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·7 Juli 2025
DFB-Frauen nach Gwinn-Schock: „Voll überzeugt“ von Ersatz Wamser

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·7 Juli 2025
Die ulkige Geschichte ihrer Nominierung passt zu Carlotta Wamser. Im Kreta-Urlaub klingelte das Handy, ihre Mutter rief an. Der Grund? Der Bundestrainer bat um Rückruf – Christian Wück hatte tatsächlich nur die Nummer von Wamsers Mama. Die Neu-Nationalspielerin musste also selbst bei Wück anrufen, um das Unglaubliche zu erfahren: Nach nur zwei Länderspielen als Jokerin schaffte sie es in den EM-Kader.
Diese „lustige Geschichte“, wie sie selbst sagt, erzählte Wamser beim Medientag vor Turnierbeginn. Da konnte die Newcomerin allerdings noch nicht ahnen, dass sie bei der Titeljagd in der Schweiz schon nach nicht einmal 40 EM-Minuten für Giulia Gwinn eingewechselt werden würde.
Nach dem schmerzhaften Ausfall der Kapitänin kam die 21-Jährige als rechte Außenverteidigerin zum unerwartet frühen Turnierdebüt. Gegen Dänemark am Dienstag (18.00 Uhr/ARD und DAZN) in Basel soll sie mit ihrer unerschrockenen Art und dynamischen Spielweise an ihren Auftritt gegen Polen (2:0) anknüpfen.
„Wir sind komplett überzeugt von ihr“, sagte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer über Wamser, die zur Entdeckung der EM werden könnte. Dabei wurde die gebürtige Herforderin erst vor kurzem im U23-Nationalteam von der offensiven auf die defensive Außenbahn umgeschult – ein Weg ins Nationaltrikot, der sie mit Gwinn verbindet.
„Calle“, wie ihre Mitspielerinnen Wamser nennen, gilt auch neben dem Platz als furchtlose Draufgängerin. Ihre Karriere wird sie nach der EM bei Bayer Leverkusen fortsetzen – nicht nur ihre ehemalige Eintracht-Mitspielerin Laura Freigang wird Wamser in Frankfurt sehr vermissen.
„Carlotta ist ein unfassbares Energiebündel auf dem Platz“, schwärmte die DFB-Kollegin über Wamser, die neben dem Fußball ihr Fernstudium in Sportwissenschaften vorantreibt. An beiden Toren gegen Polen war Wamser in der Vorarbeit beteiligt, dank ihrer Coolness spielten die Nerven auch auf ganz großer Bühne mit.
„In dem Moment wurde ich ins kalte Wasser geworfen, das war ganz gut, weil ich keine Zeit hatte, mir Gedanken zu machen“, erzählte sie am Tag danach: „Spiel einfach Fußball, habe ich mir gedacht. Ich war komplett in Trance.“
Das Adrenalin spürte sie allerdings danach noch länger. „Ich bin gegen 5.30 Uhr erst eingeschlafen. Als es draußen schon wieder hell wurde, da dachte ich nur: Ach du Scheiße“, erzählte Wamser grinsend.
Wieder hellwach sollte Wamser am besten in ihrem vierten Länderspiel sein, um mit der DFB-Auswahl im Optimalfall schon das Viertelfinal-Ticket zu lösen. Vor dem Anpfiff wird in ihren Gedanken wohl wieder ihre Mutter eine Rolle spielen, die habe ihr schließlich eindringlich geraten: „Carlotta, wenn du die Hymne singst, sing laut mit!“