
Miasanrot
·14 Juni 2025
Der FC Bayern sucht den Super-Winger: Nico Williams vs. Rafael Leão im Vergleich

In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·14 Juni 2025
Wer wird fortan neuer Linksaußen beim FC Bayern? Gerüchten zufolge hat der Rekordmeister insbesondere Rafael Leão und Nico Williams ins Auge gefasst. Zeit, sich die beiden einmal genauer anzuschauen.
Spätestens seitdem sich der FC Bayern bei Florian Wirtz eine saftige Absage abgeholt hatte, ist klar: Der Verein wird sich auf dem linken Flügel verstärken. Sofort mit Startschuss der Absage hieß es, der Verein beschäftige sich mit Rafael Leão vom AC Mailand, vermehrt war zudem die Rede, Bayerns Traumspieler sei Paris’ Bradley Barcola und seit einigen Tagen ist vor allem viel von Athletic Bilbaos Europameister Nico Williams die Rede.
Barcola springt hier aus der Reihe heraus, denn als einziger ist er bereits bei einem europäischen Top-Club. Schaut man sich den Erfolg PSGs von vor zwei Wochen in der Münchener Allianz Arena an, mag manch einer gar behaupten, Paris stünde derzeit über dem FC Bayern und an Geld mangelt es den Kataris Parisern bekanntlich eh nicht. Nein, PSG plant noch mit dem jungen Franzosen, Barcola ist somit außer Reichweite.
Der Portugiese Leão wäre die Variante “fertiger Spieler”. Mit frischen 26 Jahren sind große Entwicklungssprünge nicht mehr zu erwarten, Leão ist der Spieler, der er nun ist. Und das ist der Typ Straßenkicker gepaart mit einem recht atypischen Körperbau für einen Flügelstürmer.
Call me, Max!
(Foto: Buda Mendes/Getty Images)
Er selbst mag Portugiese sein, doch erinnert er mehr an typische Spieler des einst von seinem Land kolonisierten Brasilien. Ob Übersteiger, Rabona oder Elasticos, Leão beherrscht das ganze Programm der Fußballkabinettstückchen. Allerdings täte man ihm Unrecht, wenn man ihm vorwerfen sollte, ausschließlich für die Galerie zu spielen, wie es bei manch einem in Europa nur mäßig erfolgreichen Brasilianer der Fall ist. Nein, Leão ist kein Antony, in seinem Spiel gibt es durchaus auch eine wohltuende Zielstrebigkeit, sein Dribbelstil ist nur eben trickreicher und auffälliger als insbesondere Michael Olises, aber eben auch Jamal Musialas und Nico Williams‘, zu dem wir gleich noch zu sprechen kommen.
Auffällig ist in jedem Fall Leãos Körperbau. Flügelstürmer messen meist keine 1,88 Meter, Leão ist so groß wie viele Innenverteidiger und Mittelstürmer es sind, tatsächlich teilt er sich mit Harry Kane auf den Zentimeter die gleiche Höhe. Mit seinen langen, schlaksigen Beinen sieht er dann mehr wie ein Leichtathlet aus, und der Vergleich ist zutreffend: In der Champions League wurde er schon mit 36,5 km/h geblitzt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Zu Beginn hatten wir bereits sein Alter erwähnt und genau dies sollte gepaart mit Leãos Scoreroutput dem FC Bayern zu Bedenken geben. Je acht beziehungsweise neun Tore und Vorlagen erzählte der bei Sporting ausgebildete Flügelstürmer in den vergangenen zwei Saisons. Die beiden Spielzeiten, in denen er zweistellig traf, liegen nun bereits drei und vier Jahre zurück, zudem waren seine Nationalmannschaftsturniere Enttäuschungen.
Bei der EM in Deutschland startete er oft und holte sich außer einer Gelbsperre für zwei miese Schwalben gar nichts ab, in der Nations League konnte er nur gegen unterklassige Opposition scoren, gegen Kroatien, Dänemark und Spanien blieb er brotlos, gegen den DFB durfte er nicht einmal das Feld betreten. Nur seine WM-Bilanz liest sich gut mit zwei achtbaren Treffern, doch beim genauen Blick offenbart sich, dass es die letzten Tore bei hohen Siegen über Ghana und der Schweiz waren.
Dabei ist der Blick auf seine Leistungen bei der Nationalelf so wichtig, weil es offenbart wie sich Leão bei einem absoluten Spitzenteam schlägt, denn zu genau diesem hat sich Portugal im Schatten Cristiano Ronaldos vom Kader her heimlich, still und leise gemausert und genau hier tauchen die größten Fragezeichen auf.
