
Rund um den Brustring
·13 Mei 2025
Bandagiert in Fahrt

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·13 Mei 2025
Wie schon in der vergangenen Saison gewinnt der VfB das letzte Heimspiel mit 4:0. Statt die Vizemeisterschaft zu feiern, blickt man aktuell aber mit leichtem Optimismus aufs Pokalfinale — mit einer Einschränkung.
Es hätte — unter den Umständen der enttäuschenden Rückrunde — perfekt sein können: Die Cannstatter Kurve erstrahlt in einer erneut atemberaubenden Choreographie mit der Sonne um die Wette und der VfB profitiert erneut von einem Platzverweis des Gegners, schießt sich für das Pokalfinale warm und vertreibt die Sorgen vor der großen Blamage gegen den hochmotivierten Zweitliga-Aufsteiger. Wäre da nicht die zehnte Minute gewesen, in der der VfB immerhin nach einem Stochertor seines Kapitäns schon in Führung lag. Die ganze Saison über ist Angelo Stiller für gegnerische Spieler schon Freiwild. Im Hinspiel kam der Augsburger Onyeka noch mit einer gelbe Karte davon. Im Pokalspiel Anfang des Jahres trat Innenverteidiger Giannoulis Enzo Millot von hinten um, weil der ihm an der Torauslinie seine engen fußballerischen Grenzen aufgezeigt hatte. Am Sonntagabend hatte es Jess Thorups Hackertruppe dann geschafft. Samuel Essende ging sicher nicht mit der Absicht, Stiller zu verletzen, aber völlig kopflos dem Ball hinterher, traf die Wade des VfB-Mittelfeldregisseurs und brachte diesen damit zu Fall. Bänderverletzung am Sprunggelenk durch das Umknicken, ein Einsatz im Pokalfinale könnte eine Punktlandung werden.
Schöne Scheiße. Natürlich kann man einwenden, dass auch der Rest der Mannschaft genügend Qualität hat, um das Finale zu gewinnen. Und nachdem die Mannschaft in der ersten Halbzeit durch die tränenreiche Auswechslung Stillers und den unglücklichen Zusammenprall seines Ersatzmannes Keitel mit Kollege Jeltsch offenbar etwas neben der Spur war, konnte sie das Spiel nach der Pause deutlich für sich entscheiden und damit nicht nur den Gästeblock zum Schweigen bringen, sondern auch den rotzfrechen Social-Media-Praktikanten des FCA. Ein Stimmungskiller ist es trotzdem, denn im schlimmsten Fall muss Sebastian Hoeneß in eineinhalb Wochen nicht nur auf der rechten Außenbahn auf eine Notlösung ohne Spielpraxis setzen, sondern auch auf der Doppelsechs. Enzo Millot in die tiefen des defensiven Mittelfelds zurück zu ziehen, halte ich nämlich weiterhin für keine gute Idee.
Spannend auch, dass auf ebenjener Außenbahn Pascal Stenzel 75 Minuten lang den Vorzug vor Josha Vagnoman erhielt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sebastian Hoeneß im letzten Saisonspiel in Leipzig auf dieser Position nochmal wechselt, um Vagnoman zu testen. Sicher, Stenzel ist zuverlässig, während sich Vagnoman bei seinen letzten Einsätzen häufig Stockfehler leistete. Auf der anderen Seite wird Stenzel ja nicht nur wegen seiner langen Vereinszugehörigkeit bei Heimspielen als Fußballgott betitelt, sondern eben auch etwas ironisch aufgrund seiner fehlenden Schnelligkeit und zumindest wahrgenommen mangelnden Perspektive. Man darf gespannt sein und muss hoffen, dass in Leipzig keine weiteren Verletzten dazu kommen.
Wenn das so ist und die Mannschaft dort kein katastrophales Ergebnis erzielt, am Ende sogar die Leipziger, wie die bayrischen Schwaben, ein drittes Mal in dieser Saison besiegt, kann das Pokalfinale kommen. Auch wenn die Gegner in den letzten beiden Spielen 110 von 180 Minuten in Unterzahl waren, sollte die Mannschaft aus der Tatsache, dass sie in diesen 180 Minuten kein einziges Gegentor kassiert hat und selber fünf Mal getroffen hat, Kraft ziehen. Woltemade traf zwei Mal, Demirovic ein Mal, alle drei Tore in bester Stürmer-Manier. Enzo Millot zeigte sich wach und technisch beschlagen. Wie schon gegen St. Pauli belohnt sich die Mannschaft für den Aufwand, den sie betreibt. Mut, Haltung und Konzentration vor dem Tor. Viel mehr erwarte ich gar nicht für Berlin.
Wir hol’n den Pokal!
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass schreibt von einem Tritt mitten ins Herz des VfB. Stuttgart.international sieht Kampfeslust in Weiß und Rot.
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images