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Löwenmagazin

·7 Oktober 2025

Die Bruderschaft-Theorie

Gambar artikel:Die Bruderschaft-Theorie

Wie gut ist der Kader des TSV 1860 München? Diese Frage wurde zu Beginn der Saison von vielen lautstark positiv beantwortet. Nun kommen Zweifel auf. Anhand der Bruderschaft-Theorie wollen wir einen möglichen Klärungsversuch wagen.

Die Entwicklung der bisherigen Saison könnte man fast schon zu einem Lehrstück machen. Zum zweiten Mal in seiner Amtszeit wirbelte der mittlerweile freigestellte Geschäftsführer Christian Werner den Kader ordentlich um. Bei der Umstellung für diesen Kader wurde er zwar für viele Entscheidungen kritisiert, es gelang ihm dennoch einen Hype auszulösen. Vor allem Florian Niederlechner und Kevin Volland waren hierfür Auslöser. Werner dürften diese beiden Spieler im Endeffekt in den Schoß gefallen sein, sie waren auf jedem Fall nicht Teil einer sportwissenschaftlichen überlegten Strategie. Stattdessen wurden sie angeboten und Werner schnappte dankbar zu.


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Das große Ganze vs. die sportliche Brille

Als klar wurde, dass sie kommen und die Löwen sich beide auch leisten können, machte Werner den entscheidenden Fehler. Er band die beiden nicht als zusätzliche Spieler mit Erfahrung und einer Mentorenrolle ein, sondern baute die Strategie um sie herum auf. Sicherlich auch, um den ausgelösten Hype zu nutzen. Aber auch um den Sponsoren etwas in die Hand zu geben. Aus Insiderkreisen heißt es mehrfach, dass Patrick Glöckner gar nicht wirklich frei bei seinen Entscheidungen war. Werner machte klar Vorgaben, die nicht unbedingt sportlicher Natur war, sondern dem großen Ganzen dienen sollten. Dabei sollte auch klar sein, dass seine Verantwortung als alleiniger Geschäftsführer nicht gerade hilfreich war, die Sache nur mit der sportlichen Brille zu sehen. Die Schuld liegt übrigens überwiegend bei den Gesellschaftern, aber das nur nebenbei. Werner projizierte höchstwahrscheinlich die Gesamtverantwortung in die Mannschaft.

Ein Vergleich mit kriegerischen Truppen

Es mag dem einen oder anderen unpassend vorkommen, die Mannschaft mit kriegerischen Truppen zu vergleichen. Wir wagen dennoch den Vergleich. Wir behaupten, dass viele kriegerische Einheiten im Einsatz deshalb erfolgreich waren, weil sie eben nicht für ihr Land oder eine große Sache kämpften. Sondern für den Mann oder die Frau neben sich. Vor allem bei Wikingern scheint das ein probates Mittel und sehr erfolgreich gewesen zu sein. Weshalb sich, darauf weisen zumindest aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse hin, immer wieder auch andere Krieger aus Städten anderer Länder anschlossen. Und damit Teil der Bruderschaft wurden.

„Einer für alle, alle für einen!“

Oder erinnern wir uns an die Musketiere. Okay, zugegeben. Wir greifen nun auf ein literarisches Werk zurück und nicht auf historische Unterlagen. Aber im Werk von Alexandre Dumas, der über die Musketiere schrieb, ist das Bild für unsere Bruderschaft-Theorie besonders stark. „Einer für alle – alle für einen“, so der Schlachtruf. Diese, wohlgemerkt fiktiven, Figuren kämpften zwar für den König und für Frankreich. In ihrem Schlachtruf kommt allerdings etwas anderes zum Ausdruck. Sie kämpfen für ihre Gruppe – für ihre Bruderschaft.

Die Motivation für den Einsatz

Fragt man heutige Soldaten vor dem Einsatz, für was sie kämpfen, kommen antworten wie: Für das Vaterland, für die Gerechtigkeit, für die Weltordnung oder für die Menschenrechte. Im Einsatz selbst, verschwinden diese Worte. Umso herausfordernder der Einsatz umso deutlicher werden Soldaten ihre Motivation ändern. Sie kämpfen nun für den Kameraden links und für den Kameraden rechts. Sie kämpfen als Bruderschaft. Wer Spezialeinheiten geführt hat oder führt, der kennt dieses Phänomen. Das zieht sich durch höchstwahrscheinlich alle Einsatz-Einheiten der Welt.

