Ex-Löwe Martin Kobylanski im db24-Interview: "Jeder wollte bei 1860 ein bisschen mitreden - da fasst man sich an den Kopf!" | OneFootball

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·8 November 2024

Ex-Löwe Martin Kobylanski im db24-Interview: "Jeder wollte bei 1860 ein bisschen mitreden - da fasst man sich an den Kopf!"

Gambar artikel:Ex-Löwe Martin Kobylanski im db24-Interview: "Jeder wollte bei 1860 ein bisschen mitreden - da fasst man sich an den Kopf!"

VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

1860 gegen den Waldhof - das Duell zweier in der Dritten Liga gestrandeter Traditionsvereine (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker). Nicht nur für Ex-Löwen-Kapitän Bernhard Trares ist es eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, sondern auch für Martin Kobylanski. Das db24-Interview:


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db24: Rund 15 Monate nach Ihrem eher unfreiwilligen Aus bei 1860 München im Sommer 2023 kehren Sie erstmals wieder ins Grünwalder Stadion zurück, als Gegner - mit welchen Erinnerungen?

MARTIN KOBYLANSKI (30): Schwierig! Es war eine Saison, die super begonnen hat, und wo alles sehr schlecht geendet ist. Deswegen: Gemischte Gefühle! Aber trotzdem ist Vorfreude da: Kultiges Stadion, die Leute, die drumherum arbeiten - da freu ich mich, die wieder zu sehen. Und uns als Familie hatte es super-gut in München gefallen. Das sind keine Floskeln, nur weil wir am Wochenende gegen Sechzig spielen.

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db24: Mal Hand aufs Herz: Warum haben Sie Ihren über zwei Jahre laufenden Vertrag nach nur einer Saison, ohne einen Verein in der Hinterhand zu haben, aufgelöst?

Es ging einfach nicht mehr! Ich war einfach enttäuscht, dass man so eine Saison so in den Sand setzen kann. Ich hätte auch bleiben und schlechte Stimmung verbreiten können. Aber das wollte ich nicht. Ich bin ein fairer Sportsmann. Wenn ich die gleichen Chancen wie alle anderen gehabt und dann nicht gespielt hätte, wäre das in Ordnung gewesen. Aber nicht so. Viele wissen gar nicht, was da bei 1860 alles vorgefallen ist, welche Gespräche man führen musste. Dementsprechend war ich froh, als ich den Auflösungsvertrag unterschrieben hatte. Es war Erleichterung pur. Eines darf man nicht vergessen: Wir sind super in die Saison gestartet, waren bis zum siebten Spieltag mit einem Punkteschnitt von 2,7 Zählern pro Spiel Tabellenführer, ich war bis dahin Stammspieler. Wir hatten uns die Ziele, die wir uns selbst gesteckt hatten, bis zu dieser Etappe erreicht. Wir hatten viele Spiele gewonnen, wenn ich mich nur an das verrückte 4:3 in Dresden erinnere. Die Mannschaft war vielleicht die beste, die 1860 seit der Rückkehr in den Profifußball gehabt hat.

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db24: Was ist passiert, dass die Löwen dann eingebrochen sind?

(überlegt kurz): Wir hatten gefühlt 1.000 Nebengeräusche, die immer lauter wurden. Plötzlich stand der Fußball nicht mehr im Mittelpunkt bei 1860, sondern andere Dinge. Jeder wollte ein bisschen mitreden und der ein oder andere hat nicht der Mannschaft vertraut, die das am Anfang gezogen hat. Gefühlt wird bei 1860 jedem Mitarbeiter Gehör geschenkt: Ob es der Athletiktrainer war oder der Zeugwart - auf die Spieler ist man dagegen nie richtig eingegangen. Es wurde alles größer gemacht als es war, in jeder Hinsicht. Da fasst man sich an den Kopf. Und dann wurde auch noch ein wenig rotiert, was der Mannschaft nicht unbedingt geholfen hat. Als wir mit 1:4 in Elversberg verloren, hieß es gleich: “Sechzig ist eingebrochen. Ende! Feierabend!” Plötzlich war alles schlecht. Das ist schade! Ich weiß noch, als ich gekommem bin: Es war so eine Vorfreude in diesem Verein. Und je länger die Saison dauerte, desto turbulenter wurde es - ja, und dann sind wir tatsächlich eingebrochen.

