SV Werder Bremen
·8 November 2024
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·8 November 2024
Patrick Erras freut sich auf seine Rückkehr nach Bremen (Foto: Holstein Kiel).
Patrick Erras hat Bundesliga-Geschichte geschrieben. Im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim schoss er seine KSV mit seinem Bundesliga-Premierentreffer nicht nur zum ersten Saisonsieg. Der Erfolg war gleichzeitig der erste Bundesligasieg der Kieler Klubgeschichte und dazu der erste eines schleswig-holsteinischen Vereins im Fußball-Oberhaus. WERDER.DE sprach vor dem gemeinsamen Duell am Samstag, 09.011.2024, 15.30 Uhr, mit dem ehemaligen Grün-Weißen über seinen Eintrag in die Vereinschronik, seine derzeit auffälligen Passfähigkeiten und warum er sich schon seit Monaten auf das Weserstadion freut.
WERDER.DE: Moin Patrick! Zunächst einmal: herzlichen Glückwunsch! Du hast am letzten Spieltag nicht nur dein erstes Bundesliga-Tor geschossen, sondern deinen Kielern so auch ihren ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte beschert. Wie viele Schulterklopfer gibt’s nach so einem Ereignis?
Patrick Erras: Danke euch! Da gab’s schon ein paar, aber wir haben auch betont, dass es eine tolle Mannschaftsleistung war. Man hat von Anfang an gemerkt, dass wir in dem Spiel die Punkte holen wollten. Das Stadion hat uns super unterstützt, das war eine besondere Atmosphäre. Wir waren alle sehr erleichtert, dass wir den ersten Sieg holen konnten.
WERDER.DE: Was ist das für ein Gefühl, in der Bundesliga ein Tor zu schießen?
Patrick Erras: Ein sehr schönes. In der 2. Bundesliga ist mir das schon ein paar Mal gelungen, in der Bundesliga noch nicht. Ein paar Spieler hatten mich schon augenzwinkernd darauf hingewiesen, dass es mal Zeit wäre für ein Tor. Ich bin natürlich froh, dass der Ball so gut kam, dass ich ihn einköpfen konnte.
WERDER.DE: Erstmals konntet ihr in dieser Saison auch „die Null“ halten. Wie wichtig war euch dieser Faktor?
Patrick Erras: Sehr wichtig! Letztes Jahr hatten wir in der Aufstiegssaison die meisten Spiele ohne Gegentor in der gesamten Liga. Unser Ziel muss auch jetzt sein, öfter „die Null“ zu halten. Das ist uns in den ersten Spielen nicht gelungen. Wir sind fast immer in Rückstand geraten, was alles schwerer macht. Wie wir aber jetzt als Team verteidigt haben, hat sich richtig gut angefühlt.
WERDER.DE: Kiel hat in den letzten Jahren öfter mal in der Bundesliga angeklopft, diesen Sommer hat es endlich mit dem Aufstieg geklappt. Wie blickst du auf den bisherigen Saisonstart zurück? Würdest du sagen, dass ihr zu Beginn auch etwas Lehrgeld zahlen musstet?
Patrick Erras: Das kann sein. Wir waren mehrmals nah an Siegen oder Punktgewinnen dran, irgendwie hat dann immer ein Stück gefehlt. Wir haben uns vor dem Spiel eingeschworen, dass das letzte Quäntchen da sein muss. Jetzt weiß jeder von uns, was es braucht, um drei Punkte zu holen.
WERDER.DE: Kennst du eigentlich deine eigene Passquote?
Patrick Erras: Nein, auf Statistiken schaue ich nicht so viel. Aber wenn ihr mich so darauf ansprecht, ist die vermutlich nicht so niedrig. (lacht)
WERDER.DE: Tatsächlich nicht. Mit 96,1 Prozent angekommener Pässe bist du nach Niklas Süle (96,3 Prozent) der passsicherste Spieler der Bundesliga. Spieler mit solchen Quoten vermutet man eher bei Champions-League-Teilnehmern, seltener bei einem Aufsteiger. Überrascht dich das selbst?
Patrick Erras: Dass die Quote aktuell so extrem ausfällt, überrascht mich dann doch etwas. Grundsätzlich ist das Passspiel aber schon eine meiner Stärken. Das ist auch eine meiner Aufgaben, hinten für ein sauberes Passspiel zu sorgen und Ruhe in die Mannschaft zu bringen. Das müssen aber nicht immer nur die einfachen Pässe sein. Ich versuche auch, die erste Reihe des Gegners zu überspielen.
Von Tag eins der Vorbereitung war es unser Ziel, intensiv zu spielen, um eine Chance zu haben.
Patrick Erras
WERDER.DE: Was sagt das über deine Rolle in der Kieler Mannschaft aus?
