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·12 September 2025
Eintracht Frankfurt: Wie gut war Krösches Transfersommer wirklich?

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·12 September 2025
Die Eintracht ist die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga. Nach einem überzeugenden 4:1-Sieg am ersten Spieltag gegen Werder Bremen und einem 3:1-Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim grüßen die Frankfurter vom zweiten Tabellenplatz.
Sportvorstand Markus Krösche wird ein sehr guter Transfersommer bescheinigt. Generell erntet er regelmäßig Lob. Doch wie erfolgreich war er wirklich? Wo fehlt vielleicht noch Qualität im Kader? Wir werfen einen Blick darauf.
Der FC Liverpool bezahlte satte 95 Millionen Euro für die Dienste von Hugo Ekitiké. Einen Teil dieser Summe investierte man, um Jonathan Burkardt von Mainz 05 an den Main zu lotsen. Neben Burkardt stehen noch Elye Wahi, Michy Batshuayi und Jessic Ngangkam im Kader der Eintracht. Wahi konnte seit seiner Ankunft im vergangenen Januar nicht überzeugen: In zehn Bundesliga-Einsätzen gelang ihm kein Treffer. Batshuayi kam ebenfalls im Winter zur Eintracht und erzielte immerhin drei Tore.
Ngangkam fällt bis auf weiteres aus. Im Sturmzentrum ist zwar Quantität vorhanden, besonders wenn man nur auf eine nominelle Spitze setzt. Allerdings steht neben jedem der Spieler auch ein Fragezeichen. Burkardt hatte zwar eine starke letzte Saison, er hat aber in seiner Karriere auch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Auch im letzten Spiel fiel er kurzfristig aus. Bis kurz vor Ende der Transferperiode wurde Frankfurt außerdem mit William Osula von Newcastle United in Verbindung gebracht.
Ein klares Zeichen, dass Frankfurt den Sturm um ein weiteres Spielerprofil ergänzen wollte. Am Ende kam jedoch kein weiterer Stürmer zur Eintracht. Insgesamt muss man festhalten, dass Qualität im Angriff verloren gegangen ist. Eine Qualität, die sich nicht ersetzen lässt. Sollte Burkardt fit bleiben, hat man mit ihm einen guten Ersatz geholt. Ein Fragezeichen bleibt trotzdem. Brisantes Detail: Bis dato wurde keines der sieben Saisontore von einem Stürmer erzielt. Die zentralen Angreifer müssen also zeigen, was sie drauf haben.
Ein Spieler, der in diesem Sommer zur Eintracht kam und sich innerhalb weniger Wochen in die Herzen aller Adlerträger gespielt hat, ist Ritsu Doan. Der technisch starke Japaner wechselte für knapp 21 Millionen Euro von Freiburg an den Main. Nach zwei Spieltagen steht Doan bereits bei drei Torbeteiligungen – ein traumhafter Start. Neben seinen fußballerischen Qualitäten kommt auch seine Arbeitsmoral bei den Frankfurtern gut an. Anfang der Woche sagte er ein Länderspiel ab, um vorzeitig nach Frankfurt zurückzukehren und sich auf das Ligaspiel gegen den Vizemeister aus Leverkusen vorzubereiten. Doan ist zwar erst seit wenigen Monaten bei der Eintracht, trotzdem kann man bereits jetzt von einem Königstransfer Krösches sprechen.
Ein bekanntes Zitat von José Mourinho lässt sich auf die Arbeit von Krösche übertragen. Im Jahr 2018 bewertete Mourinho auf einer Pressekonferenz die Transferstrategie von Manchester City. Mourinho, damals Trainer des Stadtrivalen Manchester United, sprach von „Investments from the past”, also Investitionen aus der Vergangenheit. Er lobte die Transferstrategie der Citizens, die nachhaltig Spieler verpflichteten, um einen starken Kader aufzubauen. Bei Eintracht Frankfurt waren neben Doan waren vor allem Can Uzun, Jean-Mattéo Bahoya und Fares Chaibi die Gesichter des Frankfurter Traumstarts. Allesamt Spieler, die Krösche bereits in den vergangenen Jahren verpflichtet hat. Er hat dort mit Weitsicht eine Kaderstruktur aufgebaut, die der Eintracht auch in Zukunft Freude bereiten wird.
