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·6 Februari 2025

Besonderer Trikotfund: Ein echtes Original

Gambar artikel:Besonderer Trikotfund: Ein echtes Original

Manchmal bewahrt man Dinge auf, ohne zu ahnen, welche Geschichte sie erzählen. Anne Gößwein entdeckte ein Trikot ihres Großvaters Albert Zoepffel – Mitgründer des FC Bayern – aus den Anfängen unseres Clubs. Ein historischer Schatz, der nun im FC Bayern Museum einen Platz für die Ewigkeit findet.

Es gibt Situationen im Leben, da hat man einfach so ein Gefühl. Im Bauch, im Herzen, im Kopf, irgendwo zwischendrin – ganz egal. Denn am Ende zählt das Ergebnis, und im Falle von Annemarie, genannt Anne, Gößwein muss man sagen: Sie hatte ein goldrichtiges Gefühl. „Manchmal“, erzählt die 69-Jährige, „fragt man sich ja schon: Wozu behalte ich den ganzen Kram?“ Aber wenn man wie die gebürtige Würzburgerin einfach „Freude an alten Dingen“ hat, fällt das Wegschmeißen schwer.


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So war es auch bei diesem Kleidungsstück ihres Großvaters Albert Zoepffel, das „einem Hemd ähnelt“ und eben „noch so gut erhalten ist, dass ich es im Sinne meiner Mutter als Andenken behalten wollte“. Richtig gedacht! Denn inzwischen wissen Anne Gößwein und ihre drei Geschwister, dass es kein Hemd ist, sondern ein Trikot. Getragen ab 1900 vom Vater ihrer Mutter Lisa als Mitgründer des FC Bayern. In der Museumsbranche spricht man von einem Jahrhundertfund.

Nachlass eines Tausendsassas

Dieser Inhalt kann hier leider nicht dargestellt werden. Zum Anschauen kannst du die Website des FC Bayern München besuchen: Artikel auf fcbayern.com

Es ist Winter 2024, als Anne Gößwein gemeinsam mit ihrem Mann sowie Sohn Alexander den Weg aus dem Frankenland in die Allianz Arena antritt. Das Auto ist voll beladen – da wäre wieder die Freude an Gegenständen aus längst vergangenen Zeiten –, und der Besuch wird in München-Fröttmaning mit großer Spannung erwartet. Dass die reichlich bepackten Kisten im Kofferraum vor Geschichte triefen, ist dem Team des FC Bayern Museums bewusst, denn sie beinhalten den Nachlass eines Mannes, auf den der Begriff „Tausendsassa“ zu 100 Prozent zutrifft.

„Er hat sehr früh viel Verantwortung übernehmen müssen, als Ältester von sechs Geschwistern. Der Vater starb, als er zehn Jahre alt war. Er steckte viel Kraft in Dinge, die ihm wichtig waren. Er setzte sich durch“, sagt Anne Gößwein über ihren Großvater Albert Zoepffel. Geboren im Baltikum, Diplom-Ingenieur, Vater von drei Kindern, Bergliebhaber, ein baumlanger Mann mitten im Leben, musikalisch und fotografisch begabt – und eben auch: sportlich. So war es gewiss kein Zufall, dass er am 27. Februar 1900 gemeinsam mit 16 anderen jungen Männern den FC Bayern aus der Taufe hob, zur ersten Mannschaft unseres Vereins gehörte und sogar als Zeugwart fungierte.

Lederhose, Hüte - und das weiße Trikot

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Der Nachlass von Albert Zoepffel umfasste neben dem Trikot auch zahlreiche Alltagsgegenstände.

Die Geschichte ist freilich auch in der Familie bekannt, aber Enkelin Anne betont lachend: „Angeben wollen wir damit nicht.“ Dass sie und ihre Geschwister dennoch „stolz“ da­rauf sind, „dass das Leben unseres Großvaters noch einmal erforscht und ihm eine späte Würdigung zuteilwird“, ist nur logisch. Sie erzählt von dem Mann, der vier Jahre vor ihrer Geburt im Jahr 1951 gestorben war, als habe sie ihn selbst erleben dürfen. Daran sind übrigens die langen Zöpfe „schuld“, die sie als junges Mädchen trug: „Wenn meine Mutter sie gekämmt hat, habe ich immer gesagt: ‚Bitte, erzähl mir was!‘“ Dann erzählte Elisabeth Alma Helene, genannt Lisa, und „ihre Erzählungen gingen oft über die Familie, allen voran Vater Albert“. Anne Gößwein: „Er war bei uns zu Hause immer präsent, anwesend im Alltag.“

