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·20 Oktober 2025

Der Fall Boateng: Bayern München und die Grenzen der Resozialisierung

Gambar artikel:Der Fall Boateng: Bayern München und die Grenzen der Resozialisierung

Jerome Boateng will Trainer werden, und Bayern München öffnet ihm die Tür einen Spalt breit. Eine Hospitanz, mehr nicht, betont Sportvorstand Max Eberl. Doch selbst dieser Spalt ist zu viel für die Fans, die mit deutlichen Bannern protestieren. Der Fall zeigt exemplarisch, wie schwer sich der Profifußball mit seiner gesellschaftlichen Verantwortung tut.

Die Fakten sind eindeutig: Das Landgericht München I verurteilte Boateng im Juli 2024 wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin zu 200.000 Euro Geldstrafe. Eine Verwarnung mit Strafvorbehalt bedeutet zwar, dass er juristisch nicht als vorbestraft gilt. Doch die moralische Bewertung steht auf einem anderen Blatt. Wenn Fans „Keine Bühne für Täter“ fordern, geht es nicht um juristische Spitzfindigkeiten, sondern um Haltung.


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Bayern Münchens Argumentation folgt einem bekannten Muster: Resozialisierung sei wichtig, jeder verdiene eine zweite Chance. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen verweist auf das Urteil, das den Vorwurf des „notorischen Frauenschlägers“ nicht bestätigt habe. Das stimmt, verfehlt aber den Punkt. Die Frage ist nicht, ob Boateng das Recht auf berufliche Neuorientierung hat – das hat er zweifellos. Die Frage ist, ob ausgerechnet Bayern München ihm dabei helfen muss.

FC Bayern: Verharmlosung ist unehrlich

Vincent Kompany versucht die Sache kleinzureden: 20 Hospitanten im Jahr, nichts Besonderes. Diese Verharmlosung ist unehrlich. Boateng ist kein gewöhnlicher Hospitant. Er ist Weltmeister von 2014, jahrelang ein Leistungsträger beim Rekordmeister. Seine Rückkehr hat Symbolkraft, ob der Verein das wahrhaben will oder nicht.

Die Fanproteste beim Klassiker gegen Dortmund zeigen, dass die Basis sensibler reagiert als die Führungsetage. „Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld mit“ – das ist hart formuliert, trifft aber einen wunden Punkt. Vereine wie Bayern München haben Vorbildfunktion. Wenn sie den Falschen hofieren, senden sie ein fatales Signal.

Das Dilemma ist real: Einerseits darf eine Verurteilung nicht zum lebenslangen Berufsverbot führen. Andererseits kann nicht jede Institution gleichermaßen zur Resozialisierung beitragen. Ein Weltverein mit Millionen Fans weltweit trägt andere Verantwortung als ein Kreisligist. Bayern München täte gut daran, diese Verantwortung ernst zu nehmen. Die Hospitanz mag juristisch unbedenklich sein. Moralisch bleibt sie fragwürdig. Manchmal ist auch ein Türspalt zu weit offen.

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