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·24 April 2025
60 Minuten Sechzig im Re-Live: " Greilich hatte Lorant im Mannschaftsbus mit Faxe-Bier übergossen - es hat ihn nicht mehr interessiert"

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·24 April 2025
Die Fans trauern - und die, die den im Alter von 76 Jahren verstorbenen Kult-Trainer Werner Lorant sehr gut kannten, weil sie mit ihm wunderbare Jahre verbrachten, sprachen zuletzt im Insta-Format "60 Minuten Sechzig" von db24 über Erlebnisse und Kuriositäten mit dem Löwen-Idol. Die beiden Rekordlöwen Harald Cerny und Michael Hofmann nahmen sich Zeit, um über Lorant zu reden. Auch Tobi Fischbeck, Sportjournalist aus Taufkirchen und Mitglied von Radis Erben, erinnerte sich bei dieser Gelegenheit an gemeinsame Zeiten.
Cerny, der von 1995 bis 2007 für die Löwen spielte und die großen Zeiten unter Lorant mitmachen durfte, erklärte: “Ich möchte mein Beileid an die Familie aussprechen, denn es ist immer schockierend, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Mich hat Lorants Tod getroffen. Aber wenn man ihn in den letzten Jahren gesehen hat, schwenkt das um und man denkt, vielleicht war’s eine Erlösung für ihn, den es ist ihm in den letzten Jahren nicht wirklich gut gegangen.”
Laut Cerny, der heute eine Spieleragentur betreibt, ist Lorants Stellenwert bei den Löwen riesig: “Lorant war ein extrem wichtiger Mensch, der den Verein gemeinsam mit Karl-Heinz Wildmoser von der Bayernliga bis in Champions League-Qualifikation geführt hat. Die beiden haben den Verein extrem geprägt. Deswegen ist er eng verbunden mit der Marke 1860 München.”
Im Oktober 2001 war’s mit Lorant nach einem 1:5 gegen den FC Bayern vorbei, auch weil einige Spieler nicht mehr mit dem Kulttrainer konnten. “Es wurde nach Lorant nicht mehr besser, aber da kamen einige Dinge zusammen. Das Wildmoser-Aus, die Stadion-Geschichte - wir hatten den Glauben in ihn nicht verloren, aber er hatte sich mit der Zeit schon ein wenig abgenutzt”, blickt Cerny zurück: “Es war eine extrem lange Zeit, und die Aufgaben wurden nicht leichter und einfacher.” Ehrlich gibt Cerny zu: “Ich glaube nicht, dass es schlechter gelaufen wäre, wenn Lorant dageblieben wäre. Ich selber war nicht glücklich darüber, ich habe von ihm profitiert. Ich hätte mir gewünscht, dass er weitermacht.”
Nur das Beste über Lorant erzählte auch der frühere Torwart Michael Hofmann, der insgesamt 14 Jahre für die Löwen spielte. “Lorant hat mir einen Kindheitstraum erfüllt, als ich 1998 mein Bundesliga-Debüt feiern durfte - auch gegen Leeds 2000 war ich im Tor. Da kommen natürlich Gänsehautmomente hoch. Klar, wissen wir auch, es gibt auch andere Seiten. Ich war einer von den acht Spielern, die an Lorants letztem Tag bei 1860 noch auf dem Platz standen. Danach war die Zeit abgelaufen, nur der harte Kurs geht nicht immer”, erzählte der 52-Jährige bei “60 Minuten Sechzig”: “Ich bin dankbar, dass ich ihn in den letzten Jahren noch ein paar Mal sehen durfte. Genauso wie bei Manni Wagner! Für mich war das eine Ehre, mit diesen Leuten in Kontakt zu sein.”
Es gab viele witzige Anekdoten mit Lorant zu erzählen. Eine davon war: Eine Pils-Geschichte im Mannschaftshotel, als Angestellte Unmengen von Bier in den Lift gestellt hatten, damit die Löwen-Stars sich den Frust runterspülen konnten. “Wir hatten gerade das Pokalspiel bei Eintracht Trier mit 1:2 verloren, sind dann gleich weitergefahren nach Bremen und haben uns im Zimmer des damaligen Kapitäns Marco Kurz die Dinger reingestellt.” Wenige Augenblicke später ist den Spielern fast das Herz in die Hose gerutscht. “Es hat geklopft und Werner Lorant stand vor der Tür. Wir hatten gedacht, oh Gott, jetzt ist alles aus! Lorant kam rein: ‘Glaubt ihr jetzt, ihr könnt alleine trinken?’ Lorant blieb zwei Stunden, wir haben geredet, diskutiert, wie eben Männer das machen. Was war die Krönung? Wir gewinnen in Bremen mit 3:1. Damals das geile Tor von Filip Tapalovic nach einem 67 Meter-Solo. Das waren so Facetten.”
Die nächste Story ist auch zum Lachen. “Ich erinnere mich auch noch an 2000, als wir auf dem Betzenberg die Champions League-Quali mit Platz vier geschafft hatten. Wir haben auf der Rückfahrt auf den Tankstellen die Bierdosen gekauft. Man hat im Bus keinen mehr erkannt, weil geraucht wurde ohne Ende. Holger Greilich hatte Lorant im Bus mit Faxe-Bier übergossen, das hatte Lorant gar nicht mehr interessiert. Oder die Momente im Löwenstüberl, als er sich 37 Espressi reingezogen hat und nicht mehr auf die Toilette ist, sondern links abbog auf den Einserplatz und dort kurz die Hecke berieselte.” Unglaubliche Geschichten, die jedem Löwen-Fan ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.