Der bunte Alltag ist es auch, der im November auf dem großen Tisch im Herzen der Allianz Arena ausgebreitet wird. Da liegen also: eine Lederhose, Hüte in diversen Ausführungen, Hemden, Fotos, eine goldene Uhr, Tücher, Dokumente, Besteck, Geschirr – und mittendrin das weiße Trikot, das gemeinsam mit vielen anderen Sachen den Haushalt von Anne Gößwein, so sagt sie schmunzelnd, schon ein bisschen „verstopft“ hat. Ihre Mutter hatte es ihr vor vielen Jahren „in einer Aufräumaktion zusammen mit Ober- und Unterhemden zur freien Verfügung mitgegeben“. Anders als die fast bodenlangen Nachthemden, die „wir als Kinder auch mal zum Malen oder Tapezieren tragen durften“, gab Anne Gößwein das etwas kürzer geschnittene und doch irgendwie besondere Exemplar aber nicht weg. Es landete also nicht am Theater in Ansbach und auch nicht in der Schule, „wo die Jugendlichen dann ,Romulus der Große‘ in Nachthemden unseres Opas spielten“. Ein Glück!

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Im vergangenen November brachte Anne Gößwein den Nachlass ihres Großvaters Albert Zoepffel ins FC Bayern Museum.

München war sein Sehnsuchtsort

„Was es für ein Schatz ist, war mir natürlich nicht bewusst“, sagt Anne Gößwein. Nur warum so viel erhalten ist, hat sie sich auch lange gefragt. Ihre Erklärung: Albert Zoepffel hat den Krieg miterlebt und eine Flucht hinter sich bringen müssen. „Sein Besitz war vor 1939 und im Krieg auf verschiedene Orte verteilt – was am Ende ein Glück war.“ Wie sehr es sie freut, dieses Glück zu teilen, merkt man der Familie beim Termin im München wie im Gespräch hinterher an. Von ihrem Großvater spricht Anne Gößwein als „eindrucksvollem Mann, sprühend voller Leben, mit blitzblauen Augen“. Dazu groß gewachsen, was zu seiner Position als linker Verteidiger passte, die er in den Anfängen des FC Bayern bekleidete.

Überhaupt München, das war für den Mann, der die Berge liebte, ein echter Sehnsuchtsort. Die Lederhose trug Albert Zoepffel viel und gern, „er identifizierte sich mit Bayern, konnte reines Bayerisch reden“. Nach dem Wegzug aus Estland und den Stationen Görlitz und Stuttgart besuchte er in München die Schule, auch sein Studium begann er in München. Das Familienhaus, das zeitweise um 1900 in Neuhaus am Schliersee entstanden war, passte bestens zum Lebensgefühl, Anne Gößwein sagt: „Auch mit seinen drei Kindern und seiner Frau Anni kam er später oft nach München, eine glückliche Zeit.“

Die Zeit als aktiver „Bayer“ war kurz, bis 1906 blieb Albert Zoepffel Mitglied, bereits 1904 aber hatte er das Studium an der Bergakademie Freiberg in Sachsen aufgenommen. Und trotzdem, sagt Anne Gößwein, „wusste meine Mutter um das Hobby Fußball, und es war auch meinem Großvater wichtig, dass wir von dieser Zeit wissen“. Dass ihr Vater Albert den FC Bayern mitbegründet hat, „erzählte Lisa trotzdem relativ spät“. Es liegt wohl in der Familie, denn: „Damit zu hausieren, war nicht ihr Ding.“

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In den Urenkeln lebt Albert Zoepffel weiter

Ob das der Urenkel anders macht? Immerhin ist in Gößweins Sohn Alexander, heute 33, wie in Annes fünf Nichten und Neffen „einiges vom Großvater drin, auch wesensmäßig. Alexander zeigt denselben Humor, kann sehr schlagfertig und witzig sein. Und ihm sitzt auch manchmal der Schalk im Nacken.“ Nicht ganz so groß ist er wie einst Albert, „aber manche erkennen trotzdem eine Ähnlichkeit“. Und natürlich ist er Hobby-Fußballer.

Wer schon als Kind „immer einen Ball an den Füßen oder als Torwart in den Händen“ hat, erzählt später natürlich auch im Team, dass der Uropa einst den FC Bayern mitbegründet hat. Die Reaktionen allerdings waren stets „gemischt“. Während manche gar „elektrisiert“ waren, entgegneten andere Kollegen: „Das kann ja jeder sagen!“ Der Urenkel drängte sich dann nicht auf.

Warum auch? Anne Gößwein sagt lachend: „Er weiß ja, dass es stimmt.“ Und wer einen Beweis will: Im FC Bayern Museum gibt es ab sofort so ein ganz besonderes Trikot.

Der Text erschien im FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“.

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