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Der eben angesprochene Chaibi blüht zu Saisonbeginn in einer neuen Rolle auf. Der algerische Nationalspieler wird normalerweise im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Nach der Verletzung von Elyes Skhiri überzeugte Chaibi jedoch als Sechser neben Hugo Larsson. Mit Skhiri, Larsson, dem offensiver ausgerichteten Chaibi und Hojlund stehen Dino Toppmöller vier Spieler für die Doppelsechs zur Verfügung.
Das ist numerisch womöglich ausreichend. Zum Ende der Transferperiode war die Eintracht jedoch noch auf der Suche nach einem weiteren Mittelfeldspieler. Laut dem kicker scheiterte man mit einem Angebot über 22 Millionen Euro an Sergi Altimira von Real Betis. Auch eine kurzfristige Leihe von Soungoutou Magassa von AS Monaco stand im Raum. Dieser wechselte jedoch fest zu West Ham United. Ein weiterer Sechser hätte dem Kader der Eintracht gutgetan, auch weil man mit Chaibi nicht zwangsweise langfristig auf dieser Position plant.
Betrachtet man die Abwehr der Eintracht, so muss zunächst festgehalten werden, dass die Viererkette top besetzt ist. Mit Nathaniel Brown, Arthur Theate, Kapitän Robin Koch und dem fest verpflichteten Rasmus Kristensen ist die Qualität sehr hoch. Dahinter wird es jedoch dünn. Mit Nnamdi Collins hat man ein großes Talent im Kader, der sowohl innen als auch rechts hinten verteidigen kann. Er ist jedoch eher ein Verteidiger für eine Dreierkette. Aurele Amenda ist die nächste Alternative für die Innenverteidigung. Der Schweizer kam Anfang 2024 zur Eintracht, absolvierte bis dato jedoch lediglich 13 Spiele für die Adler.
Mit Tuta gab man einen Verteidiger ab, der jahrelang ein wichtiger Spieler war, ohne ihn adäquat zu ersetzen. Eine Position im Kader, die mit der Dreifachbelastung einfach nicht ausreichend stark besetzt ist, es sei denn, es gibt einen Spieler, der plötzlich noch einen Schritt nach vorne macht. Für Brown gibt es keinen hochwertigen Ersatz im Kader. Links hinten könnte nur der etatmäßige Innenverteidiger Theate aushelfen. In der Verteidigung wäre ein weiterer Spieler für die Breite des Kaders sinnvoll gewesen.
(Foto: Getty Images)
Insgesamt kann man die Transferphase von Eintracht Frankfurt positiv bewerten. Auch dann, wenn man bedenkt, dass die Hessen schon Spielern wie James McAtee und Jobe Bellingham Stadt und Stadion zeigten, sie überzeugen wollte. Doch beide schlugen – ebenso wie Victor Froholdt, den man auch holen wollte – einen anderen Weg ein. Es gelang also nicht alles.
Mit Doan ist Krösche ein absoluter Top-Transfer gelungen. Der Verkauf von Ekitiké war für alle Eintracht-Fans schmerzhaft, aber 95 Millionen sind eine schwindelerregende Summe, die Krösche herausgeholt hat. Der Kader von Eintracht Frankfurt ist sehr stark. Auf einzelnen Positionen wie im Sturm, im zentralen Mittelfeld oder in der Innenverteidigung hätte die eine oder andere Verstärkung jedoch sicher nicht geschadet. Schließlich tanzt man mit der Champions-League auf drei Hochzeiten gleichzeitig. Im Winter besteht aber auch nochmal die Gelegenheit, den Kader zu verstärken – eine perfekte Transferphase gibt es vermutlich ohnehin nicht.
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