen es sehr ums Thema Wirtschaft geht. Natürlich ist es wichtig, dass es im Frauenfußball mittlerweile auch um Zahlen geht. In Wolfsburg habe ich das Gefühl, dass die Prioritäten bezüglich der Frauen klar gesetzt sind. Alle verfolgen das gleiche Ziel." Die Frankfurterinnen hätten es laut Kleinherne nie geschafft, kontinuierlich Leistung zu zeigen "und man muss hinterfragen, warum das so ist. Da muss man das Gesamtpaket ansehen und feststellen, dass irgendwas zur Top-Spitze gefehlt hat."

Braucht es frischen Wind von der Seitenlinie?

Auch wir haben in der Vergangenheit die Frankfurterinnen vor allem aufgrund ihres so vorbildlichen Teamgefüges gelobt: Viele Fußballerinnen spielten schon lange gemeinsam im Trikot der Eintracht, waren eingespielt und (zumindest wurde es so sehr überzeugend nach außen getragen) waren eine echte Einheit. Sie hatten einfach die Vibes. Doch genau diese Stärke bricht in der kommenden Spielzeit weg. Nahezu die komplette Abwehr muss ersetzt werden, vom harten Kern geblieben sind Freigang, Senß, Reuteler, Anyomi und Prašnikar. Natürlich konnten mit Blomqvist und Memeti auch erfahrene Bundesliga-Spielerinnen geholt werden, doch reicht das aus?

Hinzu kommt auch, dass die Adlerträgerinnen ganz heimlich, still und leise während der EM mit ihrem Cheftrainer Niko Arnautis verlängerten. Dies bekam vielleicht nicht die Aufmerksamkeit, die man dem Thema eigentlich schenken könnte. Seit 2017 - damals noch beim 1. FFC Frankfurt - ist der 45-Jährige für die Frankfurterinnen verantwortlich. Arnautis schaffte es, das Team unter den Top 3-Vereinen Deutschlands zu etablieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er trotz dieser langen Amtszeit keine Titel vorweisen kann und die Eintracht seit mehreren Saisons an denselben drei Themen laboriert. Wäre ein frischer Wind von der Seitenlinie vielleicht für den Erfolg des Teams unabdinglich? Die erneute Vertragsverlängerung mit Arnautis bis 2028 passt ins aktuelle Bild der SGE, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die sportlichen Ziele in Zukunft vielleicht nicht ganz oben hängen.

Es wäre schön, wenn mich die Adlerträgerinnen ab September eines besseren belehren, die Strategie voll aufgeht und sie trotzdem vorne angreifen. Bis dahin überwiegt aber die Skepsis. Zumindest so lange, bis sie nicht doch etwas mehr Geld in die Hand nehmen - für bessere Verträge der Top-Spielerinnen oder eben neue Spielerinnen auf dem Transfermarkt. Klar ist aber auch, dass der jetzige Weg, den die Eintracht einschlägt, irgendwann die Zukunft aller Frauenteams werden soll. Dahingehend sind die Adlerträgerinnen in gewisser Maßen Vorreiterinnen. Sie müssen nur aufpassen, dass ihnen die Konkurrenz mit dem stetigen Blick voraus nicht davongaloppiert.

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