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db24: Mit Ex-Trainer Maurizio Jacobacci kamen Sie nach dem Köllner-Aus gar nicht zu recht…

Richtig, ich hatte keinen guten Draht zu ihm! Aber nicht nur ich, sondern auch Raphael Holzhauser oder Joe Boyamba. Ich kam nur noch sporadisch zum Einsatz. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Spiele ich unter Jacobacci gemacht hatte. Ich habe das alles ausgeblendet.

db24: Jetzt können Sie ja ganz offen darüber reden: Warum haben vor allem Neuzugänge bei 1860 stets so einen schweren Stand?

Ich glaube, es ist immer diese überdimensionale Erwartungshaltung, die der Verein 1860 München mit sich bringt. Man muss aber auch wissen: Die Löwen spielen so lange wie kein anderer Klub in der Dritten Liga - und sie haben in den letzten Jahren um die ersten Plätze nie richtig mitgespielt. Man muss sich das so vorstellen: Da kommt ein neuer Spieler - und dann sind alle Hoffnungen auf ihn fokussiert, dann heißt es: “Der schießt uns hoch!” Und wenn du drei schlechte Spiele machst, heißt es: “Das ist ein Fehleinkauf, ein Flop!” Damit muss man erst einmal klar kommen, wenn man aus einem kleineren Verein wechselt. Sechzig ist schon eine andere Welt. Wenn man vom HSV, Schalke oder Braunschweig kommt, okay, da kommt man damit vielleicht eher zurecht, als wenn einer von Würzburg nach München wechselt, dann wird das schnell zur Falle. Man sagt immer: “Ja, der ist Profi genug, der muss sofort funktionieren!” Nein, so leicht ist das nicht. Man ist immer noch ein Mensch. Man muss sich das so vorstellen: Du ziehst berufsbedingt von München nach Buxtehude - und dann brauchst du auch eine gewisse Anlauf- bzw. Eingewöhnungszeit, um performen zu können. Natürlich sollte der Anspruch immer der Aufstieg bei 1860 sein, aber vielleicht sollte man am Anfang immer ein bisschen tiefer stapeln.

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db24: In Mannheim waren die Erwartungen auch hoch, doch dann hatte man zwischenzeitlich die rote Laterne in der Hand - bis Bernhard Trares kam…

Bernhard ist wirklich ein sehr angenehmer cooler Trainer, der vieles erlaubt. Er bringt immer diese Positivität in den Raum. Er stellt sich nie über die Mannschaft. Er sieht uns zuerst als Mensch und dann erst als Spieler. Er sagt: “Ihr könnt Fehler machen, ihr sollt sie aber nicht zweimal machen!” Bernhard hat für ein wichtiges stabiles Fundament gesorgt. Wir sind unter ihm eine Einheit geworden, das ist auch ablesbar an unseren Spielen: Ein Rückstand bringt uns nicht aus dem Konzept, wir spielen unbeirrt weiter und werden oft belohnt. Das ist unser Weg als Waldhof. Er redet nicht viel mit den Spielern, aber er spürt die Mannschaft und wir spüren ihn. Aber er kommt auch mal mit in die Sauna - und erzählt dann coole Geschichten aus seiner Zeit. Man hört ihm gerne zu.

db24: Früher hatte Trares den Ruf, dass er mehr verlangt als alle anderen…

(lacht): Das macht er auch heute noch. Er trainiert mehr, als ich es bislang gekannt habe. Bernhard steht für Arbeit, aber er dosiert es auch immer wieder. Er schickt auch mal einen jungen Spieler an den Kopfball-Pendel. Er findet eine gute Mischung, die zu uns als Mannschaft auch super passt. Bernhard spielt heute noch im Kreis mit. Er ist da super engagiert - und will auf gar keinen Fall in die Mitte…

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db24: Trares will aufgrund seiner Historie vermutlich ungern bei 1860 verlieren…

Wir wissen natürlich, dass er bei 1860 Kapitän war und eine Riesenrolle in diesem Verein hatte, aber Bernhard will immer gewinnen. Deswegen war er auch angefressen, dass wir aus Unterhaching nur einen Punkt mitgenommen haben. Ich würde es gut finden, wenn er vor dem Spiel in der Kabine sagt, wie wichtig ihm dieses Spiel ist. Aber so, wie ich ihn einschätze, nimmt er sich da nicht zu wichtig. Es geht ihm jetzt zu 100 Prozent um den Waldhof. Uns ist aber bewusst, dass ihm ein Sieg bei 1860 besonders gefallen würde.