Extrinsische vs. intrinsische Gruppenmotivation

Das große Ganze ist oftmals zu groß. Vor allem aber ist es eine extrinsische Motivation. Extrinsisch bedeutet, von außen her beeinflusst oder angeregt. Sei es für den Lohn, für Ehre, für hohe Ziele wie Menschenrechte. Geht es aber darum im Einsatz zu bestehen, ist eine intrinsische Gruppenmotivation notwendig. Intrinsisch, also von innen heraus. Das gilt sowohl für die Motivation einzelner als auch für Gruppen. Die bewusste Förderung intrinsischer Gruppenmotivation ist nicht nur ein militärisches Phänomen, sondern wird auch in vielen Firmen ganz gezielt eingesetzt. Selbst die Bundesagentur für Arbeit gibt Tipps, wie man Mitarbeiter intrinsische Motivation ermöglicht.

Und nun zu den Löwen…

Was hat das mit den Löwen zu tun? Bitte beachtet, dass es nur eine Theorie ist. Aber kann es nicht sein, dass die Aufgaben oftmals so groß sind, dass die Spieler vor allem extrinsisch motiviert sind? Um den Aufstieg zu spielen ist definitiv eine sehr große extrinsische Motivation. Und selbst für die Fans zu spielen fällt in dieses Schema. Dabei wäre es wichtig, das umso größer die Aufgabe ist, die Mannschaft den Motivationskreis enger zieht. Äußere Einflüsse kann man als Spieler nicht verändern. Der Aufstieg wird hochbeschworen und dann wieder ist er für die Öffentlichkeit in weiter Ferne. Viel wichtiger wäre es deshalb, so wie einst die Wikinger oder andere Kämpfer, für den Mann links und rechts zu kämpfen. Und zwar ganz bewusst. Wir behaupten: die Löwen benötigen intrinsische Gruppenmotivation. Dann spielt es auch keine Rolle, was die Presse schreibt oder sendet. Und auch nicht, wie groß die Aufgabe ist. Man will als Mannschaft gewinnen. Bruder neben Bruder. Ist euch in der Vergangenheit schon mal aufgefallen, dass manche Funktionäre oder auch Spieler erklärten, sie würden das drumherum ausblenden? Das ist völlig unnötig, wenn man intrinsisch motiviert ist. Weil es an einem abprallt. Weil man gemeinsam im Tunnel ist, Schulter an Schulter. Und weil es nur ein Ziel gibt und das ist auf der anderen Seite des Platzes. Und dieses Ziel geht man gemeinsam an.

Kommen Spieler alle aus einem Ort, sind jahrelang zusammen, kommen aus einem Land oder sind sonst irgendwie auf soziale oder natürliche Weise verbunden, fällt es natürlich leichter. Ist das nicht der Fall, muss man die Gemeinsamkeiten definieren. Allzu schwer ist das eigentlich nicht, da gibt es viele Methoden.

Zwei Wochen hätten die Löwen nun Zeit diesen Gedanken zu verfestigen. Dazu benötigt es einen ordentlichen Ruck und ein Verständnis für die eigene Mannschaft. Für den Mann neben einem. Für die „Bruderschaft“. Vielleicht macht es Sinn, dass man sich mal miteinander beschäftigt. Mit dem Sportkameraden! Statt am Handy zu hängen oder nach dem Training gleich wieder in der eigenen Welt zu verschwinden. Natürlich ist die Aufgabe darüber groß. Vielleicht auch viel zu groß. Vor allem, weil es immer jemand gibt, der noch ein größeres Luftschloss baut, das man erreichen soll. Bei den Löwen ist die Erwartungshaltung immer riesig. Aber die Aufgabe für denjenigen zu spielen, der neben einem steht, diese Aufgabe ist machbar. Als Gemeinschaft aufzutreten. Dann kann man sich auch irgendwann die extrinsischen Lorbeeren holen.

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