Mit 26 kann man keine Entwicklungssprünge mehr erwarten und schwankende Flügelstürmer hat der FC Bayern schon genug. Es muss also die veritable Gefahr benannt werden, dass der Rekordmeister sich mit Rafael Leão für viel Geld einen neuen, teuren Gnabry oder Sané ins Boot holt.
Das Kind ghanaischer Eltern ist gut drei Jahre jünger als sein iberischer Nachbar und einen My langsamer. Sein Dribblingstil ist geradlinier, weniger trickreich. Tatsächlich erinnern Williams’ Bewegungsabläufe ein wenig an Kingsley Coman, wenn dieser mal nicht den Ball vorbei legt und dem Gegner wegsprintet. Wenig Schnörkel, viel zielorientiert, unnötige Übersteiger sieht man keine und vom Körperbau sind die beiden sich auch sehr ähnlich.
Zu bedenken geben bei Williams seine Statistiken: In dieser und vor zwei Saisons schaffte er es nur auf zusammen zehn Tore und Assists, nur in der Saison, die in die EM mündete, gab es den mittelgroßen Ausreißer nach oben mit immerhin 18 Scorern.
Berauschend sieht anders aus, doch hat der junge Baske eben ein Argument für sich, das nicht wegzudiskutieren ist: Seine Leistungen in der Nationalmannschaft. Bei der EM war er bis auf das Duell mit Joshua Kimmich nicht zu verteidigen, rannte die besten Verteidiger in Grund und Boden, traf gar im Finale.
Und wer befürchtete das Turnier könnte eine Eintagsfliege gewesen sein, wurde beim Nations League Final Four eines besseren belehrt: So bieder seine persönliche Vereinssaison auch gewesen sein mag (trotz des Einzugs Athletics in die Champions League!), ist er unter seinesgleichens bei der Selección sofort wieder der unspielbare Abwehrknacker der EM.
Schneller als das Licht?
(Foto: Alex Grimm/Getty Images)
Für die Bayern ebenfalls relevant ist die Ähnlichkeit von Williams Rolle in der Selección mit seiner prädestinierten Funktion beim Rekordmeister. De la Fuente verzichtet freiwillig auf die Dienste von Leverkusens Grimaldo, um mit dem in Deutschland beliebtesten Spanier Cucurella einen Flügelläufer zu haben, der beharrlich die Außenlinie hoch und runter sprintet. Also ganz die Rolle, die Alphonso Davies beim FC Bayern ausführt, wobei das Team des Kanadier ihn deutlich fokussierter sucht, als Spanien es mit Cucurella tut.
Williams derweil zieht es von den Halbräumen aus ins Zentrum. Genau das, was den jungen Europameister bei der spanischen Nationalmannschaft so stark macht, wird auch vom Linksaußen des FC Bayerns verlangt. A match made in heaven?
Für Williams sprechen die Zahlen, ob Alter oder Kostenpunkt – er hat eine Ausstiegsklausel von 60 – 65 Millionen Euro, während man bei Leão unter 70 Millionen nicht einmal den Hörer aufnehmen muss.
Bedenklich sind allerdings die Gehaltsforderungen des jungen Spaniers. Es heißt, er fordere um die 20 Millionen Euro pro Jahr und so golden seine Europameister-Medaille auch glänzen mag, das hat er gewiss noch nicht verdient und würde wieder mal für kräftige Probleme im Münchener Gehaltsgefüge sorgen. Sollte man ihn allerdings runterverhandeln oder mit genug Handgeld zufrieden stellen, wäre Nico Williams die beste Lösung für den deutschen Meister.
Allenfalls Real Madrids Brasilianer Rodrygo könnte eine noch größere Lösung darstellen, doch wäre dieser teurer und die Verhandlungen zäher. Bei ihm wäre die Gefahr hoch am Ende ganz mit leeren Händen dazustehen, während Williams das rot-weiße Trikot fortan in London tragen würde.
Die Gerüchteküche mag bei der Personalie Florian Wirtz zwar abermals bewiesen haben, wie wenig man ihr trauen darf, doch verfällt man dieser Verlockung bei Nico Williams erneut, so scheint Max Eberl derzeit den Fokus gänzlich auf den jungen Basken zu verlagern. Ein weiser Entschluss, möchte man meinen.