Patrick Erras: Als Abwehrspieler geht es heutzutage nicht nur ums Verteidigen, sondern auch darum, den Ball bestmöglich nach vorne zu bringen. Wir als Mannschaft definieren uns auch darüber, guten Fußball zu spielen. Dafür brauchen wir unter anderem auch ein sauberes Passspiel.
WERDER.DE: Statistisch auffällig sind auch eure vielen intensiven Läufe – in der Hinsicht toppt euch kein Team der Liga. Auch in puncto Zweikämpfen seid ihr vorne mit dabei. Ist das etwas, was ihr euch bewusst vornehmt: mehr Physis im Spiel, um mögliche spielerische Defizite zu den etablierteren Erstligisten auszugleichen?
Patrick Erras: Das ist mit das Wichtigste als Aufsteiger, in solchen Dingen weit vorne zu sein und die sogenannten "talentfreien Eigenschaften" immer auf den Platz zu bringen. Ansonsten wird es extrem schwer, in der Bundesliga zu bestehen. Von Tag eins der Vorbereitung war es unser Ziel, intensiv zu spielen, um eine Chance zu haben.
WERDER.DE: Lass uns auf deine Zeit bei Werder blicken: Rein sportlich betrachtet lief dein Jahr bei uns sicherlich nicht so, wie du dir das vor deinem Wechsel gewünscht hast. Verletzungen, Corona, dazu der Abstieg – woran erinnerst du dich vielleicht trotzdem gerne noch zurück?
Patrick Erras: Vielleicht hört sich das auch blöd an: aber trotz der von euch aufgezählten Dinge denke ich wirklich immer gerne an die Zeit in Bremen zurück. Es war nur ein Jahr, aber es war für mich persönlich ein wichtiges Jahr. Das war eine spannende Erfahrung bei einem großen Klub und tollem Verein. Klar hätte ich es mir gewünscht, dass es besser läuft. Aber es hat nicht sein sollen. In Bremen habe ich wirklich tolle Menschen kennengelernt und mich sehr wohl gefühlt.
Erras wechselte im Sommer 2020 an die Weser (Foto: nordphoto).
WERDER.DE: Deine ersten 25 Lebensjahre hast du ausschließlich in der Metropolregion Nürnberg verbracht. Mittlerweile bist du seit vier Jahren fernab der Heimat. Wie gut hast du dich in Norddeutschland eingelebt?
Patrick Erras: Mittlerweile sehr gut. Bremen hat’s mir schon sehr leicht gemacht, mich dort einzuleben. Die Leute waren sehr hilfsbereit, sehr freundlich. In Kiel ist es genauso. Ich kann nur über Positives sprechen, wie wir uns im Norden eingelebt haben – sowohl familiär als auch sportlich.
WERDER.DE: Wie schätzt du Werder aktuell ein? Nach guten Leistungen folgte zuletzt die herbe Niederlage in Gladbach …
Patrick Erras: Werder ist grundsätzlich eine über mehrere Jahre sehr eingespielte Mannschaft, die sich punktuell auch verstärken konnte. Jeder weiß, was der andere macht. Das Team hat sowohl offensiv als auch defensiv eine hohe Qualität. Wir wissen, was auf uns zukommt. Für uns gilt es, die nächsten Tage zu nutzen und uns darauf bestmöglich vorzubereiten.
WERDER.DE: Deine ersten Spiele in Kiel hast du sogar unter Ole Werner bestritten. Konntest du dir in der kurzen Zeit ein Bild von ihm als Trainer machen? Was zeichnet ihn deiner Meinung nach aus?
Patrick Erras: Auch wenn es nur eine kurze Zeit war, konnte man schon einen guten Einblick darüber bekommen, was für ein guter Trainer er ist, wie er taktisch denkt oder was er für Ideen hat – das war schon klasse. Wenn man sich hier umhört, gibt es nur Lob für ihn. Das kann ich nur bestätigen.
WERDER.DE: Im Weserstadion selbst kamst du in deinem Werder-Jahr nur zu zwei Kurzeinsätzen. Wie sehr freust du dich darauf, endlich auch mal in ein volles Weserstadion einzulaufen?
Patrick Erras: Unglaublich! Ich wurde vor der Saison gefragt, auf welches Spiel ich mich am meisten freue. Meine Antwort war: auf das in Bremen. Ich freue mich auf das Stadion, die Kulisse, die Leute, die ich kennengelernt habe. Ich habe die Atmosphäre in dem Jahr in Bremen nicht so erleben können, weil es immer Zuschauerbeschränkungen gab. Deshalb ist es für mich ein echtes Highlight, in Bremen vor ausverkauftem Haus zu spielen.
WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Patrick!