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·28 Juli 2025
Die Frauen-EM zeigte, was dem Männerfußball zu oft fehlt

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·28 Juli 2025
Die Einschaltquoten der Frauen-EM in der Schweiz erzählen eine Geschichte, die weit über bloße Zahlen hinausgeht. 47,1 Prozent Marktanteil bei deutschen Spielen, 14,3 Millionen Zuschauer beim Halbfinale gegen Spanien – das sind nicht nur Rekorde. Es ist der Beweis dafür, dass der deutsche Fußball seine Zukunft an der falschen Stelle sucht.
Während die Bundesliga mit Investorendeals und Supercup-Spielen in Saudi-Arabien ihre Seele verkauft, zeigt der Frauenfußball, was wirklich zählt: Authentizität. Die Spielerinnen jubeln noch aus echter Freude, nicht für die Kameras. Sie grätschen, weil sie gewinnen wollen, nicht weil sie einen Millionenvertrag rechtfertigen müssen. Diese Echtheit spüren die Menschen – und schalten ein.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im Vergleich zur EM 2022 stiegen die Zuschauerzahlen nochmals an, obwohl Deutschland diesmal nicht ins Finale kam. Das Interesse wächst kontinuierlich, nicht durch künstliche Hypes oder Marketingkampagnen, sondern durch die Qualität des Sports selbst. Selbst das Finale ohne deutsche Beteiligung sahen über sieben Millionen Menschen.
Besonders aufschlussreich sind die digitalen Zahlen: 14 Millionen Livestream-Abrufe zeigen, dass hier eine Generation heranwächst, die Frauenfußball als selbstverständlichen Teil der Sportlandschaft begreift. 98 Millionen Videoaufrufe auf Instagram, über 20 Millionen bei TikTok – das sind keine Zufallstreffer, sondern Ausdruck eines fundamentalen Wandels. Die junge Zielgruppe findet im Frauenfußball etwas, was der Männerfußball längst verloren hat: Nahbarkeit.
ARD und ZDF haben richtig gehandelt, alle 31 Spiele zu übertragen. Nicht aus Quotengier, sondern aus Verantwortung. Sie haben verstanden, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk mehr bedeutet als die x-te Talkshow. Er bedeutet, gesellschaftliche Entwicklungen zu begleiten und zu fördern.
Der Männerfußball sollte genau hinsehen. Nicht um den Frauenfußball zu kopieren – das wäre ja Quatsch. Sondern um zu verstehen, was er verloren hat: die Verbindung zu den Menschen. Während Männervereine ihre Fans zu Kunden degradieren und Stadien zu Eventlocations umbauen, erinnert der Frauenfußball daran, warum wir diesen Sport einmal geliebt haben.
Die Frauen-EM war kein Märchen. Sie war ein Weckruf. Die Frage ist nur, ob ihn jemand hört.