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db24: Ein Blick auf die Tabelle reicht: Es wird auf ein Duell auf Augenhöhe rauslaufen. Warum gewinnt der Waldhof bei Sechzig?

Wir haben aus den letzten beiden Auswärtsspielen vier Punkte geholt: Vor dem 1:1 in Unterhaching haben wir mit 1:0 in Dortmund gewonnen. Wir gehen super positiv und voller Selbstvertrauen in diese Partie. Wir kennen unsere Qualität und wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Seit Bernhard Trares da ist, haben wir nur ein Spiel verloren - gegen Sandhausen. Ansonsten haben wir immer gewonnen oder zumindest gepunktet. Das gibt Kraft. Es gibt wenig schönere Spiele als diese Partie in der Dritten Liga. Wir freuen uns auf diese Partie. Heimsiege sind zwar super cool, aber Auswärtssiege haben für mich noch einen größeren Reiz. Wenn du dann zurückfährst, da ist eine ganz besondere Energie im Bus. Deswegen wollen wir auf gar keinen Fall verlieren. Und ich für mich habe auch ein Ziel: Ich würde irgendwann gern den Bann brechen und ein Tor in dieser Saison erzielen…

db24: Vielleicht gelingt das persönliche Erfolgserlebnis ausgerechnet in München. 1860 ist das zweitschwächste Heimteam der Liga…

Das hat nichts zu sagen: Ich würde mich nicht an so einer Statistik festbeißen - das ist Dritte Liga. Es kann sein, dass uns 1860 jetzt herspielt - oder wir die Löwen. Wir wissen ganz genau: Wir müssen hart für den Erfolg arbeiten im Grünwalder Stadion.

db24: Wie schätzen Sie die Qualität von 1860 prinzipiell ein?

Die Qualität bei Sechzig ist immer gut, man muss nur die jüngsten Neuzugänge anschauen: Thore Jacobsen, Patrick Hobsch oder der Japaner Kozuki, der beim 3:0 in Sandhausen ein Supertor gemacht hat. Ich finde, bei den Löwen ist es nie so, dass du sagt: Was willst du mit diesem Kader? Mit Jesper Verlaat hast du außerdem einen super erfahrenen Abwehrchef der Dritten Liga und mit Marco Hiller auch einen guten Torwart. Sechzig hat eine Qualität, die wir erst einmal bespielen müssen. Aber wir haben auch ein gutes Niveau: Egal ob in der Startelf oder auf der Bank. Wir haben vor keinem Gegner Angst, der Respekt ist aber immer da.

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db24: Wie bewerten Sie das Niveau der Dritten Liga insgesamt: Spitzenreiter Energie Cottbus kommt auf einen Punkteschnitt von 1,76 pro Partie - liegt das an der großen Ausgeglichenheit oder doch eher am schwachen Niveau?

Es ist schon verrückt: Cottbus als Aufsteiger Erster, Osnabrück als Absteiger Letzter. Das ist schon hart. Und wenn man sieht, wer kurzzeitig mit unten drin war: Rostock, Sechzig und wir. Man muss diese Liga erst einmal annehmen wollen und vor allem können. Keiner braucht glauben, du stellst einen ordentlichen Kader zusammen und steigst dann automatisch auf.

db24: Sie spielen mit Terrence Boyd zusammen. Er ist eines der großen Gesichter der Dritten Liga. Was ist er für ein Typ?

(lacht): Ein geiler Typ! Er hat mich auch zum Golfen gebracht. Er hat nicht viele Themen, aber beim Golfen schaltet er hoch, selbst auf dem Handy. Ich bin zwar nicht super-gut, aber ich kann mittlerweile mit den Jungs mithalten. Ich sitze auch neben Terrence im Bus. Er hat eine Meinung, das gefällt mir, er hört aber auch den jüngeren Spielern zu.

Kobylanski tippt für db24 als Experte den 14. Spieltag der Dritten Liga - und glaubt an einen Mannheimer 2:1-Auswärtserfolg bei Sechzig. Ex-Löwe Rodrigo Costa sammelte am vergangenen Spieltag acht Punkte für die Allstars - Platz 203. Auf dem Platz an der Sonne thront User “Basstscho”.

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